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Mann hat abgewirtschaftet
Psychoanalytiker Richter setzt zur Bewältigung der Krise(n) auf Frauen
Stichwörter: Entwicklung Politik Wirtschaft

Manche Umweltschützer und Klimaretter sind neidisch, dass die Wirtschaftskrise den Politikern das Geld für Hilfsmaßnahmen viel einfacher aus der Tasche zieht, als beispielsweise der Regenwaldschutz oder Maßnahmen gegen den Klimawandel. Oder aber auch die Politiker dazu bringt, zügig konkrete Aktivitäten zu beschließen und diese umzusetzen. Man denke nur an die ganzen Bankbürgschaften oder auch die Abwrackprämie zur Stützung der Automobilindustrie.

Was für die einen konkurrierende Vorgänge sind, sind für uns verschiedene Ausprägungen eines Systems. Wer skrupellos investiert um seinen Profit maßlos zu steigern, der macht seine Geschäfte ebenso skrupellos auf Kosten der Natur oder der indigenen BewohnerInnen einer Waldregion.

Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter beobachtet gesellschaftliche Prozesse, hinterfragt, welche Ängste die Menschen haben und was das (gute) Auskommen untereinander regelt. Die Krise hat ihre Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen, Richter erkennt so etwas wie eine 'kollektive Depression' und analysiert, was an jedem Stammtisch auch diskutiert wird: Wie konnte alles dermaßen aus dem Ruder laufen?

SPIEGEL ONLINE: Wie konnte sich das Wirtschaftssystem denn überhaupt so entwickeln, dass es den unverantwortlichen Zockern, von denen Sie sprechen, freie Bahn lässt? Hat die Gesellschaft den Kapitalismus oder der Kapitalismus die Gesellschaft verändert?

Richter: Die Gesellschaft hat den Kapitalismus verändert. Eine Soziale Marktwirtschaft funktioniert nur, wenn die Gesellschaft sie auch als sozial und gerecht versteht. Das alles muss von innen kommen. Wenn die Menschen Gerissenheit, Habgier und Rücksichtslosigkeit als Erfolgsantriebe bejahen, entsteht der Raubtierkapitalismus. Das Wirtschaftssystem spiegelt den Reifezustand der Gesellschaft wider. Dann nennt sich eine Marktwirtschaft sozial, ist es aber nur noch vom Etikett her.

[...]

SPIEGEL ONLINE: Wann hat denn die Gesellschaft angefangen, einen Raubtierkapitalismus zuzulassen?

Richter: Als der Sozialismus Ende der achtziger Jahre zusammenbrach, sah es so aus, als wäre das der endgültige Sieg des Kapitalismus. Niemand zog dieses System mehr in Zweifel. Die Schrankenlosigkeit der Freiheit war die große Hoffnung. Das war aber der Durchbruch von Maßlosigkeit und Gier.

SPIEGEL ONLINE: Ist es nicht natürlich, dass der Mensch gierig ist?

Richter: Wenn man wie ich mehr als ein halbes Jahrhundert den Menschen zuhört und die Politik beobachtet, merkt man, dass die Menschen sich verändert haben. Als Adam Smith Mitte des 18. Jahrhunderts die liberale Marktwirtschaft erfunden hat, hat er gleichzeitig ein dickes Buch über "Die Theorie der ethischen Gefühle" geschrieben. Er war der Meinung, dass die egoistischen Antriebskräfte durch ein Gegengewicht von sozialen Gefühlen vor Maßlosigkeit bewahrt werden würden. Doch das funktioniert heute nicht mehr. Das Schwinden sozialen Verantwortungsgefühls ist die Krankheit des modernen Kapitalismus.

So ernüchternd die Analyse Richters auch sein mag (haben wir es nicht selbst so gesehen?), es gibt Hoffnung. Neben dem 'Arschloch' Mann gibt es als bisher in diesen Dingen eher zu wenig wirkendes Gegenstück die Frau. Wenn man Richter glauben darf, dann ruht unser aller Hoffnung ... es gibt natürlich Ausnahmen, wie beispielsweise die SPD-Politikerin Andrea Nahles, die sich als umweltverachtende Raserin geoutet hat ... in der 'Machtübernahme' durch Frauen. Frauen sind die besseren Menschen, wenigstens wenn es drumgeht, das Zusammenleben und das Wirtschaften sozialer und harmonischer zu machen.

SPIEGEL ONLINE: Ist die Art von freier Marktwirtschaft, die sich Adam Smith vorgestellt hat, überhaupt möglich?

Richter: Ich setze heute große Hoffnung auf die laufende Stärkung der Frauen in allen Berufen. Ich behaupte: Die Finanzkrise wäre nicht in die katastrophale Zockerei entglitten, hätten Frauen in dieser Branche schon deutlich mehr Führungspositionen innegehabt.

SPIEGEL ONLINE: Was machen denn Frauen anders?

Richter: Die Wertewelt von Frauen ist stärker durch Hilfsbereitschaft und Teilen mit anderen geprägt als bei Männern. Das zeigen Vergleichsstudien. Das ebenbürtige Einrücken der Frauen in Führungspositionen ist noch mitten im Gang und wird sich vermutlich eher noch beschleunigen.

SPIEGEL ONLINE: Aber werden die Männer in Führungspositionen nicht versuchen zu verhindern, dass Frauen ihnen diese Positionen streitig machen?

Richter: Es gibt natürlich Widerstände. Die Männer haben Angst, ihre Dominanz zu verlieren und unterdrücken vielfach schon die eigene moralische Sensibilität, um nicht als weichliche Gutmenschen zu erscheinen. Gerissenheit, Habgier und Egoismus werden in unserer Gesellschaft als Erfolgsfaktoren angesehen. Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit stehen für Versagen. Wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen in der Finanzindustrie haben, dann wird sich das ändern.

Vielleicht sollten wir bei Pro REGENWALD künftig nur noch weibliche Fördermitglieder aufnehmen. Doch wer integriert dann die Männer, die alle ihre alten Machtrollen verloren haben?

Das ganze Interview steht hier: "Der moderne Kapitalismus ist krank"

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