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Nürnberg kneift
Jetzt doch kein Tropenholz für Parkbänke
Stichwörter: Tropenholz Protest Entwicklung Zertifizierung

Es sollte beispielhaft die Entwicklung in afrikanischen Ländern anschieben helfen und gleichzeitig in Nürnberg die Stadtkasse entlasten. So war jedenfalls anfangs die Argumentation der Befürworter der Tropenholz-Variante für 3.000 neue Parkbänke, die in der näheren Zukunft in Nürnberg zu ersetzen sind.

Daraus ist jetzt nichts geworden, wie das Holzzentralblatt nach der Sitzung des Nürnberger Umweltausschusses vom 25.02. berichtet

Stadt Nürnberg will keine Parkbänke mit Tropenholz

Die Stadt Nürnberg wird Tropenholz - und auch Tropenholz mit FSC-Zertifizierung - nicht für die Ausstattung ihrer Parkbänke zulassen. Das hat die gestrige Diskussion im Umweltausschuss der Stadt Nürnberg bestätigt - was Beobachter schon einige Tage zuvor vermutet hatten. Die Ausschreibung soll auf europäische Holzarten beschränkt werden. Auch ein Brief vom 23. Februar, den die Naturschutzorganisationen WWF, BUND, Nabu und Oro Verde an Nürnbergs Bürgermeister geschrieben haben, hat das Misstrauen gegen FSC-zertifiziertem Tropenholz unter den Lokalpolitikern nicht abbauen können. Die vier Organisationen haben dem Bürgermeister der Stadt versichert, dass aus Sicht der vier Organisationen nichts gegen den Einsatz von Tropenholz spreche, wenn dieses aus FSC-zertifizierter Waldbewirtschaftung stammt.

Im Nachhinein und ohne eine schriftliche Begründung ist nicht im Detail nachvollziehbar, was den Umweltausschuss trotz der pauschalen Unbedenklichkeitserklärung, die vier zum Thema mehr oder weniger kompetente Umweltverbände in letzter Minute noch auf den Tisch gelegt hatten, zur Entscheidung gegen den Tropenholzeinsatz bewogen hat.

Eine Rolle mögen die Nachfragen und Protestaktionen zum Vorgang aus ganz Deutschland sowie die Aktivitäten in Nürnberg selbst gewesen sein. Vielleicht hat sich auch die Einsicht durchgesetzt, dass man ohne den Nachweis führen zu können, besser nicht mit Argumenten der Entwicklung vor Ort werben sollte.

Einige weitere Fragen zu den wahren Kosten der Tropenholz-Variante bzw deren Treibhausgasbilanz unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse mussten die Entscheider wohl als unbefriedigend recherchiert verbuchen (uns liegt dazu jedenfalls keine andere Auskunft vor), was den meisten Argumenten der Tropenholzvariante-Befürwortern dann höchstwahrscheinlich die Glaubhaftigkeit genommen hat.

Auch wenn die Entscheidung getroffen ist, erwarten wir eine Antwort auf unseren Brief vom 22.02. ... einige Angaben und Antworten auf die angesprochenen Fragen müssen doch vorhanden sein. Und um diese würden wir gerne unseren Kenntnisstand in dieser so wichtigen Diskussion bereichern.

An
Oberbürgermeister Dr. Maly
Bürgermeister Förther
Umweltreferent Dr. Pluschke
Mitglieder des Nürnberger Stadtrats
Rathausplatz 2
90403 Nürnberg

München, 22.02.2010

Zweiter Offener Brief: Kein Tropenholz für Parkbänke

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
am Donnerstag, den 25. Februar, soll allem Anschein nach der Umweltausschuss der Stadt Nürnberg endgültig darüber befinden, aus welchem Holz 3.500 Parkbänke in Nürnberg gefertigt werden und ob dafür Tropenholz aus Kamerun und der Republik Kongo oder heimisches Holz aus der Region verwendet werden soll.

Da auch Sie persönlich mit dieser Entscheidung betraut und/oder verantwortlich sind, bitten wir Sie, uns die folgenden Fragen zu beantworten sowie die Fragestellung/Antwort bei der anstehenden Entscheidung zu berücksichtigen – es geht darum, inwiefern der Einsatz von Tropenholz einen entwicklungspolitischen Beitrag leistet, die Abholzung von Wäldern der Umwelt förderlich ist und wo tatsächlich Kosten eingespart werden:

  • Sowohl Umweltreferent Pluschke wie auch einige Ratsmitglieder argumentieren, dass FSC-zertifiziertes Tropenholz grundsätzlich sinnvoll sei, weil es den Menschen vor Ort helfe.

Wenn durch den Einsatz von Tropenholz ein entwicklungspolitisches Zeichen gesetzt werden soll, dann müssen Zahlen darüber bekannt sein, wo bei dem Produkt die Wertschöpfung erfolgt. Theoretisch könnte sein, dass aufgrund besonders günstiger Einkaufsbedingungen lediglich der Zwischenhändler eine größere Gewinnspanne hat und, dass bei den Menschen in Afrika nur ein paar Cent ankommen. Welche Wertschöpfung geschieht auf welchen Stationen der Hölzer aus Afrika?
Wir fordern die Offenlegung der Wertschöpfung auf allen Stationen des Holzes als Grundlage für die Entscheidung.

  • Ein weiteres Argument einiger Ratsmitglieder sowie des Umweltreferenten ist, dass FSC-zertifiziertes Holz eine Gewähr für den schonendsten Eingriff in den Tropenwald darstellt. In Zeiten des Klimawandels und internationaler Bemühungen, Wald zugunsten des Klimas zu erhalten, bedeuten Eingriffe jeglicher Art in den Wald einen massiven Eingriff in die CO2-Speicherfähigkeit der Wälder. Einer Studie aus dem Juni 2009 (Vested Interests. Industrial logging and carbon in tropical forests; hrsg. von Global Witness) zufolge, büßt Wald in der fraglichen afrikanischen Region 40 bis 60 Prozent seiner Kohlendioxidspeicherfähigkeit ein, sobald er industriell genutzt wird.

Inwiefern haben Sie diese Klimafolgen in der bisherigen Argumentation des Stadtrates und des FSC bezüglich der vermeintlich besseren CO2-Bilanz von Tropenholz gegenüber Holz aus Europa, das angeblich längere Strecken per LKW zurücklegt, mit berücksichtigt und könnten Sie uns bitte diese Kalkulationen zugänglich machen?

  • Als drittes Argument werden natürlich die Kosten angeführt. Der größte Einspareffekt entsteht nicht bei der Holzbeschaffung, sondern anscheinend erst bei der Instandhaltung in den veranschlagten Nutzungsjahren. Kurz: der Haupteinspareffekt entsteht durch vermiedenen Arbeitsaufwand in Nürnberg - oder anders herum: vielleicht verlieren fünf/sechs Menschen in Nürnberg ihre Arbeit, die sonst für die Pflege der Parkbänke zuständig wären. Was passiert mit diesen Menschen, die einen großen Anteil der dann vermiedenen Kosten von knapp 500.000 EUR pro Jahr nicht mehr als Einkommen verbuchen können?

Kosten diese Menschen zuerst als Arbeitslose die Arbeitsagentur und dann als Hartz IV-Empfänger die Stadt an anderer Stelle genau wieder das Geld, welches man bei den Parkbänken eingespart hat?
Wir fordern die Einbeziehung der Ersparnisfolgekosten in eine Gesamtbilanz sowie die Offenlegung und öffentliche Diskussion dieser Zahlen.

Mit den uns vorliegenden Informationen, die wir gerne mit neuen Fakten, die Sie uns hoffentlich übermitteln werden, abstimmen können, kommen wir bisher zum folgenden Ergebnis: Wenn Sie tatsächlich für eine nachhaltige Entwicklung sind, für den Erhalt von Arbeitsplätzen und für Wald- und Klimaschutz, dann bleibt Ihnen in diesem Fall keine andere Wahl als für die Verwendung von Holz aus unseren Breiten (idealerweise aus der Region) zu stimmen. Denn die Stadt Nürnberg als Verbraucher von afrikanischem Tropenholz aus der Naturwaldernte (mit FSC oder ohne), ist verantwortlich für die unnötige Freisetzung von Kohlenstoff, für die drastische Verarmung der Biodiversität, der Menschen und der Länder Zentralafrikas!

Eine abschließende Bemerkung zur Nutzung der Wälder: viel mehr als bei uns, sind von der direkten Nutzung der Wälder in Afrika ein höherer Prozentsatz der Bevölkerung abhängig als bei uns. Die angeblich längst überfällige ‚Inwertsetzung‘ dieser Wälder durch die Holzindustrie diffamiert die vielfältigen schon existierenden Nutzungen und reduziert ein diversifiziertes Wirtschaftssystem auf die auch bei uns praktizierte Holzernte.

Nachdem die Entscheidung in Kürze ansteht und die in unseren Fragen angesprochenen Punkte als Grundlage für die Entscheidung schon aufbereitet sein sollten, erwarten wir die Übermittlung der Antwort zeitnah und danken Ihnen schon im voraus für eine zügige Bearbeitung. Wir stehen Ihnen gerne unter 089-359 8650 zur Verfügung, falls Sie weitere Argumente zur Entscheidungsfindung benötigen.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Glöckle
Pro REGENWALD

Kommentare

# Klaus am 09.03.2010, 09:58

Ist doch prima, dass sich Nürnberg gegen die Verwendung von Tropenholz entscheidet. Im Gegensatz zu den vorherigen Artikeln zu diesem Thema liest sich der erste Teil dieses Artikels, als bedauere ProRegenwald diesen Meinungsumschwung.

# László am 11.03.2010, 14:17

Ist halt journalistische Freiheit. Aber es ist doch glasklar, dass Pro REGENWALD die Entscheidung der Stadt begrüßt.

Schon merkwürdig, dass heimisches Eichenholz, das seit ´zig Jahren bewährtes Baumaterial ist, plötzlich nicht mehr mal als Holz für Parkbänke geeignet sein soll.

Also, liebe Gartenbesitzer: wenn schon Holz, dann einheimisches, und die Bänke möglichst mit den Füßen auf Steinplatten stellen und auch im Winter möglichst abdecken oder in den Keller stellen. Jedes Holz verrottet schneller, wenn es dauerfeucht ist, bei Bodenkontakt freuen sich die Pilze über den Leckerbissen. Oder kenn ihr jemanden, der seine Lederschuhe im Gemüsebeet abstellt?

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