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Das lukrative Geschäft des illegalen HolzhandelsStichwörter: Holzhandel Raubbau Korruption

2010 hat die Europäische Union ihren Vorschlag für eine gesetzliche Regelung im Umgang mit illegalem Holzeinschlag und –handel präsentiert. Seither wurde dieser Verordnungsvorschlag auf verschiedenen Ebenen diskutiert, überarbeitet, verschärft, verändert, abgestimmt, verwässert, korrigiert um jetzt im März 2013 in Kraft zu treten. Ob das Problem damit gelöst ist, erscheint fraglich und wird sich in den nächsten Wochen zeigen...

Aber was ist eigentlich in den letzten drei Jahren geschehen, in denen innerhalb der Europäischen Union Regierungen, Ministerien, Verbände und NGOs in unterschiedlichsten Gremien den Vorschlag diskutiert haben? Hat sich der illegale Holzeinschlag und –handel in dieser Zeit ehrfurchtsvoll zurückgezogen?

Illegaler Holzhandel in Dollar

Glaubt man dem UN-Umweltprogramm UNEP und Interpol, die im Herbst 2012 eine gemeinsame Studie zu Ausmaß des illegalen Holzhandels und Maßnahmen dagegen veröffentlichten, dann hat sich in den letzten Jahren nicht all zu viel geändert. Fünfzehn bis dreißig Prozent des Holzeinschlags in tropischen Regenwäldern wird illegal vorgenommen und der Wert des illegal geschlagenen Holzes beläuft sich auf 30 bis 100 Milliarden US-Dollar. Die Hauptabnehmer dieses Holzes sind die Staaten Europas, Japan, China und die Vereinigten Staaten.

Zusätzlich zu den angerichteten Umweltschäden durch den illegalen Einschlag – die sich nur schwer beziffern lassen – kommen durch den illegalen Handel entgangene Einnahmen und Steuern hinzu, die sich auf 10 Milliarden US-Dollar pro Jahr summieren. Der Handel mit illegal geschlagenem Holz ist für die daran beteiligten Kriminellen äußerst lukrativ und wird von Interpol auf mindestens 11 Milliarden Dollar geschätzt – vom Wert also etwa vergleichbar der jährlichen Drogenproduktion mit rund 13 Milliarden Dollar.

Mitte der 2000er-Jahre war der illegale Holzeinschlag noch rückläufig, doch dies war nur ein kurzfristiger Trend, der auf ausgeklügeltere Verschleierungs- und „Holzwäsche“-Methoden zurückzuführen ist. Längerfristig betrachtet hat sich am Ausmaß des illegalen Holzeinschlags und –handels wenig verändert.

Hotspots des illegalen Einschlags und Handels

Während Japan, China, die USA und die Europäische Union die Hauptimportländer des illegalen Holzes sind, sind Brasilien, Russland, Malaysia, Indonesien, Myanmar, Papua-Neuguinea sowie die Staaten des Kongobeckens die Hauptherkunftsländer. In Malaysia und Russland macht der illegale Einschlag rund ein Drittel des gesamten Holzeinschlags aus, in Myanmar und im Kongobecken etwa die Hälfte, in Indonesien und Papua-Neuguinea rund drei Viertel und in Brasilien sogar über 80 Prozent. Die Europäische Union bezieht den Großteil des illegalen Holzes aus Russland, weitere wichtige Lieferanten sind Brasilien, Indonesien und Kamerun sowie für verarbeitete Holzerzeugnisse hauptsächlich China.

Die Methoden des illegalen Holzeinschlags

Illegaler Holzeinschlag lässt sich auf verschiedene Weise betreiben. Am häufigsten treten der Einschlag in Schutzgebieten auf, das Einschlagen ohne gültige Konzession oder über die in Konzessionen gestatteten Quoten, das Fälschen von Einschlagsgenehmigungen oder ihr Erlangen durch Schmiergeldzahlungen. Nach wie vor wird illegal geschlagenes Holz in Konfliktgebieten von sich bekämpfenden Parteien genutzt, um Waffen zu kaufen beziehungsweise die eigenen Truppen zu versorgen. Beispiele hierfür finden sich in der Grenzregion zwischen Thailand und Laos, aber ebenso in Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, dem Süd-Sudan und der Region Aceh in Indonesien, wo das Militär mehrfach in den illegalen Holzeinschlag und –handel verwickelt war und ist.

Eine inzwischen gängige Methode des illegalen Einschlags in Indonesien ist mit der Anlage von Ölpalmplantagen verbunden. Die Genehmigungen für den Umfang der Plantagen werden einfach ignoriert und über die Plantagenflächen hinaus wird abgeholzt. Der dadurch erzielte Profit wird in den Jahren vor der ersten Palmöl-Ernte genutzt, um die Plantage zu betreiben. In manchen Fällen wurden die genehmigten Plantagen nie angelegt, da die Plantagen nur als Vorwand dienten, um das Holz besagter Fläche aus dem Wald zu holen.

Bedeutung und Methoden der „Holzwäsche“

Sobald das Holz illegal geschlagen wurde, muss es irgendwie an seinen Bestimmungsort gelangen und hat einen weiten Weg vor sich – 80 Prozent des weltweit illegal gefällten Holzes landet auf den Märkten Japans, Chinas, der USA und der Europäischen Union. Damit das illegale Holz dort auch sicher und unverdächtig ankommt, muss es zuvor gewaschen werden, denn regelmäßig große Mengen illegalen Holzes einfach außer Landes zu schmuggeln ist dauerhaft zu riskant.

Die beliebteste und häufigste Waschmethode ist es, illegales Holz während des Transports in die Häfen einfach unter legales Holz zu mischen. Dies geschieht mit ganzen Stämmen oder nach der Zerlegung der Stämme in Sägewerken, wonach das gesamte Holz aus der gleichen „sauberen“ Quelle stammt. Weitere gern angewandte Methoden sind auch hierfür die Fälschung von Ausfuhrgenehmigungen oder Falschdeklarationen der Baumarten, insbesondere bei seltenen oder geschützten Arten. Nicht ganz unkompliziert und risikofrei, aber sehr häufig anzutreffen ist in asiatischen und afrikanischen Staaten, laut Interpol, die Methode, illegal geschlagenes Holz über einen bestochenen Grenzposten oder die grüne Grenze ins Nachbarland zu schaffen, um es dann zu reimportieren und so schließlich als „legal“ zu verkaufen, da es sich ja um importiertes Holz aus dem Nachbarland handelt.

Wer finanziert den illegalen Holzhandel?

Illegaler Holzeinschlag und –handel ist ein großes internationales Geschäft. Laut UNEP und Interpol ist die „Wäsche von illegalem Holz nur durch massive finanzielle Unterstützung von Investoren aus Asien, der Europäischen Union und der der USA möglich – zu diesen gehören auch Pensionsfonds“. Der norwegische „Sovereign Wealth Fund“ – mit rund 600 Milliarden US-Dollar einer der größten Pensionsfonds weltweit – investierte beispielsweise in das malaysische Unternehmen Samling Global. Als Samlings Beteiligung am illegalen Holzhandel von Umweltschützern aufgedeckt wurde, strich der norwegische Fonds sie aus seinem Portfolio. Von anderen Investoren fließt hingegen weiter Geld an Samling Global und fördert somit aktiv die Zerstörung des Regenwaldes in Südostasien. Unter diesen Investoren findet sich auch einer der größten Namen der Wall Street: Goldman Sachs.

Illegalen Holzhandel bekämpfen

Laut UNEP gehen Zertifizierungssysteme wie FSC und Programme wie die Partnerschaftsabkommen VPA der Europäischen Union mit Produzentenländern oder das Artenschutzabkommen CITES nicht weit genug, um den illegalen Holzhandel eindämmen zu können. „Diese Systeme wurden nicht geschaffen, um organisierte Kriminalität zu bekämpfen und sind nicht effektiv genug, um illegalen Holzhandel, Korruption und Holzwäsche zu unterbinden“, fasst die UNEP die derzeitigen Maßnahmen zusammen. Um illegalen Holzeinschlag und –handel wirksam bekämpfen zu können, müssen die genannten Programme und Systeme um unabhängige und durchsetzungsbefugte Strafverfolgungsbehörden in den betroffenen Staaten ergänzt werden. Das Hauptaugenmerk im Kampf gegen die illegalen und zerstörerischen Machenschaften der Holzmafia muss darauf liegen, Netzwerke und Geldflüße des illegalen Handels aufzudecken und hart gegen Korruption, Steuerbetrug und Holz- und Geldwäsche vorzugehen.

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