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Genug ist genug: Ein zweiter Mord an einem Aktivisten in zwei WochenStichwörter: Menschenrechte Landrecht Protest


Geräumte Siedlung, Río Lindo
Weniger als zwei Wochen nach der Ermordung der Aktivistin Berta Cáceres wurde in Honduras am 15. März der Menschenrechtsaktivist Nelson García liquidiert. Nelson arbeitete wie Berta für die Organisation COPINH und war direkt vor seiner Ermordung Bewohnern einer Siedlung behilflich, deren Häuser an dem Tag gewaltsam geräumt wurden. Er wurde vor dem Haus seiner Familie, zu dem er nach getaner Arbeit zum Essen zurückkehrte, von einem bisher unbekannten Täter abgepasst und aus kurzer Distanz mit vier Schüssen in sein Gesicht 'hingerichtet'.

Die Räumung der indigenen Siedlung in Río Lindo, Department Cortés, ist Teil eines lange andauernden Landnahme Konflikts, gegen den sich die Lenca seit Jahren wehren und auch immer wieder Opfer zu beklagen waren. Neben landwirtschaftlichen Projekten ist der Bau des Agua Zarca Staudamms Hauptgrund für die andauernde Vertreibungen der indigenen Bewohner.

Die Organisation COPINH (Rat der Bürger- und Indigenenorganisationen von Honduras) hat mit dem Statement 'Genug ist genug! auf den zweiten Mord reagiert, welches wir inzwischen übersetzt haben und hier dokumentieren wollen

Links zum Weiterlesen:

Slain Activist Berta Cáceres' Daughter: US Military Aid Has Fueled Repression & Violence in Honduras, democracynow, 18.3.2016

Another environmental activist, Nelson García, is murdered in Honduras, treehugger, 21.3.2016

COPINH, 15. März 2016

Genug ist genug!

Der Rat der Bürger- und Indigenenorganisationen von Honduras (COPINH) gibt heute den Mord an unserem Genossen Nelson García aus der Gemeinde Río Chiquito im Staat Cortés bekannt, verübt von zwei unbekannten Tätern.

Wir bedauern, dass Nelson García ermordet wurde, als er bei seiner Schwiegermutter zum Mittagessen ankam. Er half den ganzen Morgen Familien, die aus der Gemeinde Río Chiquito vertrieben wurden, ihre Sachen zu transportieren.

Die Ermordung steht in Zusammenhang mit der Vertreibung der Gemeinde Río Chiquito in Rio Lindo im Distrikt Cortés. 100 Polizisten, 20 Mitglieder der Militärpolizei, 10 Soldaten und einige Mitglieder der DGIC (Ermittlungspolizei) drangen in das Land von 150 Familien ein, wo mehr als 75 von ihnen Häuser mit all den Materialien und Einsatz aufgebaut hatten, die sie aufbringen konnten.

Die Vertreibung fand heute mittag mithilfe von Traktoren und schweren Maschinen statt. Sie zerstörten die Holzhäuser, wo die Mitarbeiter von COPINH seit fast 2 Jahren lebten und ließen sie obdachlos zurück. Die Gärten und Pflanzungen der Gemeinde wurden ebenso von den Traktoren zerstört: Maniok, Zuckerrohr, Kochbananen und kleine Beete; jegliche Form von Gerechtigkeit wurde mit Füßen getreten. Der Ofen für Kunsthandwerk wurde ebenso zerstört wie die Hühner der Gemeinde getötet wurden.

Die Gemeinde von Río Chiquito hatte ihr Land verteidigt, seitdem man es den Frauen gegeben hatte. Trotzdem wurde es von der Stadtregierung angegriffen, vor allem vom Oberbürgermeister, der drei Strohmänner engagierte, um die Bewohner zu vertreiben und das Land zu verkaufen.

Genosse Nelson García war ein Aktivist von COPINH, der das Wohnrecht verteidigte. Wir erinnern uns an seine große Unterstützung beim Prozess der Wiedergewinnung des Landes und des Aufbaus der Gemeinde Río Chiquito. Wir betrauern seinen Tod, nur 13 Tage nach der abscheulichen Ermordung unserer Koordinatorin Berta Cáceres.

Die Ermordung unseres Kameraden Nelson García und die Vertreibung von der Gemeinde Río Chiquito sind weitere Elemente im Kampf gegen COPINH, um ihre seit mehr als 22 Jahren andauernde Arbeit der Verteidigun, des Widerstands und des Wiederaufbaus zu beenden.

Die heutigen Angriffe sind die neuesten Vorkommnisse in einer ganzen Reihe an Drohungen, Angriffen, Ermordungen, Einschüchterungen und Kriminalisierungen, die gegen COPINH gerichtet sind.

Seit der Ermordung unserer Kameradin Berta Cáceres sind wir Opfer vieler Vorkommnisse geworden, die zeigen, dass seitens der honduranischen Regierung keinerlei Interesse besteht, unsere Leben und Arbeit zu schützen. Außerdem werden die von der IACHR erlassenen Vorsichtsmaßnahmen, die uns gewährt wurden, ignoriert. Die Maßnahmen wurden uns am 6. März garantiert und jetzt, 9 Tage später, wurde ein weiterer Kamerad getötet.

Wie kann jemand von uns erwarten, dass wir dem staatlichen Ermittlungsprozess trauen, der die Führung der Organisation kriminalisiert, indem ihr eine mutmaßliche Beteiligung am Mord vorgeworfen wird, anstatt die Herkunft der Drohungen zu ermitteln?

Wie kann jemand erwarten, dass es im Fall unserer Koordinatorin Berta zu Gerechtigkeit kommen wird, wenn die Schutzmaßnahmen für ihre Familie nicht garantiert werden? Wenn die Töchter und Mitstreiter von Berta von einem bewaffneten Mann zu ihren Treffen mit den Behörden in Tegucigalpa begleitet werden.

Seit dem Tag von Bertas Ermordung stehen die Einrichtungen der COPINH in La Esperanza unter Bewachung unbekannter Personen, die diejenigen einschüchtern, die weiterhin Widerstand leisten und damit in die Fußstapfen unserer Chefin treten wollen.

Auf die gleiche Art haben die Kameraden der Gemeinde Río Blanco unter Angriffen und Verfolgungen gelitten, als sie nach Tegucigalpa gingen, um vor Dienststellen des Innenministeriums und der diplomatischen Vertretungen der G16 zu protestieren.

Des Weiteren gab es einen Vorfall, bei dem Bewohner der Gemeinde zum Río Gualcarque gingen und mit Schrotflinten vom Sicherheitsdienst des Wasserkraftprojektes Agua Zarca beschossen wurden, glücklicherweise ohne jemanden zu verletzen.

All diese Angriffe sind Teil des Plans, unsere Organisation zu vernichten und wir fordern nationale und internationale Solidarität, um dagegen anzukämpfen.

Wir fordern ein Ende der Verfolgung, Belästigung und des Kampfes gegen die COPINH.

Wir fordern, dass die honduranische Regierung Antworten auf die Morde unserer Kameraden findet und es keine Straflosigkeit mehr gibt.

Wir fordern Gerechtigkeit für unsere Kameradin Berta Cáceres.

Mit der Kraft unserer Ahnen Lempira, Mota, Etempica und Berta erheben sich unsere Stimmen für Leben, Gerechtigkeit und Frieden.

Berta lebt, der Kampf geht weiter!

La Esperanza, Intibucá, Honduras. Veröffentlicht am 15. März 2016

Übersetzung: Pro REGENWALD, Linnea Dawo

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