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Erdölschaden in Ecuador: Indigene und Aktionäre fordern von Chevron WiedergutmachungStichwörter: Unternehmensverantwortung Erdöl

Nach jahrelangem Rechtsstreit über die Folgen der Ölförderung im ecuadorianischen Regenwald wurde Betroffenen der Umweltverbrechen von Chevron in Ecuador eine Entschädigung in Höhe von 12 Milliarden Dollar zugesprochen. Bisher hat der Konzern nicht gezahlt. Stattdessen versucht er die Durchsetzung des Urteils und die Zahlungen mit allen Mitteln zu verhindern und strengte selbst eine Klage an. Vor einem Internationalen Schiedsgericht versucht Chevron zu erreichen, dass Ecuador in den Fall interveniert und das Urteil aufhebt.

Anläßlich der alljährlichen Hauptversammlung des Mineralölkonzerns, die am 30. Mai 2018 in Kalifornien statt fand, richtete sich die UDAPT (Union de afectados por Texaco/Chevron) mit einem Offenen Brief an die Aktionäre und bittet sie, für die Resolutionen zu stimmen, die eine bessere Aufklärung über die Umweltverschmutzung von Texaco bzw. Chevron in Amazonien ermöglichen würden und zur Restaurierung der sozialen, kulturellen und ökologischen Schäden beitragen könnten.

Darüber hinaus wendeten sich auch 36 Chevron-Aktionäre - darunter Kirchen, Universitäten, Pensionsfonds, Krankenhäuser - die Aktien im Gesamtwert von über 100 Milliarden Dollar an Chevron halten, an den Vorstand. Sie fordern von Chevron mehr Transparenz und eine Neubewertung des Falls, da weitere Rechtsstreitigkeiten dem Unternehmen (nicht nur finanziell) schaden. Sie stellen außerdem in Frage, ob die Konzernspitze - angesichts des Umgangs mit dem Fall Ecuador - zukünftig mit Menschenrechten und Umweltschutz umgehen können, also ihrer unternehmerischen Verantwortung überhaupt gewachsen sind.

Brief der Investoren an den Chevron-Vorstand (in englisch): download



Es folgt eine Übersetzung der Briefes der Indigenen
(Originaltext in Englisch: download

OFFENER BRIEF AN DIE AKTIONÄRE VON CHEVRON
über die Abstimmung zu den Tagesordnungspunkten 8 und 10 bei der Jahreshauptversammlung 2018

Absender: UDAPT ( Unión de Afectados y Afectadas
por las Operactiones Petroleras de Texaco)

Sehr geehrte Aktionäre,

im Namen der Vereinigung der Betroffenen der Erdölförderung durch Chevron-Texaco (UDAPT), wenden wir uns angesichts der nächsten Jahreshauptversammlung der Aktionäre der Chevron Corporation an Sie, um Sie auf die Anträge der Aktionäre zu den Themen Unabhängiger Vorsitzender und Außerordentliche Hauptversammlung (Tagesordnungspunkte 8 und 10 auf der Inhaberkarte), aufmerksam zu machen.

Wir schreiben Ihnen, da wir der Überzeugung sind, dass Sie als Anteilseigner von Chevron die Möglichkeit und die Verantwortung haben, vom Unternehmen nicht nur hohe wirtschaftliche Erträge zu fordern, sondern wichtiger noch, dass sich das Unternehmen an höchste Umweltstandards und die Achtung der Menschenrechte hält. Aus diesem Grund bitten wir Sie, FÜR diese Anträge zu stimmen, die das Missmanagement Chevrons im fortwährenden Rechtsstreit wegen der massiven Erdölverschmutzung des ecuadorianischen Amazonas-Regenwalds ebenso hervorheben wie das Unterschätzen der großen finanziellen Risiken die daraus resultieren.

Die Ölbohrungen wurden zwischen 1964 und 1992 von Texaco auf den Ölfeldern nahe Lago Agrio durchgeführt. Sie verursachten eine der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte der Menschheit. Eine Fläche von mehr als 480.000 Hektar (größer als der US-Bundesstaat Rhode Island) wurde unwiederbringlich verseucht, indem 650.000 Barrel Rohöl und mehr als 16 Milliarden Gallonen [rund 60 Mrd. Liter] giftiger Ölschlamm direkt in den Boden, in die Flüsse und Bäche abgeleitet wurden. Solch eine Verseuchung wurde nicht durch verunglückte Bohrungen verursacht; es war eher die Folge eines vorsätzlichen Geschäftsmodells, das die Förderung von Erdöl zu minimalen Kosten zum Ziel hatte und bei dem die Einführung geeigneter Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur umweltschonenden Abfallbeseitigung nicht vorgesehen war.

Die fehlende Wertschätzung und der fehlende Respekt gegenüber dem Ökosystem und der 30.000 Indigenen und Kleinbauern, die in dieser Gegend leben, hat einen unabsehbaren Schaden verursacht. Unsere Gemeinden waren ständig verschmutztem Wasser und verseuchter Erde ausgesetzt, was zum vermehrten Auftreten von Krankheiten führte (Krankheiten), inklusive einer Krebserkrankungsrate in dieser Gegend, die zehnmal so hoch ist wie im Rest des Landes.

1993 setzten 75 Betroffene einen historischen Rechtsstreit in Gang, in dem sie im Namen der über 30.000 Menschen, die im verseuchten Gebiet leben, eine Klage gegen Texaco einreichten. Nach einem langen Verfahren entschied das ecuadorianische Provinzgericht von Sucumbíos 2011 zugunsten der Kläger, und verurteilte Chevron (das 2001 Texaco aufgekauft hat), zu Schadensersatzleistungen in Höhe von 18 Mrd. Dollar. 2013 bekräftigte das Oberste Gericht Ecuadors dieses Urteil und legte die Schadensersatzforderung auf 9,51 Mrd. Dollar fest. Obwohl Chevron zuvor erklärt hatte, dass es das Urteil der ecuadorianischen Gerichte anerkennen werde, hat Chevron sich bis heute geweigert zu zahlen und mittlerweile alle Vermögenswerte aus Ecuador abgezogen. Aus diesem Grund haben die ecuadorianischen Kläger gerichtliche Schritte unternommen, die Schadensersatzansprüche international durchzusetzen, um die finanzielle Entschädigung zu erhalten.

In dieser Zeit war Chevrons Verhalten überwiegend geprägt von aggressiven Angriffen gegenüber den Klägern, Prozessverschleppungen und dem Einsatz hunderter Millionen Dollar für den Rechtsstreit. Auf diese Weise wurde verzweifelt versucht, die Zahlung von Reparationsleistungen zu verhindern. All dies hat zum weiteren Verlust der Glaubwürdigkeit Chevrons beigetragen und dazu geführt, dass zahlreiche Aktieninhaber wiederholt Bedenken über Chevrons Verhalten in diesem Fall geäußert haben, wie die seit 2003 jährlich eingebrachten Resolutionen zeigen. Zudem hat Chevron sein Fehlverhalten, das es gegenüber den Klägern an den Tag gelegt hatte, nun auch gegenüber den eigenen Aktionären gezeigt (Chevron takes action against shareholder), durch pausenlose Bemühungen, alle kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Vor diesem Hintergrund fordern wir Sie auf, genau zu überlegen, ob Sie eine solche Vorgehensweise in diesem Fall weiter mittragen wollen. Im Gegensatz zu was in diversen Werbekampagnen dargestellt wurde, hat der Chevron Vorstand mehrfach deutlich gezeigt, dass das Unternehmen Menschenrechte missachtet und Umweltbewusstsein nicht vorhanden ist und dies nicht nur in Ecuador, sondern auch in vielen anderen Fällen weltweit (Chevron conflicts).

Des Weiteren bitten wir Sie, die möglichen operationellen und finanziellen Risiken dieses Falles zu bedenken, die durch weiteres Missmanagement entstehen könnten. Ein Unternehmen, das als unverantwortlich gegenüber der Umwelt gilt und sich im Geschäft mit Regierungen und lokalen Gemeinden unfair verhält, wird sich nicht nur mit wachsendem Widerstand konfrontiert sehen, sondern auch seine Glaubwürdigkeit nach und nach verlieren. Beim Weltwirtschaftsforum vor vier Jahren, erlitt Chevron eine massive Rufschädigung, nachdem ihm als das unverantwortlichste Unternehmen (Chevron Award for Ecuador Oil Damages) der bekannte "Public Eye Award (Public Eye Award)" verliehen wurde, um die verursachte Umweltkatastrophe und die Verletzung von Menschenrechten in Ecuador anzuprangern.

Als Aktionär von Chevron können Sie das Verhalten von Chevron beeinflussen, indem Sie Ihr Stimmrecht ausüben. Aus diesem Grunde bitten wir Sie nochmals, bei den Tagesordnungspunkten 8 und 10 Ihrer Inhaberkarte zuzustimmen. Ähnliche Beschlüsse haben in den letzten Jahren zunehmenden Konsens erhalten, zwischenzeitlich liegt Punkt 8 bei 38,7% und Punkt 10 bei 32% der Stimmen für die Anträge, die 2017 eingebracht wurden.

Die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden und des Vorstandsvorsitzenden aufzuteilen (Punkt 8) würde die Unternehmensführung deutlich verbessern und grundlegende Transparenz herbeiführen. Auch Missmanagement im Falle Ecuadors könnte leichter verhindert werden. In der Tat hat die Entscheidung des ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Watson, den Fall als persönliche Herausforderung zu sehen und über zwanzig Jahre hinweg eine rücksichtlose Strategie des Rechtsstreits durchzuführen, zu erheblichen Kosten und einer enormen Rufschädigung Chevrons geführt.

Den Aktionären 10 Prozent des gesamten Aktienanteils zu übertragen, gäbe diesen die Befugnis, außerordentliche Hauptversammlungen einzuberufen (Punkt 10). Dies würde Ihnen mehr Möglichkeiten einräumen, Forderungen nach Klarstellung und mehr Transparenz über die Aktivitäten und Entscheidungen des Unternehmens zu stellen.

Wir hoffen also, dass mit Ihrer Stimme die 50 Prozent-Hürde übersprungen werden kann, womit ein Wendepunkt erreicht wäre und Chevron für die Verseuchung im ecuadorianischen Amazonas-Regenwald Verantwortung übernehmen würde sowie den Aktionären eine zentrale Rolle übertragen würde, um die Leitlinien des Unternehmens zu verbessern. Außerdem können Sie mit Ihrer Stimme Chevrons ethische Grundsätze auf das Niveau der internationalen Standards für Menschenrechte (wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte) anheben.

Zusammenfassend möchten wir allen Aktionären danken, die uns durch ihre Stimme zugunsten dieser Beschlüsse in unserem Kampf, in Frieden und Würde in einer sauberen Natur zu leben, unterstützen. Ein Kampf, den unsere betroffenen Gemeinden nicht aufgeben werden, bis es Gerechtigkeit gibt. Wir hoffen sehr, dass Sie sich diesen Aktieninhabern bei der Jahreshauptversammlung in San Ramon anschließen.

Mit freundlichen Grüßen

William Lucitante Criollo
UDAPT Hauptkoordinator

(Übersetzung: Pro REGENWALD, Lucia Gradinger)

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