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ICAO-Rat/Klimaschutz: Umweltschützer warnen und fordern Reduzierung des FlugverkehrsStichwörter: Flugverkehr Klimawandel CO2 Landraub Plantagen

Bis morgen, Freitag, tagt in Montreal der 'Rat der Internationalen Zivilluftfahrgesellschaft' (ICAO) in Montreal. Ganz oben auf der Agenda steht die Verabschiedung von Regeln für einen Emissionsausgleich und ein Reduktionsschema für die Internationale Luftfahrt, der sogenannte CORSIA-Mechanismus. CORSIA beruht auf der Annahme, dass die Kohlendioxidemission der schnell wachsenden Flugindustrie mit Hilfe eines Emissionsausgleichs und dem Einsatz von Biotreibstoffen gesenkt werden könne.

89 Umweltorganisationen aus 34 Ländern sehen das ganz anders und warnten in einem Offenen Brief davor, dass bei Umsetzung der vorgeschlagenen Regeln die Luftfahrtindustrie zu einem neuen Treiber der Entwaldung würde und ebenso Land- und Menschenrechtsverletzungen gefördert würden.

Die Umweltorganisationen fordern die Mitglieder des ICAO-Rates dringend dazu auf, den CORSIA-Mechanismus abzulehnen, da er auf falschen Versprechungen von Biokraftstoffen und Kompensationsplänen basiere. CORSIA würde den Fluggesellschaften erlauben, Biotreibstoff zu nutzen, um ab 2020 die Verpflichtungen CO2-neutralen Wachstums zu erfüllen, solange sie nur zwei extrem schwachen Kriterien gerecht werden, ohne überhaupt einen glaubwürdigen Mechanismus für die Durchsetzung dieser Kriterien zu haben.

Die Luftfahrtindustrie verfolgt die Biokraftstoffpläne weiter, obwohl während einer im Vorjahr von der ICAO selbst organisierten Konferenz zu "Nachhaltigen Alternativen für Flugtreibstoffe" die Mitgliedsstaaten die vorgeschlagenen Biotreibstoffziele für die Luftfahrt schon abgelehnt hatten. Zum damaligen Zeitpunkt warnten 96 zivilgesellschaftliche Gruppen, dass diese Ziele zu einer deutlichen Expansion von Monokulturen, insbesondere Palmölplantagen, und folglich zu mehr Landraub und unbeständigeren Lebensmittelpreisen, mehr Entwaldung, mehr Zerstörung der Biodiversität, höherem Chemieeinsatz in der Landwirtschaft und Verschmutzung von Süßwasser führen würden, ohne eine Reduzierung der klimatischen Auswirkungen der Luftfahrt zu erzielen.

In ihrem Offenen Brief fordern die Umweltorganisationen von den Mitglieder des ICAO-Rates außerdem, das Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C ernst zu nehmen - und anzuerkennen, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht werden können, solange das Wachstum des Luftfahrtsektors nicht gestoppt und umgekehrt werde.

Offener Brief (englisch-sprachige Version), download



OFFENER BRIEF an den Rat der internationalen Zivilluftfahrgesellschaft (ICAO)

Der Rat der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) muss die Pläne für Biotreibstoff verwerfen und den Mythos „klimaneutralen“ Wachstums aufgeben

Vom 11. bis 29. Juni 2018 trifft sich der Rat der internationalen Zivilluftfahrgesellschaft (ICAO) in Montreal. Ganz oben auf der Agenda stehen Regeln für einen Emissionsausgleich und ein Reduktionsschema für die Internationale Luftfahrt (CORSIA). CORSIA beruht auf der falschen Annahme, dass die Kohlendioxidemission der schnell wachsenden Flugindustrie mit Hilfe eines Emissionsausgleichs und dem Einsatz von Biotreibstoffen gesenkt werden kann.

Während der hochkarätigen ICAO-Konferenz zu „Nachhaltigen Alternativen für Flugtreibstoffe” im Oktober 2017 haben die Mitgliedsstaaten die vorgeschlagenen Biotreibstoffziele für die Luftfahrt abgelehnt. Zum damaligen Zeitpunkt warnten 96 zivilgesellschaftliche Gruppen, dass diese Ziele zu einer deutlichen Expansion von Monokulturen, insbesondere Palmölplantagen, und folglich zu mehr Landraub und unbeständigeren Lebensmittelpreisen, mehr Entwaldung, mehr Zerstörung der Biodiversität, höherem Chemieeinsatz in der Landwirtschaft und Verschmutzung von Süßwasser führen werden, ohne eine Reduzierung der klimatischen Auswirkungen der Luftfahrt zu erzielen.[1]

Auch ohne eindeutige Zielsetzungen können die vorgeschlagenen CORSIA-Regeln das Tor zur Nutzung von Biotreibstoffen in Flugzeugen in großem Maßstab öffnen.

Die vorgeschlagenen CORSIA-Regeln würden den Fluggesellschaften erlauben, Biotreibstoff zu nutzen, um ab 2020 die Verpflichtungen CO2-neutralen Wachstums zu erfüllen, solange sie zwei extrem schwache Kriterien erfüllen, ohne überhaupt einen glaubwürdigen Mechanismus für die Durchsetzung dieser Kriterien zu haben. [2] Der Umweltausschuss der ICAO hatte zuvor 17 ökologische und soziale Kriterien vorgeschlagen, die es den Fluggesellschaften zumindest erschwert hätten, Palmöl zu verwenden. Wie jedoch ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Changing Markets zeigt [3], gibt es ernsthafte Probleme mit der Zertifizierung der Nachhaltigkeit. In Bezug auf Palmöl kommt der Bericht zu dem Schluss, dass „keines der Zertifizierungssysteme Entwaldung, die Trockenlegung von Mooren oder den Verlust der Biodiversität wirksam aufhalten können“.

Die einzige Art nachhaltigen Biotreibstoffs für Flugzeuge, der zuverlässig in großem Maßstab produziert werden kann, basiert auf hydriertem Pflanzenöl (HVO). Palmöl (einschließlich eines Anteils von Palmöl, der fälschlicherweise als Rückstand oder Abfall bezeichnet wird)[4], ist das favorisierte Rohmaterial für die HVO-Produktion, weil es das günstigste Pflanzenöl auf dem Weltmarkt und am günstigsten zu veredeln ist.[5]

Die Biotreibstoffpläne der ICAO drohen daher, die Luftfahrtindustrie zu einem neuen Treiber der Entwaldung zu machen – gleiches gilt für Landraub und Land- und Menschenrechtsverletzungen. Gleichzeitig wird nichts unternommen, um die ständig steigenden Treibhausgasemissionen der Luftfahrt, die aus dem endlosen Wachstum der Branche resultieren, anzugehen.

Noch beunruhigender ist, dass CORSIA den Fluggesellschaften – neben Biotreibstoff – ermöglicht, die sogenannte „Neutralität“ durch CO2-Kompensationen zu erreichen. Die CO2-Kompensationspläne der ICAO wurden 2016 von 80 zivilgesellschaftlichen Organisationen verurteilt. Im Januar 2018 hat sich die Fluggesellschaft Virgin Atlantic aus einem Waldkompensationsprojekt in Kambodscha zurückgezogen, nachdem massive Entwaldung und gravierende Menschenrechtsverletzungen im Projekt aufgedeckt wurden. Das bedeutet, dass die Emissionen der Fluggesellschaft überhaupt nicht kompensiert wurden. Bedauerlicherweise ist dies alles andere als ein Einzelfall, und die Fluggesellschaften können von weiteren ähnlichen Fällen ausgehen, wenn sie zukünftig auf mehr Kompensationsprojekte setzen.

Die Zukunft des Kompensierens steht auch deshalb in Zweifel, weil zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens alle Staaten und Sektoren dazu verpflichtet sind, die Emissionen auf Null zu reduzieren. Es ist deshalb kein Platz für einen Mechanismus, der es einem Sektor ermöglicht, die Emissionssenkung zu umgehen, indem er andere Sektoren dafür bezahlt, statt dessen ihre zu kürzen.

Und schließlich gibt es sogar Vorschläge, fossile Brennstoffe als „nachhaltige Flugtreibstoffe” zu klassifizieren und unter CORSIA gutzuschreiben. Das könnte dazu führen, dass Kerosin aus Ölraffinerien, in denen Wärme und Energie aus der Verbrennung von Holz stammt – was fälschlicherweise als CO2-neutral bezeichnet wird (und den Druck auf die Wälder nur noch weiter erhöht) – oder Kerosin aus Ölquellen, die bei der Bohrung weniger Energie benötigen als andere, als nachhaltig eingestuft werden.

Wir fordern die Mitglieder des ICAO-Rates dringend dazu auf, den CORSIA- Mechanismus abzulehnen, da er auf falschen Lösungen von Biokraftstoffen und Kompensationsplänen basiert – und somit möglicherweise Mineralölunternehmen direkt belohnt. Wir fordern die Mitglieder des ICAO-Rates außerdem auf, das Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C ernst zu nehmen, da die Ziele nicht erreicht werden können, solange das Wachstum des Luftfahrtsektors nicht gestoppt und umgekehrt wird.

International:

  • CIDSE (Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité)
  • ETC Group
  • Friends of the Earth International
  • GAAM (Global Anti-Aerotropolis Movement)
  • Global Forest Coalition
  • IFOAM - Organics International
  • Plataforma Internacional contra la Impunidad
  • Third World Network
  • World Rainforest Movement
Regional:
  • Biofuelwatch, UK/US
  • Corporate Europe Observatory, Europe
  • EKOEnergy, Europe
  • Fern, Europe
National:
  • Abibimman Foundation, Ghana
  • Accion Ecologica, Ecuador
  • ActionAid USA
  • Amis de la Terre (Friends of the Earth), France
  • AFRICANDO, Spain
  • All India Movement of Forests, India
  • AMAF-Benin, Benin
  • Animals Tasmania, Australia
  • Arbeitskreis Regenwald und Artenschutz (ARA), Germany
  • Asociación Ambiente y Sociedad, Colombia
  • Asociación Red de Coordinación en Biodersidad, Costa Rica
  • Balkani Wildlife Society, Bulgaria
  • Brot für die Welt (Bread for the World), Germany
  • CAGNE (Communities Against Gatwick Noise and Emissions), UK
  • Campaign Against Climate Change, UK
  • Campaign for Climate Justice Network (CCJN), Nepal
  • Carbone Guinée, Guinea
  • CESTA (Friends of the Earth), El Salvador
  • CNCD-11.11.11, Belgium
  • Coalition for Rivers, Czech Republic
  • Colectivo Voces Ecológicas (COVEC), Panama
  • Comité Nacional para loa Defensa y Conservación de los Chimalapas, Mexico
  • Coordinadora de Pueblos y Organizaciones del Oriente del Estado de México en defensa de la Tierra, el Agua y su Cultura, Mexico
  • Corner House, UK
  • Denkhaus Bremen, Germany
  • Dogwood Alliance, USA
  • Ecologistas en Accion, Spain
  • Econexus, UK
  • Energie Hunger - Nein Danke!, Germany
  • Estonian Forest Aid (MTÜ Eesti Metsa Abiks), Estonia
  • FASE (Federação de Órgãos para Assistência Social e Educacional), Brazil
  • FDCL (Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.), Germany
  • Finance & Trade Watch, Austria
  • Fórum da Amazônia Oriental (FAOR), Brazil
  • Forum Ökologie & Papier, Germany
  • Foro de Cambios Climáticos y Justicia Social (FMCJS), Brazil
  • Frente Amplio no Partidista en contra del Nuevo Aeropuerto y otros Megaproyectos en la Cuenca del Valle de Mexico, Mexico
  • Friends of the Earth Bosnia and Herzegovina
  • Friends of the Earth Ghana
  • Friends of the Earth Japan
  • Friends of the Earth Malaysia
  • Friends of the Earth US
  • Fundación del Río, Nicaragua
  • Global Justice Ecology Project, USA
  • Grupo Carta de Belém (GCB), Brazil
  • Indigenous Perspectives, India
  • KRUHA Indonesia (People's Coalition for the Right to Water), Indonesia
  • Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), Austria
  • Maderas del Pueblo del Sureste, AC, Oaxaca-Chiapas, Mexico
  • Mangrove Action Project, US
  • Maryknoll Office for Global Concerns, USA
  • Milieudefensie (Friends of the Earth), Netherlands
  • Movimiento de los Pequeños Agricultores (MPA), Brazil
  • NOAH (Friends of the Earth), Denmark
  • Otros Mundos A.C./Amigos de la Tierra (Friends of the Earth), Mexico
  • Oui au train de nuit, France
  • Pro Natura (Friends of the Earth, Switzerland
  • Pro REGENWALD, Germany
  • Pro Wildlife, Germany
  • Proyecto Gran Simio (GAP/PGS), Spain
  • Quercus, Portugal
  • Oakland Institute, USA
  • Partnership for Policy Integrity, USA
  • Pivot Point, USA
  • Pastoral de la Tierra del Vicariato Apostólico de Yurimaguas, Peru
  • Rådet for bæredygtig trafik (Council for Sustainable Transport), Denmark
  • Rainforest Foundation UK
  • Regenwald-Institut e.V., Germany
  • Restore: The North Woods, USA
  • Rettet den Regenwald e.V., Germany
  • Robin Wood, Germany
  • Salva la Selva, Spain
  • Save America’s Forests, USA
  • Sequoia ForestKeeper, USA
  • Tanzania Alliance for Biodiversity, Tanzania
  • Tourism Investigation & Monitoring Team, Thailand
  • ZERO - Association for the Sustainability of the Earth System, Portugal
[1] biofuelwatch.org.uk/2017/aviation-biofuels-open-letter/
[2] Die einzigen vorgeschlagenen Kriterien sind, dass das Rohmaterial nicht von Land stammen soll, das nach 2009 entwaldet wurde und, dass Biotreibstoffe 10 Prozent der Treibhausgasemissionen konventioneller Flugzeugtreibstoffe aufweisen sollte . Diese Berechnung basiert auf einer fehlerhaften Methode, die eine Vielzahl der Klimaauswirkungen von Biotreibstoffen ignoriert. Siehe transportenvironment.org/press/eu-commission-surrenders-united-nations%E2%80%99-icao-aviation-biofuels
[3] changingmarkets.org/wp-content/uploads/2018/05/False-promise_full-report-ENG.pdf
[4] Palm Fatty Acid Distillate (PFAD) is widely used by Neste and also by other HVO producers, who describe it as a ‘residue or waste’. This is not a genuine residue but a fraction of Crude Palm Oil which is in high demand for other uses. At present, PFAD accounts of 4-5% of Crude Palm Oil, but the proportion could rise if demand and prices for PFAD go up further.
[5] Palmöl ist reich an gesättigten Fetten, was die Veredelung zu HVO billiger macht als bei anderen pflanzlichen Ölen,die arm an gesättigten Fetten sind, wie z. B. Rapsöl.
[6] https://d5i6is0eze552.cloudfront.net/documents/Publikasjoner/Andre-rapporter/Cerulogy_Driving-deforestation_Jan2018.pdf?mtime=20180122234132
[7]  fern.org/icaodeclaration
[8] fern.org/node/554 Übersetzung: Pro REGENWALD, Kira Breuer

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