Pro REGENWALD

Hauptzerstörungsursachen

Tag für Tag schwinden Wälder weltweit. Davon sind längst nicht nur die tropischen Regenwälder Lateinamerikas, Afrikas oder Asiens betroffen. Auch in den Wäldern Kanadas, Skandinaviens, Russlands, Osteuropas, stehen die Kettensägen nicht still.

So wurde in Brasilien in den letzten vierzig Jahren eine Regenwaldfläche von der doppelten Größe Frankreichs vernichtet und von der ursprünglichen Waldfläche Asiens sind inzwischen weniger als 30 Prozent übrig. Allein in Indonesien wird jährlich eine Fläche von der Größe der Schweiz abgeholzt. Und die Geschwindigkeit der Zerstörung nimmt zu: Wurden in den 1980er-Jahren in Indonesien etwa 1 Million Hektar pro Jahr zerstört, waren es in den 90er-Jahren schon 1,7 Millionen Hektar und seit 1996 beträgt die jährliche Zerstörungsrate etwa 2 Millionen Hektar. Zwischen 1985 und 1997 wurden so etwa 17 Prozent des indonesischen Waldes abgeholzt. Insgesamt sind von der ursprünglichen Waldfläche Asiens inzwischen weniger als 30 Prozent übrig, in Afrika ist die Situation kaum besser.

Was sind nun aber die Ursachen für das nahezu unaufhaltsam voranschreitende Verschwinden der Wälder?

Hauptzerstörungsursachen

- Holzeinschlag
- Papier- und Zellstoffproduktion
- Landwirtschaft
- Agroenergie
- Infrastruktur-/Entwicklungsprojekte
- Förderung/Ausbeutung von Bodenschätzen
- Mangelnde Regierungsführung

Holzeinschlag

Eine Ursache der Zerstörung ist der Holzeinschlag zur Gewinnung von Bau- und Brennmaterial, aber auch für die Produktion von Möbeln, Bodenbelägen, Papier und andere Produkte. Seit einigen Jahren wird der illegale Holzeinschlag und -handel besonders thematisiert, weil einige Umweltschützer glaubten, man sollte wenigstens das abstellen, was unstrittig ungesetzlich ist.

Für Gartenmöbel, Parkettfußböden und Terrassenbeläge werden beispielsweise exotische Hölzer wie Teak, Meranti, Mahagoni, Merbau und viele andere mehr verwendet, die in tropischen Regenwäldern wachsen. In holzproduzierenden Ländern wie Kamerun und Indonesien ist Schätzungen zufolge die Mehrheit des Holzeinschlags illegal. In manchen Ländern Südostasiens wird von der Weltbank eine illegale Abholzungsrate von bis zu 90 Prozent angenommen.
Illegal ist der Einschlag von geschützten Baumarten, die Abholzung unerlaubt großer Mengen oder in Schutzgebieten, die rechtswidrige Inbesitznahme von Waldgebieten oder die Ausfuhr von Holz trotz Exportverboten.

Das Beispiel Merbau.
Merbau kann in 80 Jahren bis zu 50 Meter hoch wachsen. In Südostasien war Merbau weit verbreitet, durch massive Einschläge wird Merbau mittlerweile jedoch als gefährdete Art gelistet. Als sich von 1998 bis 2001 in Indonesien die Ausfuhr von Merbau mehr als verzehnfacht hatte, beschloss die Regierung ein Exportverbot. Trotzdem schreitet die Ausbeutung von Merbau nahezu ungehindert voran und ist seit der Verkündung des Verbots lediglich um die Hälfte zurückgegangen. Skrupellosen Holzhändlern gelingt es durch Korruption und Umgehung der Gesetze, das illegal geschlagene Holz außer Landes zu schaffen und in anderen Staaten weiterverarbeiten zu lassen.

Papier- und Zellstoffproduktion

Eine weitere wesentliche Ursache der weltweiten Waldzerstörung ist der immense Papierverbrauch in den Industriestaaten. Während ein Afrikaner im Durchschnitt 6,5 kg Papier pro Jahr verbraucht, liegt der jährliche Konsum in Deutschland bei etwa 250 kg pro Kopf. Dieser Wert wird nur noch von Finnland und dem Spitzenreiter USA mit 300 Kilogramm pro Kopf übertroffen.

Außer aus den heimischen und den Wäldern Kanadas und Skandinaviens kommt das dafür benötigte Holz vermehrt aus tropischen Regionen. Auf gigantischen ehemaligen Regenwaldgebieten werden Plantagen mit schnell wachsenden Bäumen wie Eukalyptus angelegt, um den Nachschub des Rohstoffes Holz bzw. der Fasern sicherzustellen. Einige Beispiele: In Chile wurde ein Drittel des natürlichen Waldes in Papierplantagen umgewandelt; in Indonesien beträgt die Fläche von Papierplantagen weit über eine Million Hektar; in Brasilien besitzen Papierfabriken annähernd zwei Millionen Hektar Plantagen und jährlich kommen etwa 100.000 Hektar neu hinzu. Ein ähnliches Bild bietet sich in China, Thailand, Australien, Südafrika und Uruguay und vielen weiteren Staaten.

Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft trägt ihren Teil zur Zerstörung der Wälder durch einen enormen Flächenbedarf für den Anbau von Futter- und Nutzpflanzen sowie für Viehweiden bei. Von 2000 bis 2006 wurde etwa in Brasilien eine Fläche von der Größe Griechenlands gerodet. Brasilien holzt Flächen für Zuckerrohr und Baumwolle ab und hat sich zum wichtigsten Produzenten der eiweißreichen Sojabohne entwickelt. Diese wird nur in geringem Maße für den heimischen Markt verwendet, sondern zum weitaus größten Teil nach Europa exportiert, da es hier als Viehfutter zur Fleischproduktion benötigt wird.

Durch die immer weitere Ausdehnung der Sojaanbauflächen – derzeit etwa 22 Millionen Hektar – werden zugleich Infrastrukturprojekte und der Straßenbau vorangetrieben, um so die Erschließung neuer Flächen zu ermöglichen. Für die nächsten Jahre hat die brasilianische Regierung die Verfünffachung der Zuckerrohrplantagen und eine Ausweitung der Sojaanbauflächen auf 60 Millionen Hektar geplant. Letztlich werden in Brasilien also Wälder gerodet, um den Europäern ihren Fleischkonsum zu ermöglichen.

Agroenergie

Durch die sich abzeichnende Verknappung fossiler Energieträger sowie die Absicht, die durch ihre Verbrennung hervorgerufene Klimabelastung zu vermeiden, erleben Agrotreibstoffe wie Palmöl oder Ethanol aus Zuckerrohr einen regelrechten Boom. Im Bestreben weiterhin (auto-)mobil zu sein, zugleich aber weniger CO2 auszustoßen, soll die Klimabilanz der Autos durch die Beimischung eben solcher so genannter „Bio"treibstoffe aufgebessert werden.

Malaysia und Indonesien sind bereits heute die weltweit größten Produzenten und Exporteure von Palmöl, das bislang vor allem in der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie verwendet wird. Das Palmöl wird in großflächigen Plantagen angebaut für die Regenwald abgeholzt wird. Auf über 4 Millionen Hektar in Sarawak und Sabah auf Borneo wachsen immer mehr Malaysias Ölpalmen. Indonesien will die derzeitige Plantagenfläche von circa 7 Millionen Hektar auf 26 Millionen Hektar im Jahr 2026 ausweiten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bereits 12 Millionen Hektar Regenwald gerodet, wobei zunächst das Holz der Bäume zu Geld gemacht und anschließend die Fläche für Plantagen bereitet wird.

Entwicklungs-/Infrastrukturprojekte

Eines der wichtigsten Paradigmen unserer Zeit ist Wohlstand, der wiederum nur durch fortwährendes wirtschaftliches Wachstum erreicht werden kann. Und weil nicht nur der Westen in Wohlstand leben soll, sondern auch die Staaten der sogenannten 'Dritten Welt' in den Genuss “westlicher Zivilisation” kommen sollen, gibt es eine enorme Nachfrage nach Rohstoffen, die diese Maschine am Laufen halten sollen. Die nach Rohstoff gierenden Gesellschaften der Industrie- und der Schwellenländer setzen auch alles daran, ihren Hunger gestillt zu bekommen und lassen sich die Waren aus den letzten Winkel der Erde liefern. Im Namen wirtschaftlicher Entwicklung werden etwa Straßen durch die Regenwälder gebaut, um - wie in Brasilien - das Soja so schnell und kostengünstig wie möglich zu den großen Häfen bringen zu können und um vermeintlich rohstoffreiche Gebiete zu erschließen.

Ein besonders beliebtes Beispiel, “Entwicklungsländern” auf eine höhere Zivilisationsstufe zu verhelfen, ist der Bau von Staudämmen und Wasserkraftwerken im Regenwald - die letztendlich der Exportindustrie dienen müssen.

Aktuell ist der Bau eines Staudamms in Malaysia geplant, der nicht nur die indigene Bevölkerung der Penan, Kelabit und Kenyah vertreiben, sondern auch Teile des Mulu Nationalparks - eines UNESCO-Welterbes - überfluten würde.
Projekte mit ähnlich gravierenden Folgen sind in Laos, Burma und Brasilien geplant.

Förderung/Ausbeutung von Bodenschätzen

Viele Rohstoffe und Bodenschätze, die wir für unseren Lebensstil für unentbehrlich halten, lagern im Boden tropischer Regenwälder.

Nahezu das komplette Gebiet des Regenwaldes Ecuadors ist bereits in Konzessionen zur Erdölförderung unterteilt. Noch bis Sommer 2009 läuft die Frist für einen Vorschlag der Regierung Ecuadors, im Yasuni-Nationalpark das Erdöl nicht zu fördern und für diese Form des Regenwaldschutzes von Industrieländern entschädigt zu werden. Sollte dieser Vorschlag nicht angenommen werden und die Regierung Ecuadors letztlich doch die Fördergenehmigungen erteilen, bedeutet dies nicht nur das Ende für eine der artenreichsten Waldregionen der Erde, sondern auch für mehrere indigene Völker.

Auch die peruanische Regierung hat für mehrere Regionen, die von indigenen Völkern bewohnt werden, Förderkonzessionen erteilt.

Ein weiteres aktuelles Beispiel für die Zerstörung von Wäldern für die Rohstoffgewinnung ist der illegale Bauxitabbau eines großen britischen Konzerns im indischen Orissa, gegen den sich die lokale Bevölkerung zur Wehr setzt.

Mangelnde Regierungsführung

Seit einigen Jahren ist einer der Grundsätze internationaler Entwicklungspolitik die Förderung guter Regierungsführung (Good Governance). Denn tatsächlich hat mangelnde Regierungsführung vielfältige negative Auswirkungen – auch auf den Wald.

Fehlende staatliche Strukturen, zu wenig Geld und Personal und mangelnder (Durchsetzungs-) Wille befördern vielerorts die Waldzerstörung zugunsten kurzfristiger Gewinne oftmals der Regierung nahestehender Unternehmer oder aber der schwarzen Kassen von Regierungsverantwortlichen.

Multinationale Holz-, Papier- und Agrarkonzerne nutzen diese Schwächen ebenso wie die oftmals unklaren Landrechtsverhältnisse, um eigene Interessen durchzusetzen und den Ertrag zu steigern.

Überbordende Bürokratie und Korruption sind weitere Auswüchse mangelnder Regierungsführung und erleichtern den Zugang zu den Wäldern und deren Ausbeutung.

Die betroffene lokale und indigene Bevölkerung wird weder in die Entscheidungen zur Waldnutzung eingebunden noch profitiert sie von den Gewinnen, die die Ausbeutung der Rohstoffe des Waldes abwirft. Für sie bleibt - und das ist durch unzählige Beispiele dokumentert - nach der 'Ernte' meist ein zerstörter Lebens- und Wirschaftsraum.