Pro REGENWALD

Brief an Präsident Obama anlässlich der Klimakonferenz in Kopenhagen 12-2009

Sehr geehrter Präsident Obama,

die Welt hatte große Erwartungen, dass Sie international die Führung in der Bekämpfung des Klimawandels übernehmen werden, aber bislang enttäuschen Sie diese Hoffnung. Wir verstehen natürlich, dass Sie in den Vereinigten Staaten mit schwierigen politischen Realitäten konfrontiert sind, aber Milliarden Menschen sind mit Überschwemmungen, Dürren, Hunger und klimabedingter Entwicklung konfrontiert. Jeder Staat hat sich mit seinen eigenen, komplexen politischen Wirklichkeiten auseinanderzusetzen und diejenigen der Vereinigten Staaten können kein Argument sein, um die restliche Welt zu blockieren.

Wir schreiben Ihnen, weil wir Sie dringend auffordern, Ihr für Kopenhagen vorgeschlagenes Emissionsreduktionsziel zu überdenken und stattdessen ein Ziel anzubieten, das die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf 350 ppm senkt und den Temperaturanstieg auf 1 bis 1,5 °C begrenzt.

Eine Reduktion der Vereinigten Staaten um gerade einmal 3 Prozent gegenüber 1990, noch dazu abhängig von den Reduktionszugeständnissen Chinas und anderer Entwicklungsländer, ist wissenschaftlich unseriös und zutiefst ungerecht. Wenn sich andere Industriestaaten ebenfalls zu langfristigen Reduktionen verpflichten, die genausowenig ambitioniert sind wie die der USA, werden die reichen Industriestaaten zwei Drittel des CO2-Budgets für dieses Jahrhundert aufbrauchen.

Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wird erwartet, dass sich das Klima in Afrika um das eineinhalbfache des globalen Durchschnitts erwärmen wird. In Kopenhagen verdeutlichten die Staats- und Regierungschefs der afrikanischen Staaten, dass ein Temperaturanstieg um 2°C für die Bewohner des Kontinents einem Selbstmord gleichkommt.

Die bisher angebotenen Ziele der Industrieländer würden den Temperaturanstieg nicht einmal unter dem 2-Grad-Ziel halten. Wir erinnern an die Worte der "Pan African Climate Justice Alliance", dass dieses Verhalten der Industrieländer das "Todesurteil für buchstäblich Millionen Afrikaner ist. Wir sind in Sorge um unsere Mütter und Väter, unsere Brüder und Schwestern - Ihre Onkels, Tanten, Cousins und Cousinen. Ihre Klimapolitik gefährdet nicht nur unsere Familien, sondern auch Ihre eigene. Die Vereinigten Staaten sollten der internationalen Gemeinschaft folgen und das Kyoto-Protokoll unterzeichnen, anstatt konstruktiven Multilateralismus zu hintertreiben.

Abgesehen davon sollten die Vereinigten Staaten ihre Reduktionsverpflichtungen mit dem speziell dafür im Bali Action Plan vorgesehenen Paragraphen 1(b)(i) verbinden, um ihre Verpflichtungen unter der UN-Klimakonvention - vergleichbar den Verpflichtungen anderer Industriestaaten nach dem Kyoto-Protokoll - zu erfüllen.

Statt dessen hat das Versagen der USA, ernstzunehmende Verpflichtungen einzugehen, seither andere Industrieländer dazu angestiftet, vom Kyoto-Protokoll Abstand zu nehmen und eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt.

Die Bereitstellung öffentlicher finanzieller Mittel für Klimaanpassung und -folgenminderung in Entwicklungsländern ist ebenso von grundlegender Bedeutung für ein gerechtes und effektives Ergebnis in Kopenhagen. Sie sind Führer der hauptverantwortlichen Nation für die Klimakrise und der reichsten Volkswirtschaft der Erde. Daher müssen die USA, ebenso wie die anderen Industrieländer, ihren Beitrag leisten und langfristig 5 Prozent des BIP sowie für ein Sofortprogramm 400 Mrd. US-Dollar bereitstellen, wie es die afrikanischen Staaten fordern.

Außerdem sollte die Verteilung der Gelder durch einen neu zu schaffenden Global Climate Fund unter dem Dach des UNFCCC durchgeführt werden. Die Weltbank und andere bereits bestehende internationale Finanzinstitutionen sollten auf die Klimafinanzen des UNFCCC keinen Einfluß haben.

Während Ihrer Rede anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises sagten Sie, dass "die Welt zusammenstehen muss, um dem Klimawandel entgegenzutreten". Wir fordern Sie auf, über die reine Rhetorik hinaus zu sinnvollen Taten zu schreiten. Mehr als hundert Länder haben die Industrieländer bis 2020 zu Emissionsreduktionen von mindestens 45 Prozent gegenüber 1990, einem maximalen Temperaturanstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,5 °C und einer Rückkehr zu 350 ppm, aufgefordert. Die Vereinigten Staaten sollten nicht weniger als das unterstützen.

Der Klimawandel ist eine extreme Bedrohung des Weltfriedens und, in einigen Fällen, des Überlebens ganzer Völker. Wenn es jemals eine Zeit gab, um mutige Führungskraft zu beweisen, so ist sie nun gekommen. Letzte Woche haben Sie den Friedensnobelpreis entgegengenommen. Wir fordern Sie nun auf, ihn sich zu verdienen.

Wir danken Ihnen für Ihre ernsthafte Berücksichtigung dieser Frage auf Leben und Tod.

Mit freundlichen Grüßen
Africa Action, USA
Alliance Sud, Switzerland.
Amazon Watch, USA
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz, Germany
ASSOCIATION GREEN ALTERNATIVE, Georgia
ATTAC Hungary
Australian Climate Justice Program
Australian Orangutan Project
Bahrain Transparency
Baikal Environmental Wave, Russia
Canadians for Action on Climate Change
CENTER for a COMPETITIVE WASTE INDUSTRY, USA
Center for Biological Diversity, USA
Centre for Civil Society Environmental Justice Project, University of KwaZulu-Natal, Durban, South Africa
Centre for Organisation Research and Education, India
Chesapeake Climate Action Network, USA
Children Education Society (CHESO), Tanzania
Christian Aid, UK
Climate SOS, USA
Columban Center for Advocacy and Outreach, USA
Earth Circle Conservation & Recycling, USA
Earth Renewal Plan, USA
Europe External Policy Advisors
European Council of Religious Leaders – Religions for Peace, Norway
Fluoride Action Network, USA
Food First/Institute for Food and Development Policy Food First/Institute for Food and Development Policy, USA
Friends of the Earth International
Global Alliance for Incinerator Alternatives, USA
Global Exchange, USA
Global Recycling Council of the California Resource Recovery Association, USA
Global Witness, UK
Green Map System, USA
Greenpeace International
Haverhill Environmental League, USA
Holy Spirit Missionary Sisters, JPIC, USA
Hungarian Social Watch Coalition
JATAM/ Indonesian Civil Society Forum for Climate Justice – Indonesia
IBON Foundation, Philippines
Institute for Agriculture and Trade Policy, USA
Institute for Social Ecology, USA
Instituto del Tercer Mundo, Uruguay
International Accountability Project, USA
International Forum on Globalization, USA
La'o Hamutuk, Timor-Leste Institute for Development Monitoring and Analysis
LDC Watch International CSO Alliance working on 49 UN defined LDCs, Nepal
Maryknoll Office for Global Concerns, USA
The Mexican Action Network on Free Trade
Mother Earth Foundation, Philippines
National Forum of Forest People & Forest Workers, India
Neighbors Against the Burner, USA
North Carolina Waste Awareness and Reduction Network, USA
Oil Change International, USA
One Earth Climate Action Group, USA
Pacific Environment, USA
Pacific Indigenous Peoples Environment Coalition, New Zealand
PRRM Philippines
Practical Action, UK
Pro REGENWALD, Germany
Red Ambiental Loretana, Iquitos, Peruvian Amazon
Rural Reconstruction Nepal
Sindh Democratic Forum, Pakistan
Social Agenda Working Group, Thailand
Social Watch (international network)
Social Watch Philippines.
Solidarité, France
South Asia Alliance for Poverty Eradication-SAAPE, Nepal
Stree Mukti Sanghtana, India
Sustainable Energy and Economy Network, USA
Taiwan Environmental Protection Union
Tamalpais NatureWorks, USA
Tanzania Forest Conservation Group.
Third World Network
Tyneside East Timor Solidarity, Australia
Walhi Bali, Indonesia
West Papua Advocacy Team, USA
Women in Informal Employment, Globalizing and Organizing, South Africa
Women's Rights Centre; Social Watch Suriname
Worldview-The Gambia
Yayasan Palung, Indonesia
350.org, USA

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