Wichtige Unterschiede zwischen Holzplantagen und Wäldern
(am Beispiel Südafrika, größtenteils auch übertragbar auf andere Regionen),
von Wally Menne
Seit dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro, dem Rio Earth Summit, sind die Bedenken wegen der Umweltzerstörung, insbesondere in den Waldgebieten mit ihrem beträchtlichen ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Nutzen, größer geworden. Dies hat zu einem besseren Verständnis geführt, inwieweit sich menschliches Handeln negativ auf Wälder auswirken kann. Abholzung für die Holzgewinnung und die Rodung für landwirtschaftliche Zwecke waren bisher die offenkundigsten Formen, nun aber hat sich erwiesen, dass auch andere, scheinbar harmlose Einwirkungen, einschließlich der von Baumplantagen, für beträchtliche Schäden an und für den Verlust von Waldökosystemen, einschließlich der angrenzenden Feuchtgebiete und Graslandschaften, verantwortlich sind.
Die Plantagenforstwirtschaft wurde während des 19. Jahrhunderts in Südafrika eingeführt und wird in Europa vermutlich bereits seit mehreren hundert Jahren durchgeführt. So genannte "angepflanzte Wälder" sind rund um den Globus aus dem Boden gesprossen, als kurzfristige Lösung, um die gegenwärtig sehr hohe Nachfrage nach Holz zu befriedigen. Indessen ist mit einem besseren Verständnis der Waldökologie die vereinfachte Sichtweise, dass "alle Bäume grün sind", für die Mehrheit der informierten Leute nicht mehr akzeptabel. Die einst vorherrschende Meinung, dass es genüge, die Gebiete, die ihres natürlichen Waldes beraubt worden sind, mit fremdartigen Bäumen wiederaufzuforsten, um die natürlichen Ressourcen zu erneuern, ist nicht länger gültig. Diese Tabelle soll verdeutlichen, wie begrenzt der Nutzen von Plantagen verglichen mit dem von Wäldern ist und veranschaulicht die offenkundigsten naturgesetzlichen Unterschiede zwischen natürlichen Wäldern und dem vom Menschen geschaffenen Ersatz.
Eine neue Sichtweise auf "gepflanzte Wälder" setzt sich allmählich durch: Plantagen verdienen es wirklich, als "künstliche" oder "falsche" Wälder bezeichnet zu werden. Richtungsweisende Institutionen wie die FAO müssen ihren Standpunkt zur Förderung von Holzplantagen überdenken, da es offensichtlich ist, dass die geballten negativen Auswirkungen von großen Holzplantagen die Zugewinne auf lokaler Ebene bei weitem übertreffen und die Vorteile ungerechterweise nur internationalen Holzkonzernen und den verschwenderischen Konsumenten ihrer Produkte zugute kommen.
Unterscheidende Merkmale zwischen Wäldern und Plantagen:
Wälder | Plantagen | |
---|---|---|
Hohe Artenvielfalt innerhalb eines komplex geschichteten Mosaiks von spezialisierten Pflanzengemeinschaften | Monospezifische, fremdartige Baumpflanzungen in Waldparzellen oder großen Blöcken, die die natürliche Vegetation ausmerzen | |
Breit gefächerte Altersstruktur, in mehreren Stufen ständig nachwachsende Pflanzen | Einheitliches Alter - Komplette Abholzung verhindert die natürliche Entwicklung von Nachkommenschaft | |
Dauerhafte biologische Gemeinschaft mit hohem Nutzen für den Naturschutz | Vorübergehende landwirtschaftliche Bepflanzung mit geringem Wert für den Naturschutz | |
Hochentwickelte, dynamische Saumbiotope an der Grenze zu Graslandschaften | Setzlinge der Plantagenbäume dringen in benachbarte Graslandschaften und Wälder ein | |
Unterstützen Arten und Prozesse innerhalb angrenzender Ökosysteme | Schädigen natürliche Gemeinschaften von Pflanzen und Tieren in umliegenden Gebieten | |
Unterstützen eine große Vielzahl von einheimischen Tieren und anderen Pflanzenarten | Radikale Veränderungen des Lebensraums sind eine Bedrohung für die einheimische Tierwelt | |
Für gewöhnlich ausschließlich einheimische Lebensformen | In der Regel von fremdartigen Pflanzen dominiert | |
Keine ökologischen Beeinträchtigungen - Tragen zur Fortführung von makroevolutionären Prozessen bei | Umfassende ökologische Beeinträchtigung - Zerstören die ursprüngliche Vegetation und setzen die Evolution vor Ort außer Kraft | |
Unterstützen eine Vielzahl biologischer Prozesse, die zu nährstoffreichen Böden führen | Enthalten nur minimale biologische Aktivität und führen zu stetiger Erschöpfung der nährstoffreichen Böden | |
Langfristige Nachhaltigkeit ist durch die natürliche Regeneration sichergestellt | Auch mit Eingriff des Menschen nur mittelfristig erhaltbar | |
Helfen durch die Absorbtion von CO2, die industriellen Emissionen von Kohlendioxid zu kompensieren | Dienen nicht als CO2-Speicher - Nehmen Kohlenstoff nur vorübergehend auf | |
Kontrollieren Bodenerosion; Humusschicht verhindert den Verlust von Böden | Führen durch wiederholte Eingriffe zu zunehmender Bodenerosion | |
Erfordern keine Anwendung künstlicher Chemikalien | Erheblicher Einsatz von chemischen Düngemitteln und Giften | |
Verursachen keine Verschmutzung von Böden, Luft und Wasser | Hohe Verschmutzung von Böden und Wasser, sowohl lokal als auch andernorts | |
Halten den ph-Wert im Boden konstant, was bei der Speicherung von Nährstoffen behilflich ist | Der Säuregehalt des Bodens nimmt zu, was zur Auswaschung der Nährstoffe führt | |
Vielfältige Produkte und Dienste | Begrenzte Auswahl an Produkten | |
Unterstützen Landnutzung in umliegenden Gebieten, die sich in Harmonie mit der natürlichen Umgebung entwickelt hat | Ersetzen andere etablierte Landnutzungsformen und stehen im Konflikt mit harmonischer, ländlicher Landwirtschaft | |
Die meisten Vorteile kommen Einheimischen und wild lebenden Tieren zugute, solange die Wälder nicht von multinationalen Konzernen zerstört werden | Die meisten Vorteile kommen internationalen Konzernen zugute | |
Erhalten und schützen die ursprüngliche natürliche Vegetation, einschließlich wertvoller Nahrungs- und Heilpflanzen | Errichtung der Plantagen und Ernte führen zur Zerstörung der natürlichen Vegetation | |
Decken den Bedarf von Gemeinschaften, die die Waldgebiete bewohnen | Untergraben und verdrängen traditionelle menschliche Gemeinschaften | |
Stellen vielfältige Produkte auf Basis eines kontinuierlichen Zyklus bereit | Liefern Produkte nach einer bestimmten Zeitspanne, beispielsweise alle 10 Jahre | |
Erhalten und reinigen Wasser und tragen zur Regulierung des Wasserflusses bei | Verbrauchen übermäßig viel Wasser und beeinträchtigen den Wasserabfluss | |
Dienen als Freiluftklassenzimmer für biologische und ökologische Forschungen | Haben im Hinblick auf die Bildung wenig zu bieten | |
Facettenreiche Landschaften erhalten den Sinn für Heimatverbundenheit, der Sprachen und kulturelle Besonderheiten am Leben erhält | Monotone Landschaft vermag nicht, die Gedanken, die sprachliche Vielfalt oder die Kreativität anzuregen | |
Der spirituelle Wert, der mit der natürlichen Wildnis verbunden ist, hält die Selbstachtung der indigenen Menschen aufrecht | Kein spiritueller Wert. Potential zur Verursachung psychischer Krankheiten, erhöhtes Risiko für Depressionen und Suizid | |
Regt den künstlerischen Ausdruck durch Malerei, Dichtung etc. an | Geringes Potential, die menschliche Seele aufzuwühlen | |
Gut erhaltene Wälder ziehen Touristen an, die Stille und schöne natürliche Landschaften suchen | Touristen werden von Gegenden weggetrieben, in denen Plantagen Aussicht und Vegetation beeinträchtigt haben | |
Nur minimale Störung während der behutsamen, ausgewählten Ernte | Beinahe vollständige Zerstörung der Umwelt, wo Abholzung betrieben wird | |
Geringfügige Auswirkungen auf die Umgebung - Wälder existieren im harmonischen Einklang mit den Gemeinschaften, die sie nutzen | Schwerwiegende Auswirkungen auf die Umgebung - Der Transport zu Fabriken und Häfen beschädigt Straßen und gefährdet andere Verkehrsteilnehmer | |
Keine Umsiedlung von menschlichen Gemeinschaften, da Wälder keine anderen Landnutzungsformen verdrängen | Hauptursache für die Migration aus ländlichen Gebieten, bedingt durch den Verlust von Land und Wasserressourcen | |
Längere Zyklen zwischen den Ernten helfen dabei, die negativen Auswirkungen von Ernteeinbrüchen zu begrenzen | Abholzung in kurzen Zeitabständen verschlimmert die Verdichtung der Böden und verringert ihre Durchlässigkeit | |
Ungestörte Wälder sind nicht anfällig für den Einfall von fremdartigen Pflanzenarten | Fremdartige eindringende Arten vermehren sich in und um die Plantage herum | |
Stabile ländliche Gemeinschaften sind weniger anfällig für soziale Härten und Drogenmissbrauch | Wanderarbeiter, die von Unternehmen angestellt werden, verbreiten Krankheiten und verderben die Sitten | |
Keine versteckten Kosten in Bezug auf die Erhaltung der produktiven Wälder | Wenn Plantagen aufgegeben werden, bleibt das Land nutzlos zurück |
Übernommen von www.wrm.org.uy
Übersetzung: Pro REGENWALD, Raphael Kurz und Stefan Schätz