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Hauptversammlung: Stillstand bei der AllianzStichwörter: Protest Wirtschaft Investment Wirtschaft

Trotz Bahnstreiks und strömenden Regens kamen am Mittwoch rund 4.000 Aktionäre zur Hauptversammlung der Allianz in die Münchener Olympiahalle. Zum 125-jährigen Bestehen hat sich der Versicherungskonzern das Motto "Zukunft sichern" gegeben und dementsprechend den Klimawandel als eine der wesentlichen Herausforderungen der Zukunft benannt.

Mehrere Vertreterinnen und Vertreter von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus Deutschland waren vor Ort, um vor der Olympiahalle die ankommenden Aktionäre mit Flyern und Protestbannern über die Beteiligung der Allianz an umwelt- und klimaschädlichen Infrastrukturprojekten zu informieren sowie vom scheidenden Vorstandsvorsitzenden Michael Diekmann und seinem Nachfolger Oliver Bäte zu erfahren, welche konkreten Maßnahmen die Allianz ergreift, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.

Neben den Geldanlagen bei Öl- und Gaskonzernen wie Shell und Gazprom sind es insbesondere die Beteiligungen der Allianz an umweltzerstörenden und menschen- und völkerrechtsverletzenden Staudammprojekten im Amazonasgebiet (siehe Pressemitteilung unten), die im Widerspruch zum Image des klimabewußten Konzerns stehen (Partnerschaft beim Klimaschutz, allianz.com).

Zwar hat der Konzern problematische Geschäftsfelder erkannt (https://www.allianz.com), konkrete Standards und Ausschlusskriterien aber noch immer nicht formuliert. So bleibt es laut den Vorstandsaussagen in den Bereichen Mountaintopremoval, Ölbohrungen in der Arktis, Staudammprojekten und Rüstung bei Einzelfallentscheidungen. Die Allianz verharrt noch auf dem gleichen Stand wie vor einem Jahr (Die Allianz kann es noch nicht, www.pro-regenwald.de).

Ganz offensichtlich hapert es also am Mut zur Umsetzung der Erkenntnisse über die Klimawandelursachen in konkrete Handlungsanweisungen bzw. Kriterien und Standards für das Tagesgeschäft. Dass die Ursachen bekannt sind, dokumentiert die Allianz selbst stolz im Internet (15 sources of greenhouse gases, knowledge.allianz.com) und (The top 10 drivers of deforestation, knowledge.allianz.com).

Der inzwischen Ex-Vorstandschef Diekmann ist sich dieser Schwierigkeit durchaus bewußt, als er auf der Hauptversammlung zugibt, dass es "anfängt weh zu tun" und damit den Ausstieg aus bzw. das Fernbleiben von kritischen Investitionen meint. Auch für die Aktionäre kann es Folgen haben: "Sie als Aktionäre klatschen, wenn solche Themen [Umwelt und Menschenrechte] angesprochen werden, müssen sich aber auch klarmachen, dass es etwas kostet", so Diekmann.

Nun liegt es also am neuen Vorstandschef Oliver Bäte, klare Ausschlusskriterien und Standards auf den Weg zu bringen, damit der Einsatz der Allianz für das Klima nicht zur Worthülse verkommt.





Pressemitteilung zum 4.5.2014
von urgewald, Dachverband Kritische Aktionäre, Gegenströmung, pax christi, Pro REGENWALD

Allianz: Problemkind ist noch immer kein Musterknabe

  • Hausaufgaben beim Klimaschutz nicht gemacht
  • Absicherung hoch problematischer Großprojekt
  • Keine klaren Ausschlusskriterien beim Thema Rüstung

(Berlin/Köln/München, 04.05.2015) Auf der Hauptversammlung des Allianz-Konzerns am kommenden Mittwoch verabschiedet sich Vorstandschef Michael Diekmann nach zehn Jahren Amtszeit. Die Bilanz fällt aus Sicht von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen gemischt aus: „Herr Diekmann hat in den letzten Jahren seiner Amtszeit den Startschuss für den Aufbau eines konzernweiten Nachhaltigkeitsmanagements gegeben: Mittlerweile gibt es eine Nachhaltigkeitsabteilung und ein -Komitee, das von Vorstandsmitgliedern geleitet wird, sowie ein Prüfprozedere für heikle Branchen. Doch leider scheut die Allianz jetzt vor weiteren konkreten Schritten zurück: klare Umwelt- und Menschenrechtsstandards sowie eine Nachhaltigkeitsstrategie mit veröffentlichten Ausschlusskriterien für besonders problematische Branchen oder Kunden, um die schwarzen Schafe auszuschließen“, bilanziert Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald.

Denn, obwohl sich die Allianz als Versicherer das Thema Klimaschutz ganz groß auf die Fahnen schreibt, gehört der Konzern weiterhin zu den großen Kohleinvestoren der Welt. In großem Maße legt der Konzern darüber hinaus sein Geld bei Öl- und Gaskonzernen wie Shell, Gazprom oder Chevron an. Sie gehören zu den größten „Carbon Majors“ – Unternehmen, die weltweit für die höchsten CO2-Emissionen durch die Förderung fossiler Brennstoffe verantwortlich sind. „Wenn die Allianz es mit ihrem Motto „Zukunft sichern“ ernst meint, reicht es nicht aus, auf die Förderung Erneuerbarer Energien zu setzen. Im Klimajahr 2015 sollte sie klare Ausschlusskriterien formulieren und damit ein Zeichen gegen das fossile ‚business as usual‘ setzen“, fordert Katrin Ganswindt von urgewald. Andere Finanzinstitute sind hier bereits einige Schritte voraus. Mehrere skandinavische Versicherer wie z.B. Storebrand oder KLP haben sich bewusst von Vermögenswerten fossiler Unternehmen getrennt.

In der Kritik steht der Konzern ferner für die Versicherung von großen Infrastrukturprojekten wie z.B. dem Belo-Monte-Staudamm in Brasilien. Ende 2011 hatte die Allianz fünf Prozent der Versicherungssumme für die Baukosten des Staudamms zur Verfügung gestellt. Aktuell läuft im brasilianischen Altamira der Countdown zur Flutung des Stausees für das Kraftwerk. Unter chaotischen Bedingungen versucht das Betreiberkonsortium Norte Energia die betroffenen 9.000 Familien, darunter 600 indigene Familien, schnellstmöglich umzusiedeln. Entschädigungen wurden gar nicht oder nur zum Teil ausgezahlt, Konsultationen mit der Bevölkerung vor Ort nach den Regeln der ILO-Konvention 169 haben nicht stattgefunden. Die Staatsanwaltschaft musste inzwischen eingeschaltet und ein Notfallteam in die Region entsandt werden, um die Rechte der Betroffenen zu garantieren. Über 1.000 Beschwerden wegen Regelverstößen sind dabei in den letzten Wochen registriert worden. „Die Allianz verteidigt ihr Engagement trotzdem weiter damit, dass den erheblichen Eingriffen dauerhafter Nutzen gegenüber stehe. Wie zynisch muss das in den Ohren der Betroffenen klingen“, kritisiert David Vollrath von GegenStrömung. Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre wirft der Allianz Doppelmoral vor: „Hierzulande, wo man ja selbst die schönen Flüsse und Seen genießen will, da setzt sich die Allianz-Stiftung für Renaturierung ein – in Brasilien, in Amazonien allemal, da hilft die Allianz kräftig mit, die Flüsse plattzumachen.

Auch beim Thema Rüstung steht der Konzern in der Kritik. Für Besorgnis sorgen Aktien, die Allianz für Dritte am israelischen Sicherheitskonzern Elbit Systems hält. Elbit hat Sicherheitstechnologie für die Mauer im von Israel besetzten Westjordanland geliefert. Laut einem Gutachten des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag verstößt die Mauer gegen internationales Recht. Mehr als 20 große Finanzinstitute und Pensionsfonds haben deswegen in den letzten Jahren sämtliche Beteiligungen an Elbit beendet. „Es ist ein Skandal, dass die Allianz im Rahmen ihrer Vermögensverwaltung weiterhin bereit ist, das Geld ihrer Kunden in Unternehmen anzulegen, die internationales Völkerrecht verletzen. Anscheinend geht bei der Allianz Profit immer noch vor Menschenrechtsschutz“, erklärt Manfred Budzinski von der Nahost-Kommission bei pax christi.

„Beim Thema Nachhaltigkeit sind andere Finanzdienstleister weiter als die Allianz. Wenn sich der Konzern wirklich vom Problemkind zum Musterknaben entwickeln will, dann muss er jetzt Pflöcke einschlagen und vollmundigen Bekenntnissen konkrete Taten folgen lassen“, resümiert Happe.

Weitere Informationen:

Studie: Der Belo-Monte-Staudamm und die Rolle europäischer Konzerne (GegenStrömung, infoe), download pdf

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