FSC-Zertifizierung zerstört eigene GlaubwürdigkeitStichwörter: Zertifizierung Kritik Plantagen
Die internationale Zertifizierungsorganisation FSC (Forest Stewardship Council) tut alles, um das Vertrauen zu verlieren, welches Umweltverbände in sie setzen. Kritik an zweifelhaften Zertifikaten und mangelhafte Kontrolle der Zertifizierungsfirmen werden schon seit zwei Jahren laut. Einige Kritiker, darunter auch Pro REGENWALD, gründeten als Reaktion auf diese Machenschaften die Plattform www.fsc-watch.org, die vor allen Dingen Betroffenen aus allen Ländern als Sprachrohr dienen und für Transparenz im undurchschaubaren Zertifizierungs'dschungel' sorgen sollte.
Letzte Woche wurde bekannt gemacht, das die Eukalyptus-Plantagen von Veracel in Brasilien mit einem FSC-Zertifikat ausgezeichnet wurden. Veracel bietet seit Jahren Anlaß für Aufregung und Sorgen - FSC wurden die Hintergründe und unzählige Verstöße des Unternehmens ausführlich beschrieben und vor einer Zertifizierung wurde geradezu gewarnt. Wie wir neuerdings wissen, scheint es nichts zu geben, was nicht zertifizierbar ist.
Unsere Kollegen vom World Rainforest Movement haben die Kampagne jahrelang vor Ort begleitet und einen Kommentar zur Zertifizierung geschrieben, dem wir uns wortlos anschließen können:
Veracel: der Todesstoß für den FSC
Gestern wurde uns von SGS (Société Générale de Surveillance) - einem FSC-Zertifizierungsunternehmen - mitgeteilt, dass die Eukalyptus-Plantagen von Veracel in Brasilien mit einem FSC-Zertifikat ausgezeichnet wurden. Dass SGS mit diesem Zertifikat dem FSC zugleich den Todenstoß versetzt, teilten sie in der E-Mail aber nicht mit.
Veracel, ein Joint Venture zwischen dem schwedisch-finnischen Stora Enso und dem norwegisch-brasilianischen Aracruz Cellulose, nimmt im brasilianischen Staat Bahia 164.600 ha Land für sich in Anspruch. Schätzungen zufolge ist etwa die Hälfte dieser Fläche mit Eukalyptus-Plantagen bedeckt.
Als zivilgesellschaftliche Organisationen in Brasilien und dem Rest der Welt letztes Jahr darauf aufmerksam wurden, dass sich Veracel um ein FSC-Zertifikat bewirbt, rief dies starke Reaktionen hervor. Das Unternehmen ist wohlbekannt für seine Schandtaten, die die Verletzung der Landrechte von Gemeinden in der Region, Umweltverschmutzung, hoher Wasserverbrauch und die Zerstörung des Ökosystems beinhalten.
Diese Auswirkungen sind gut dokumentiert und alle diesbezüglich relevanten Informationen wurden dem FSC International übermittelt. Der FSC-Vorstand wurde eingeladen, diese Gegend zu besuchen und so Informationen aus erster Hand über die Problematik zu erhalten. Obwohl es genügend Beweise gibt, die zeigen, dass die Auszeichnung von Veracel mit einem Zertifikat ein kompletter Glaubwürdigkeitsverlust für den FSC wäre, lehnte der Vorstand die Einladung ab.
Der Zertifizierungsbetrieb SGS selbst hat große Erfahrung darin, eigentlich nichtzertifierbare, großangelegte industrielle Plantagen zu zertifizieren. Der FSC teilte mit, dass seine Akkreditierungsgesellschaft (ASI) "zwischen dem 26. und 28. März 2008 eine Kontrolle der Forst-[sic!] Management-Überprüfung der SGS bei Veracel in Brasilien durchführen" wird. Die Tatsache, dass SGS sich entschieden hat, Veracel - ein paar Tage vor dem Eintreffen des ASI-Teams - zu zertifizieren, ist ein Schlag ins Gesicht, nicht nur der lokalen Gemeinden, sondern auch der ASI und des FSC.
Der FSC führt derzeit eine Bewertung der Kriterien und Verfahrensweise der Plantagenzertifizierung durch. Viele von uns haben dies als ein Anerkenntnis verstanden, dass manche der Probleme bezüglich der Zertifizierung von Plantagen diskutiert werden. Allerdings scheint es, dass sich seit Beginn dieses Prozesses nichts geändert hat, denn großflächige Monokulturplantagen werden weiterhin weltweit unter dem FSC-System zertifiziert und dies nicht nur von SGS, sondern auch von anderen Zertifizierungsbetrieben.
Die Zertifizierung von Veracel ist kein Einzelfall, sondern das letzte Glied in einer Kette des Versagens. Seit vielen Jahren kämpft das WRM gegen die Zertifizierung großflächiger Baumplantagen. Mit der Begründung, dass sie erwiesenermaßen ökologisch unverantwortlich und sozial nicht förderlich sind, entsprechen sie auch nicht dem FSC-Mandat. Wir haben dies beispielsweise in den Fällen hervorgehoben, in denen die FSC-Zertifizierung die Kämpfe der lokalen Bevölkerung gegen die Auswirkungen industrieller Plantagen unterwandert hat.
Der 13. März 2008 - der Tag an dem SGS Veracel das FSC-Zertifikat überreichte - wird als der Todestag des FSC in Erinnerung bleiben.