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Diskussionsbeitrag von Glen Barry:
WWF's Regenwaldschutz-Ziele verschärfen den ökologischen Niedergang
Stichwörter: Waldschutz Entwicklung Kritik

Im Umweltschutz ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Was manche Verbände als Erfolg vermarkten, ist aus Sicht anderer Akteure gar nicht so positiv. Manchmal sind diese Richtungsstreitigkeiten (die natürlich meist hinter den Kulissen laufen) über eher belanglose Unterschiede.

Mit dem folgenden Beitrag schlägt Glen Barry, ein seit über 20 Jahren im Waldschutz engagierter Aktivist, eine härtere Tonart gegenüber den Darstellungen der Umweltorganisation Worldwide Fund for Nature (WWF) an. Seiner Ansicht nach sind die Erfolgsmeldungen des WWF über 10 oder 15 Prozent errichteter Schutzgebiete eher als Promotion der Zerstörung der 85 oder 90 Prozent nicht unter Schutz gestellter Flächen zu verstehen.

WWF's Regenwaldschutz-Ziele verschärfen den ökologischen Niedergang

Der Schutz von 15 Prozent der letzten noch intakten Waldökosysteme und die gleichzeitige Förderung der fortdauernden Dezimierung alter Wälder sind nicht das Rezept, um die Ökosysteme der Welt, das Klima und Biosphären zu erhalten und gesellschaftliche Entwicklung zu fördern.

30. Mai 2008, Ecological Internet, www.ecologicalinternet.org

Diese Woche hat die Demokratische Republik Kongo neue Schutzgebiete für 10% ihres Regenwaldes angekündigt und nähert sich sich damit Brasiliens Ziel an, 15 Prozent des Amazonasgebietes unter Schutz zu stellen. Der WWF und andere Umweltorganisationen begrüßen die industrielle Zerstörung und das Verschwinden von 85 Prozent der verbliebenen großen Waldökosysteme als gute Nachricht.

Der WWF organisierte auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Bonn unverbindliche nationale Versprechen die Entwaldung zu stoppen und ignoriert dabei jedoch die durch industrielle Waldwirtschaft verursachte biologische Artenminderung. Der WWF begünstigt den erstmaligen Holzeinschlag in alten Primärwäldern, was ökologisch beinahe genauso schlimm ist, wie die totale Entwaldung. Diese unangemessenen Vorschläge kommen zu einem Zeitpunkt zu dem, wie eine neue Studie zeigt, der Verlust von Ökosystemen bereits über hundert Mrd. Dollar pro Jahr kostet.

Ecological Internet setzt sich - als maßgebliche Reaktion auf die Klima-, Biodiversitäts-, Wasser- und Ernährungskrise - für den Stopp jeder industrieller Entwicklung der verbliebenen primären und natürlichen Ökosysteme der Welt ein. Außerdem engagiert es sich für einen strikten Schutz der Hälfte der weltweiten Land- und Seegebiete als globale ökologische Reserve. Die restliche Fläche muss ökologisch bewirtschaftet werden, um die menschlichen Bedürfnisse nachhaltig und dauerhaft befriedigen zu können. Dies wird eine massive ökologische Wiederherstellung und Bewahrung der Waldüberbleibsel in überentwickelten Staaten erfordern und großflächige neue Schutzgebiete (um ein drei- bis fünffaches größer) in Ländern, in denen die noch erhaltenen primären, natürlichen Lebensräume der Welt zu finden sind.

Der Präsident von Ecological Internet, Dr. Glen Barry, erklärt, dass "das Niveau der Zerstörung landgebundener und aquatischer Ökosysteme, der in die Atmosphäre ausgestoßenen Abfallstoffe und des aktuellen Bevölkerungs- und Verbrauchsniveaus, die derzeit alles übersteigen, was erhalten werden kann, bei einer geringeren Ausdehnung immernoch eine lebenswerte Erde bedeutet. XXXX Mainstream und sogar 'radikale' Organisationen wie Greenpeace und Rainforest Action Network verfolgen bezüglich der Biosphärenerhaltung unzureichende Ziele - was das Versagen der Umweltbewegung, eine ausreichende, global-ökologische Antwort zu artikulieren, ein weiteres Mal illustriert. Wir beabsichtigen auch in Zukunft die Entlarvung von 'Waldlügnern', um sicherzustellen, dass sie keinen weiteren Schaden anrichten können."

Ecological Internet versucht, auf ökologischer Wissenschaft basierende Politik, die für den Erhalt globaler Ökosysteme und gerechte Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklung nötig ist, zu erkennen und umzusetzen. Landschaftsökologie informiert uns beispielsweise darüber, dass bei 50-prozentiger Zerstörung des Regenwaldes und anderer natürlicher Lebensräume, Ausfälle damit verbundener natürlicher Strukturen der Biodiversität und ökologischer Prozesse den Kollaps rapide beschleunigen. Organisationen, die 10 Prozent Schutz und/oder "zertifizierte" Abholzung alten Waldes als Lösung des Wald- und Klimaproblems verkaufen, sind ein großer Teil des Problems. Sie legitimieren und erneuern ein sterbendes wirtschaftliches Paradigma, in dem sie anstatt des Notwendigen das möglichst Einfache verfolgen. Ohne Ökologie kann es aber keine Ökonomie geben.

"Die Einrichtung globaler ökologischer Reserven auf der Hälfte der Erdöberfläche ist erforderlich, um globale ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen und um sicherzustellen, dass unsere und die Bedürfnisse aller Arten erfüllt werden. Dies wird schwierig und vielleicht erst in Jahrzehnten zu erreichen sein und bedarf in der Ausführung einer Verknüpfung mit Bevölkerungspolitik, einem Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe und einem politischen Bekenntnis zu Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden. Aber dies ist der einzige Weg, wie die Menschheit überleben wird. Eine auf ökologischen Wahrheiten beruhende ökologische Revolution ist sofort nötig, und nicht politisch vorteilhafte Teilmaßnahmen."

Als einen ausreichenden globalen Überlebensplan, erneuert Ecological Internet seinen Aufruf an die reichen Nationen, ihre Emmissionen unverzüglich zu reduzieren, strikten Regenwaldschutz zu finanzieren und mit der weitgehenden ökologischen Wiederherstellung und Unterschutzstellung im eigenen Land zu beginnen. Darüber hinaus sind nationale Regierungen und Umweltschützer dazu aufgerufen, vereinfachende, den Status quo gutheißenden und unzureichende Antworten auf das komplexe Zusammenspiel der ökologischen und sozialen Krise zurückzuweisen.

Des weiteren sollen nicht schon überentwickelte Nationen mit großen intakten Lebensräumen das fehlgeschlagene westliche Entwicklungsmodell des schnellen Wirtschaftswachstums auf Kosten natürlicher Ressourcen ablehnen, sondern das Wohl ihrer Gesellschaften auf der Grundlage erhaltener Wälder und dem ökologisch nachhaltigen Gebrauch des natürlichen Kapitals zu erreichen suchen. Wahrer Wohlstand in Zeiten des nahenden ökologischen Kollapses - Bedürfnisse wie Wasser, Boden, Klima und Nahrung - wird in erster Linie denen gehören, die sich jetzt dafür entscheiden, intakte Ökosysteme zu erhalten.

Übersetzung: Pro REGENWALD, Martin Glöckle

Kommentare

# Michaela Couturier am 26.06.2010, 21:54

Ich glaube, im letzten Abschnitt ist ein semantischer und dadurch logischer Fehler. Entweder das "nicht" ist zuviel oder man muss den Satz aus Frage kennzeichnen. Also: Sollten nicht ...?

# Michaela Couturier am 26.06.2010, 21:58

Beziehungsweise - denn jetzt hab ich die Bedeutung des Satzes erst verstanden- es sollte heissen :"Desweiteren sollen die noch nicht überentwickelten Nationen..."
Michaela Couturier

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