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Längst überfällige Erfolgsmeldung:
Finnland lässt Urwälder stehen
Stichwörter: Biodiversität Waldschutz Politik

Finnland hat viel Wald. Knapp 25 Millionen Hektar. Das sind 68 Prozent oder zwei Drittel der Landesfläche. Deutschland im Vergleich dazu hat gut 10 Millionen Hektar Wald, was nicht ganz 30 Prozent der Fläche ausmacht, also ein Drittel nur. Wo uns Finnland ebenso haushoch schlägt, ist der Anteil geschützer Wälder.

Warum haben die Finnen mehr geschützten Wald? Weil es in Finnland noch mehr schützenswerten alten Wald gibt und weil Finnland letzte Woche erst die letzten 8 bisher ungeschützten großen Urwaldgebiete fast ganz unter Schutz gestellt hat. 96.000 Hektar der in Nordlappland liegenden Wälder werden künftig geschützt sein und 9.300 Hektar Land können "unter Berücksichtigung besonderer Kriterien bewirtschaftet" werden. Dies ist das Ergebnis mehrwöchiger Verhandlungen zwischen dem finnischen Forstamt Metsähallitus, der Holzindustrie, dem Parlament der Saami-Ureinwohner, dem Umweltcenter Lapplands, den Rentierhalter und Umweltschutzverbänden.

Diese Unterschutzstellung hat Bedeutung für ganz Europa. Die letzten nennenswerten Urwaldgebiete Europas liegen zum großen Teil in Finnland. Umso größer war der Druck auf die Regierung des Landes, zur Erhaltung der Artenvielfalt zu retten, was noch zu retten war.

Finnland schützt seine Urwälder

Nur noch zehn Prozent der Fläche dürfen umweltschonend genutzt werden

Von Gerhard Fischer

München - Die letzten acht ungeschützten großen Urwälder Finnlands werden fast komplett unter Schutz gestellt. 96 000 Hektar werden künftig geschützt sein und 9300 Hektar Land werden "unter Berücksichtigung besonderer Kriterien bewirtschaftet", also möglichst umweltschonend. Dies ist das Ergebnis mehrwöchiger Verhandlungen zwischen dem finnischen Forstamt Metsähallitus, der Holzindustrie, kommunalen Institutionen und Umweltschutzverbänden.

Es gibt nicht mehr viele Urwälder in Europa, nur noch in Teilen Osteuropas und Finnlands. Der finnische Urwald befindet sich überwiegend im Norden und Nordosten des Landes, er besteht unter anderem aus mehr als 600 Jahre alten Bäumen. Greenpeace hat nach eigenen Angaben 2003 eine Kiefer bestimmen lassen. Der Baum begann demnach sein Wachstum etwa 1330, im Jahr 2003 wurde er zur Herstellung von Papier gefällt.

In den finnischen Urwäldern leben zudem Hunderte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die vom Aussterben bedroht sind, vor allem Käfer und Vögel. Einige Urwälder sind auch Grundlage für die traditionelle Lebensweise der Sami, der Ureinwohner Nordeuropas, die der Rentierzucht nachgehen. Die Tiere ernähren sich während der harten Winter von Baumflechten in den Urwäldern.

Mehr als sechs Wochen haben Vertreter von Metsähallitus, der Holzindustrie, mehrerer kommunaler Organisationen, lokalen Naturschützern, Greenpeace und Rentierhaltern über den Schutz der letzten großen Urwälder verhandelt. Greenpeace hatte zusammen mit dem finnischen Naturschutzbund vor vier Jahren die riesigen Waldflächen kartiert und erst damit die Grundlage für die Verhandlungen gelegt. Die Einigung, der in dieser Woche alle Beteiligten zustimmten, beendet einen neun Jahre langen Konflikt um den Schutz der Wälder. Vor allem Greenpeace hatte sich - in Zusammenarbeit mit lokalen Naturschützern und den Rentierhaltern - heftig gegen das Abholzen der Urwälder gestemmt. "Wir freuen uns riesig über die Einigung", sagte Oliver Salge von Greenpeace, "aber man darf nicht vergessen, dass die Wälder in Finnland bereits viele Verluste erlitten haben".

Finnland weist heute noch 20 Millionen Hektar Wald auf, nach Greenpeace-Schätzungen sind davon 800 000 bis 900 000 Hektar Urwald; offizielle Angaben dazu gibt es nicht. Die Papierindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes, etwa 20 Prozent der Exporte gehen nach Deutschland. Ein geringer Teil des exportierten Papiers stammte bisher aus den Urwäldern.

Süddeutsche Zeitung, den 29. Oktober 2009

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