Spaßbremse? Tourismus schädigt das Klima schlimmer als gedachtStichwörter: Footprint Flugverkehr Klimaschutz Lebenswandel
Die Sommerferien nahen, die große Reisewelle kann beginnen. Doch ganz so einfach ist es mal wieder nicht, denn Tourismus schadet dem Klima - und das sogar noch viel stärker als bisher angenommen. Forscher der University of Sydney beziffern den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase durch den weltweiten Tourismus auf rund acht Prozent der globalen Emissionen. Bisher war man "nur" von einem Anteil von 2,5 bis 3 Prozent ausgegangen (Global tourism carbon footprint).
Die Forscher wollten die wahren Kosten des Reisens herausfinden - all inklusive sozusagen. In ihre Berechnung haben sie nicht nur die An- und Abreise einbezogen, sondern die Hotelübernachtung, die Klimaauswirkungen des Essens und von Shoppingtouren. Den größten Anteil an den Emissionen hat das Fliegen.
Touristen aus Deutschland haben der Studie zufolge mit 329 Millionen Tonnen Treibhausgasen den drittgrößten Fußabdruck hinter den Touristen aus den USA und China (Acht Prozent Treibhausgase durch Tourismus).
Im Lauf der letzten Jahre haben die Emissionen des Tourimus jedes Jahr um rund 3,3 Prozent zugenommen, und ein Rückgang ist laut der Studie auch nicht in Sicht, denn mit wachsendem Wohlstand erhöhen sich die Emissionen.
Die Forscher fordern daher, generell weniger zu fliegen und falls es dann doch getan wird, mehr für Ausgleichsmaßnahmen für den CO2-Ausstoß zu bezahlen.
PARADIES UND HÖLLE
Übers Wochenende nach Mallorca? Zweimal im Jahr auf exotische Fernreise? Dem eintönigen Alltagstrott möglichst oft zu entfliehen steht bei den Deutschen hoch im Kurs. Doch die Reiselust hat andernorts dramatische Auswirkungen. Verbieten kann man klimaschädliches Reisen niemandem, ungerecht ist es trotzdem. eine Kolumne von Susanne Götze, 13. Mai 2018Eisheilige zu Himmelfahrt? Kein Problem! Die Reisebranche hat immer eine Alternative parat, damit niemand seine Feiertage im grauen Deutschland verbringen muss: "Paradiesische Momente auf den Malediven" verspricht das Portal "Ab-in-den-Urlaub.de", sieben Tage Halbpension im Luxus-Resort. Wer, wenn er könnte, würde nicht gern in das türkisfarbene Meer eintauchen, unter den strohbedeckten Schirmchen mit einem Mojito am Strand lungern und Selfies nach Deutschland schicken?
Allerdings könnten die kurzen Ausflüge ins Paradies uns und unsere Kinder teuer zu stehen kommen. Weil immer billigere Angebote locken und der Urlaub in fernen Gefilden zum Statussymbol wachsender Mittelschichten geworden ist, steigt auch der ökologische Fußabdruck. Allein zwischen 2009 und 2013 sind die vom Tourismus verursachten Treibhausgasemissionen von 3,9 auf 4,5 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr angestiegen, wie ein Forscherteam der Universität Sydney in einer aktuellen Studie errechnet hat. Das sind rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und damit weitaus mehr als bisher angenommen.
Geht das Fernweh so weiter, könnten die Emissionen danach bis 2025 auf 6,5 Milliarden Tonnen pro Jahr anwachsen – das das wäre dann mehr, als die USA pro Jahr in die Atmosphäre blasen, oder rund sechs Mal so viel wie Deutschlands Emissionen. Die Studie nahm anders als bisherige Untersuchungen das erste Mal die "wahren Kosten" unter die Lupe: Nicht nur Flug und Hotel, sondern auch Restaurantbesuche und Souvenirkäufe rechneten die Studienautoren in ihre Klimabilanz mit ein.
Von den in der Studie untersuchten 189 Ländern liegt Deutschland immerhin auf Platz drei der größten touristischen Klimasünder, nur die USA und China verursachen durch Reisen noch mehr CO2-Emissionen. Den größten Batzen machen dabei die Flugreisen aus, vor allem jene Fernreisen auf einsame Inseln – wie beispielsweise die Malediven. Und wenn auf der Terrasse des maledivischen Luxus-Resorts dann noch ein Steak verspeist wird, die Klimaanlage den ganzen Tag brummt, sich der Urlauber Modeschmuck "Made in China" kauft und einen Ausflug per Helikopter auf die Nachbarinseln macht, dürfte der Worst Case in Sachen Klimabilanz erreicht sein.
Verbieten kann man das niemandem. Aber keiner sollte sich dann beim Schnorcheln über abgestorbene Korallenriffe beklagen oder beim Strandspaziergang über erodierte Strände und entwurzelte Palmen wundern. Denn viele Einwohner unserer Fernflug-Paradiese bekommen schon heute die Folgen unseres Handelns zu spüren. Für sie ist Deutschland das Paradies. Aber eine Pauschalreise nach München können sie sich wohl kaum leisten.
Quelle: https://www.klimareporter.de/gesellschaft/paradies-und-hoelle
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