Garantiert keine Fake News: Vogelsterben in NordamerikaStichwörter: Artenschwund Landwirtschaft
Wir haben lange gesucht. Wenn man annimmt, dass das, worüber Donald Trump twittert, Mist ist ... muss man dann davon ausgehen, dass das, worüber er nicht twittert, wahr ist? Dann hat Nordamerika - und da vor allen Dingen die USA - eine echte ökologische Krise: sie haben ein paar Milliarden Vögel weniger.
Laut einer gerade im Science-Magazin veröffentlichten wissenschaftlichen Studie (Decline of the North American avifauna) ist die Zahl der Vögel in Nordamerika binnen 50 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen. In den USA und Kanada verringerte sich die Menge der Feld-, Wald-, Wiesen- und Gartenvögel seit 1970 insgesamt um 29 Prozent. Schätzungen zufolge hat der Bestand in diesem Zeitraum um rund drei Milliarden Vögel abgenommen.
Man muss garnicht so weit gehen, auf Vogelschwund hat Nordamerika kein Monopol. Erst vor wenigen Wochen hatten Forscher vor einem dramatischen Schwund bei Brutpaaren am Bodensee gewarnt (Vogelsterben am Bodensee, mpg.de): Binnen 30 Jahren sank dort die Zahl der Vogelbrutpaare ebenfalls um ein Viertel. 1980 lebten demnach an dem See rund 465 000 Brutpaare, 2012 nur noch 345 000. Einst häufige Arten wie Haussperling, Amsel oder Star seien besonders stark zurückgegangen
Mehr als 90 Prozent des Rückgangs entfallen der Studie zufolge auf zwölf Vogelgruppen, darunter Spatzen, Finken und Schwalben. Die weitverbreiteten und auch bei uns bekannten Vögel beeinflussen die Nahrungskette und das Ökosystem erheblich, beispielsweise indem sie Samen verteilen oder Schädlinge fressen.
Ken Rosenberg von der Cornell University und seine Kollegen führen den Schwund in Nordamerika darauf zurück, dass die dortigen Lebensräume inzwischen sehr stark durch menschliche Eingriffe beeinflusst seien. Kleiner werdende Lebensräume und die Intensivierung der Landwirtschaft werden als Hauptursachen genannt. Den Vögeln fehlen Nischen zum Nestbau und ausreichend Futter um den Nachwuchs, falls es einen solchen überhaupt gibt, zu ernähren.
Hinzu komme, dass von Zugvögeln genutzte Lebensräume in den Tropen zunehmend zerstört sind.
Die Forscher appellieren, den jetzt dokumentierten Vogelschwund als Warnsignal zu verstehen und umgehend Maßnahmen zu ergreifen, die dem mit dem Vogelsterben einhergehenden Verlust der Ökosystemfunktionen und -leistungen entgegenwirken.