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Ein Kampf für den Amazonas, der die Welt inspirieren sollteStichwörter: Erdöl Landrecht Entwicklung Indigene Klimawandel Politik

Wirtschaftskrise, Klimawandel, Waldzerstörung - und die Hilflosigkeit der politischen Führer, angemessene Antworten auf die aktuellen und zukunftsbestimmenden Herausforderungen zu finden. Man könnte verzweifeln...

Johan Hari wirft einen Blick auf die Geschehnisse der letzten Wochen in den fernen amazonischen Regenwäldern und stellt die Verbindung zu den Fragen her, die uns in der industrialisierten Welt bewegen (sollten).

Wir haben seinen Beitrag übersetzt, der am 24. Juni im britischen Independent veröffentlicht wurde.

Johan Hari: Ein Kampf für den Amazonas, der die Welt inspirieren sollte

Der Aufstand im Amazonas ist dringlicher als der im Iran er wird die Zukunft des Planeten bestimmen

Johan Hari The Independent, Mittwoch, 24. Juni 2009

Während die Welt nervös die Aufstände im Iran beobachtet, ist ein weitaus wichtigerer Aufstand unbemerkt vorübergegangen doch sein Ausgang wird Ihr Schicksal bestimmen, und meines.

In den Tiefen des Amazonas-Regenwaldes, haben es die Ärmsten der Welt mit den Reichsten der Welt aufgenommen, um einen Teil des Ökosystemes zu verteidigen, ohne den niemand von uns leben kann. Sie hatten lediglich hölzerne Speere und die Macht der Moral auf ihrer Seite, um die Ölkonzerne zu besiegen und, fürs erste, haben sie gewonnen.

Dies ist die Geschichte davon, wie es dazu kam und davon, dass wir alle diesen Kampf aufnehmen sollten. Anfang diesen Jahres hat Perus rechtsstehender Präsident, Alan Garcia, die Rechte zur Erschließung, Abholzung und Erdölbohrung von 70% des peruanischen Teils des Amazonasgebietes an einen Haufen internationaler Ölkonzerne verkauft. Garcia scheint Regenwälder als eine Verschwendung wertvoller Ressourcen zu betrachten, sagt er doch über die Bäume des Amazonas: 'Es gibt dort Millionen Hektar Holz, das nutzlos herumliegt.'

Es gab nur eine ärgerliche Schwachstelle in Garcias Plan: die indigene Bevölkerung, welche im Amazonasgebiet lebt. Sie sind die ursprünglichen Bewohner des amerikanischen Kontinents, die seit der Ankunft der Conquistadores einer Genozidwelle nach der anderen zum Opfer fielen. Sie sind schwach. Sie haben keine Waffen. Sie haben gerade mal Elektrizität. Die Regierung hat sich nicht die Mühe gemacht, sie zu befragen: Was kann so ein Haufen Indianer schon ausrichten?

Aber die indigene Bevölkerung hat miterlebt, was anderswo im Amazonas geschehen ist wenn die Ölkonzerne kommen. Occidental Petroleum müssen sich vor US-amerikanischen Gerichten für das Abladen von ungefähr neun Millionen Tonnen toxischen Abfalls im Amazonasgebiet verantworten, wo sie von 1972 bis 2000 operierten. Andres Sandi Mucushua, der spirituelle Anführer der Gegend, welche den Ölkonzernen als Block (12A)B bekannt ist, sagte 2007: 'Wegen Oxy sind meine Leute krank und liegen im Sterben. Das Wasser in unseren Bächen ist nicht trinkbar und wir können keine Fische aus unseren Flüssen oder Tiere aus unseren Wäldern mehr essen.' Der Konzern weist jegliche Verantwortlichkeit zurück mit der Behauptung, dass ihnen 'keine glaubwürdigen Daten der gesundheitlichen Auswirkungen auf die Gemeinde bekannt sind.'

Laut einem unabhängigen Bericht wird im ecuadorianischen Amazonas toxischer Abfall, der angeblich nach den Bohrungen von Chevron-Texaco abgeladen wurde, von einer unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung für 1.401 Todesfälle, hauptsächlich von an Krebs erkrankten Kindern, verantwortlich gemacht. Als der BBC-Journalist Greg Palast diese Anschuldigen dem Anwalt von Chevron vorlegte, antwortete dieser: 'Ist das etwa der einzige Fall von Krebs auf der Welt? Wieviele Fälle von krebskranken Kindern haben Sie in den Staaten? ... Die müssen erst einmal beweisen, dass es unser Rohöl ist [und das ist] absolut unmöglich.'

Die Völker des Amazonas wollen nicht, dass ihre Wälder abgeholzt und ihre Ländereien vergiftet werden. Und hier kollidiert das Bedürfnis der indigenen Völker ihren Lebensraum zu bewahren mit Ihrem Bedürfnis Ihren Lebensraum zu erhalten. Die Regenwälder inhalieren enorme Mengen erderwärmender Gase und lagern sie fern der Atmosphäre ab. Wir fällen sie schon so schnell, dass dadurch jährlich 25% des durch Menschen hervorgerufenen CO2-Ausstoßes verursacht werden mehr als Flugzeuge, Züge und Autos zusammen. Aber es ist doppelt zerstörerisch sie abzuholzen, um zu den fossilen Brennstoffen zu gelangen, welche den Planeten noch mehr erhitzen. Garcias Plan war es, den Amazonas von der Klimaanlage der Erde in ihre Feuerstelle zu verwandeln.

Warum tut er das? Er beugte sich dem enormen Druck von Seiten der USA, deren neues Freihandelsabkommen diese 'Öffnung' erforderte, und von Seiten des Internationalen Währungsfonds, der aus unseren Steuergeldern bezahlt wird. Es wird vermutet, dass die Regierungspartei in Peru, APRA, auch mit Öl bestochen und motiviert wurde. Einge von Garcias Vertrauten wurden per Audioaufnahme dabei ertappt, wie sie ihren Kumpels den Amazonas verkaufen wollten. Der Vorsitzende der parlamentarischen Kommission, welche in der Affäre ermittelt, Abgeordneter Daniel Abugattas, sagt dazu: 'Die Regierung hat unsere natürlichen Ressourcen an den Niedrigstbietenden abgegeben. Peru hat davon nicht profitiert, wohl aber die Freunde der Regierung.'

Also nahmen die indigenen Völker ihre Verteidigung selbst in die Hand; und die unsere. Sie gebrauchten ihre eigenen Körper und hölzernen Waffen, um die Flüsse und Straßen zu blockieren und die Ölkonzerne daran zu hindern, irgendetwas hinein oder hinaus zu bringen. Sie besetzten zwei Ventile Perus einziger Pipeline zwischen dem Gasfeld des Landes und der Küste ein, was zu einer Rationierung der Treibstoffe hätte führen können. Ihre Anführer gaben folgende Erklärung ab: 'Wir werden gemeinsam mit unseren Eltern und Kindern um den Wald Kämpfen und darum, das Leben des Äquators und der ganzen Welt zu retten.'

Garcia antwortete mit der Entsendung von Militär. Er erklärte den 'Ausnahmezustand' im Amazonas, der nahezu alle Verfasssungsrechte außer Kraft setzt. Armeehelikopter eröffneten mit scharfer Munition und Blendgranaten das Feuer auf die Protestierenden. Aber die Indigenen liefen nicht weg. Auch wenn sie ihr Leben riskierten, sie hielten aus. Einer ihrer Anführer, Davi Yanomami, sagte: 'Die Erde hat keinen Preis. Sie kann nicht gekauft, verkauft oder getauscht werden. Es ist sehr wichtig, dass Weiße, Schwarze und Indigene zusammen darum kämpfen, das Leben des Waldes und der Erde zu retten. Wie wird unsere Zukunft aussehen, wenn wir nicht zusammen kämpfen?'

Und dann passierte etwas Außergewöhnliches. Die Indigenen gewannen. Der peruanische Kongress wiederrief mit einer Merheit von 82 zu 12 Stimmen die Gesetze, die den Ölkonzernen das Bohren erlaubten. Garcia wurde gezwungen, sich für seine 'schlimmen Fehler und Übertreibungen' zu entschuldigen. Die Protestierenden feierten und kehrten in ihre Heimat tief im Amazonas zurück.

Natürlich werden sich die Ölkonzerne neu formieren und zurückkehren aber dies ist ein inspirierender Sieg für die Kräfte des gesunden Menschenverstandes. Ein Sieg, der sich nur schwer wieder rückgängig machen lassen wird.

Menschen müssen viel mehr Entscheidungen wie diese treffen: die fossilen Brennstoffe unter der Erde, und die Regenwälder stehen zu lassen. Im Mikrokosmos ist dieser Tumult im Dschungel der Kampf, der uns allen nun bevorsteht. Werden wir einer kleinen Gruppe reicher Leute erlauben, auf Kosten unser aller Überlebenschancen mit der Plünderung und Verbrennung von Ressourcen schnellen Profit zu machen?

Wenn dies nun wie eine Übertreibung klingt, hören Sie Professor Jim Hansen an, den weltweit führenden Klimatologen, dessen Vorhersagen sich immer wieder als korrekt erwiesen haben. Er sagt: 'Wir werden den Planeten den wir kennen mit Sicherheit zerstören, wenn wir alle fossilen Treibstoffe verbrennen. Wir würden den Planeten auf den Weg zu einem eisfreien Zustand schicken, was zur Folge hätte, dass der Meerespiegel um 75 Meter steigen würde. Naturkatastrophen an den Küsten würden am laufenden Band geschehen. Die einzige Unsicherheit ist die Zeit, die der komplette Zerfall der Eisschicht benötigen würde.'

Natürlich werden die 'fossil fools' (Fossil-Narren) argumentieren, dass die einzige Alternative zur Verbrennung der verbleibenden Öl- und Gasreserven ist, dass wir alle wie die indigenen Völker im Amazonas leben. Aber im Nachbarstaat von Peru macht sich ein ganz anderes, umweltfreundliches Modell daran, die im Aufsteigen begriffenen Armen weiter zu fördern wenn wir die Chance nur ergreifen.

Ecuador ist ein armes Land mit großen Ölvorkommen unter seinen Regenwäldern aber sein Präsident, Rafael Correa, bietet uns das Gegenteil von Garcias Plan an. Er hat angekündigt, dass er bereit ist, die größten Ölvorkommen seines Landes unter der Erde zu lassen, wenn der Rest der Welt für die 9,2 Milliarden Dollar, die diese abwerfen würden, aufkommt.

Wir müssen beginnen, diese Alternativen wahrzunehmen, wenn der Sieg, der diesen Monat im Amazonas errungen wurde, nicht bedeutungslos sein soll. Das Hadley Centre in Exeter, eines der höchstentwickelten Zentren für dier Erforschung der Auswirkungen der globalen Erwärmung, hat die Warnung ausgesprochen, dass der Amazonas austrocknen und abrennen wird und das schon sehr bald wenn wir weiterhin im jetzigen Ausmaß Treibhausgase in die Luft blasen.

Eine Studie, die das Zentrum zu Beginn dieses Jahres herausgab, erklärte: 'Der Amazonas-Regenwald wird voraussichtlich katastrophalen Schaden erleiden, wenn auch nur die Vorasusagen mit den geringsten durch den Klimawandel verursachten Temperaturanstiegen eintreten. Bis zu 40% des Regenwaldes wird verloren gehen, wenn die Temperaturerhöhungen sich auf 2° C begrenzen, was die meisten Klimatologen als das Mindeste einschätzen, womit wir bis 2050 zu rechnen haben. Bei einem Temperaturanstieg von 3°C würde voraussichtlich 75% des Waldes verschwinden, während ein Anstieg um 4°C, welcher als der wahrscheinlichste Fall gilt, wenn die Treibhausgase nicht drastisch reduziert werden, 85% des Regenwaldes vernichten wird.' Das würde Milliarden von Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre senden und die Welt so noch unbewohnbarer machen.

Der Kampf im Amazonas ist irgendwie aufregend, aber auch beschämend. Diese Leute haben nichts, aber sie boten den Ölkonzernen die Stirn. Wir haben alles, doch zu viele von uns sind lahm und passiv, während wir unsere Tanks mit gestohlenem Öl füllen, ohne einen Gedanken an Morgen zu verschwenden. Die Völker des Amazonas haben gezeigt, dass sie für einen Kampf um die Rettung unseres Ökosystems bereit sind. Sind wir es auch?

Johan Hari schreibt für die englische Zeitung The Independent.

Quelle: A fight for the Amazon that should inspire the world

Übersetzung: Pro REGENWALD, Clara Straimer

Kommentare

# Svenja 13 jahre am 30.10.2009, 07:24

Schützt den Regenwald ihr verschließt die Augen vor dem was da passiert ihr müsst sie öffnen sonst ist es zu spät und es wird die welt durch die menschheit wegen geldgier u.s.w. zerstört

# Nina 13 Jahre am 06.01.2010, 14:15

Ich bin ganz ihrer Meinung , sollen deswegen viele Tier und Pflanzenarten aussterben ? Wegen dummen erdölkonzernen ? Was bringt das bitte das iz ja mal nicht menschlich und das nur wegen Erdöl das ist nicht fair,den Tieren und Pflanzen gegenüber sie können sich nicht wehren und wir versuchen ihnen ihren geliebten Regenwald und Lebensraum wegzunehmen...! Sowas ist einfach unaxteptabel... Wir sind immer sauer und wütend wenn irgendwelche Tiere in unserem Müll graben oder das Blumenbeet zertrampeln oder wenn sie im Gemüsegarten irgendwas auffressen, aber was sollen sie Tiere von uns halten,sie können nichts dafür es ist ihre Art was sie machen und wie sie leben,wir können was dafür wir sind geldgierig und denken nur an uns , wir können uns ändern machen es aber nicht !!! Ich denke wenn die Menschen und die Tiere mal die Rollen tauschen würden,würden wir mal erfahren wie es den Tieren geht !

Wir müssen was dagegen tuhen !!! Sowas muss aufgehalten werden , Schützt den Regenwald und rettet Leben !!!

# Horst am 07.01.2010, 14:46

Zu Svenja & Nina:

Ich finds toll, wie engagiert die Jugend von Heute ist!

# J. am 06.02.2010, 16:56

Ich kann mich den beiden oben nur anschließen: Es muss gehandelt werden, denn in 50 Jahren ist es vielleicht schon zu spät.
Ohne Bäume werden erstens Tiere sterben und außerdem bekommen wir ja lebenswichtigen Sauerstoff durch die Pflanzen und Bäume -und wofür das alles?- Für Geld.
Bitte verschließt eure Augen nicht mehr und öffnet sie anderen, denn die Menschen sind auf dem besten Weg, sich selbst und noch vieles mehr zu zerstören!!

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