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Zwischenfall in Ecuador
Ureinwohner töten Eindringlinge
Stichwörter: Indigene Protest Entwicklung

Ureinwohner haben schlechte Karten. In den wenigsten Ländern dürfen sie - die sich als erste Bewohner der jeweiligen Territorien sehen - ihr Leben so gestalten, wie sie es ihrer Vorstellung und Tradition entsprechend gerne wollen.

Am einfachsten überleben konnten sie in abgelegenen Winkeln der Erde, die verkehrstechnisch zu erschließen, immer zu kompliziert oder unrentabel war. Vor 50 Jahren noch brauchte man gut 10 Tage um von der brasilianischen Amazonasstadt Manaus zur knapp 80 Kilometer entfernten Absturzstelle eines Flugzeuges zu gelangen. Heute fährt man die Strecke in 45 Minuten auf einer asphaltierten Straße durch eine weitgehend waldfreie Gegend.

Um die letzten unerschlossenen Waldregionen - heute wichtige Rückzugsgebiet für Ureinwohner, die weiterhin traditionell leben wollen - wird auch in unserer zivilisierten Welt auf Leben und Tod gestritten. Letztendlich sind es die Rohstoffe und anscheinend frei verfügbarer Lebensraum, die Eindringlinge in diese Wälder locken. Es sind Holz, Öl, Edelmetalle ... kurz: all die Rohstoffe, die die entwickelten Gesellschaften in ihren Ländern nie hatten oder sie mittlerweile übernutzt haben.

Die Eroberung der Ureinwohner-Territorien ist nicht abgeschlossen. Was Ureinwohner 1992 anlässlich des 500-jährigen Jahrestags als Schuld der Kolonisierung Lateinamerikas anprangerten, wird heute munter weiterpraktiziert. Die Gegenwehr der Ureinwohner ist schwach. In Sarawak protestieren die Betroffenen immer wieder mit friedlichen Straßenblockaden, mit unerhörten Petitionen und allmählich auch auf gerichtlichem Weg.

In Ecuador ist es letzten Monat zu einem gewaltsameren Abwehrversuch gekommen. Ureinwohner haben Angehörige einer Siedlerfamilie in ihrer Verzweiflung mit Speeren durchbohrt.

»Auf dem planierten Waldweg standen auf einmal mehrere nackte Männer und Frauen mit Speeren,« berichtete die elfjährige Tochter später im Krankenhaus. Sie versuchte zu fliehen, wurde aber von einem Speer getroffen und stürzte. Sie mußte mit ansehen, wie ihr sechzehnjähriger Bruder und die Mutter von Lanzen durchbohrt auf dem Waldweg starben. Ihr kleiner Bruder konnte entkommen.

Experten können die Hintergründe erklären, ob dies helfen kann, solche Zwischenfälle dauerhaft zu verhindern, muss die Zukunft zeigen:

Roberto Narváez Collaguazo von der Stiftung Pachamama, die sich für die Belange der Indigenen in Ecuador einsetzt, erinnerte daran, daß es vor 30 Jahren in dieser Gegend noch keine Siedler gegeben habe: Diese seien erst in den vergangenen sechs bis acht Jahren gekommen und hätten sich das Land ohne Erlaubnis angeeignet. »Nach fünf, zehn oder 15 Jahren gehen sie zur Behörde und lassen es sich für ein bißchen Geld legalisieren«, erklärte Narváez weiter. Von dieser Entwicklung seien die Tagaeri völlig überrascht gewesen. Entsprechend ihrer kulturellen Tradition hätten sie auf die von ihnen als Eindringlinge wahrgenommenen Menschen reagiert. »Sie verteidigen ihr Territorium. Da machen sie keinen Unterschied, ob Mann, Frau oder Kind.«

Die Morde fanden nur wenige Kilometer außerhalb der »Zona Intangible« (Unberührbare Zone) statt. Hier leben die letzten drei indigenen Stämme der Huaorani, Tagaeri und Taromenane, die sich weigern, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Ihre Zahl wird auf 500 geschätzt. Die Menschen geraten nicht nur durch die Siedler unter Druck. Sie fliehen auch vor den Holzfirmen und Ölgesellschaften, die sich in dieser Region breitmachen, obwohl es sich um ein Biosphärenreservat handelt.

Quelle: Indigene in Not, Oliver Hölcke in jungeWelt

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