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Nix gerafft - oder
Warum keine/r das Ruder herumreisst
Stichwörter: Lebenswandel Klimawandel Politik

Für den Großteil unter uns liegt es noch in weiter Zukunft, einige wenige streiten es ganz ab: Die Folgen des Klimawandels werden nicht nur viel eher, sondern auch drastischer eintreffen als bisher vermutet. Das ist jedenfalls der aktuelle Stand der Erkenntnis.

Wir behaupten, dass es noch schlimmer ist - wenn man einige weitere Kriterien zur Beschreibung des Erdzustands dazu nimmt: Anzahl der Kulturen und Sprachen beispielsweise, die der Globalisierung nach kurzem Überlebenskampf selbst in den abgelegensten Urwaldregionen rasant zum Opfer fallen? Oder die rapide abnehmende Anzahl und Sorten der Pflanzen- und Tierarten, von denen sich die Menschheit ernährt? Wie wäre es mit der Trinkwasserverfügbarkeit, die wir allein durch unsere Produktionsprozesse (Bergbau, Industrie, Landwirtschaft) immer mehr gefährden?

Egal wie schlimm es nun tatsächlich werden mag, man sollte meinen, dass die Rettungsmaschinerie allmählich anspringen würde. Wie bei der Bankenkrise. Politiker, die nächtelang sich Informationen vortragen lassen, abwägen und dann mit tiefen Augenringen Entscheidungen treffen, die Gegenmaßnahmen in Bewegung setzen (auch wenn sie so falsch sein mögen wie die Abwrackprämie).

Oder nachhaltige Verhaltensänderungen bei VerbraucherInnen: weniger fliegen, weniger Fleisch essen ... naja, wenigstens scheint sich ein Trend zu kleineren Autos abzuzeichnen.

Michaela Haas geht in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende in dem Beitrag Wir Neandertaler der Frage auf den Grund, warum uns das alles kalt lässt. Die Antwort: Weil die Basis unserer Entscheidungsfindung, unser emotionales Frühwarnsystem, den neuen Gefährdungen nicht gewachsen ist - wir quasi noch mit einem Auslauf-Modell navigieren.

Das Problem ist nicht nur, dass wir verdrängen, nein, es ist grundlegender. Wir haben uns zwar emotional und intellektuell weiterentwickelt, aber unser Gefahren-Frühwarnsystem ist das eines Neandertalers. Eine Bewegung im Halbdunkel löst einen Flucht- oder Kampfimpuls aus. Aber die schleichende Verseuchung mit Giften oder Klima-Erwärmung geht zu langsam vonstatten, um sie von unserem Gefahren-Radar erfassen zu lassen. Wir haben dafür keine Antenne. In diesem Fall versagt unser Instinkt. Wir zappen weg - bitte noch ein Bier.

Eine Antwort könnte das sein, woran wir von Pro REGENWALD seit Jahren arbeiten: informieren, Zusammenhänge erkennen, Bewusstsein entwickeln und mit ökologischer Intelligenz entscheiden. Der Harvard-Psychologe Daniel Goleman hat diesen Ansatz in dem jetzt auch in Deutschland erschienen Buch "Ökologische Intelligenz" beschrieben. Dazu Haas weiter:

Unseren Öko-IQ zu trainieren ist offenbar nötig, weil er nicht angeboren ist. "Wir leben in einem Zustand kollektiver Verdrängung", sagt Goleman. "Wir machen uns nicht klar, dass alles, was wir kaufen, essen, benutzen und wegwerfen, direkten Einfluss auf unsere Umwelt hat. Wir haben alle einen riesigen toten Winkel. Ein Sprichwort sagt: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Dabei trifft heute genau das Gegenteil zu. Das, worüber wir nicht Bescheid wissen, schadet uns, anderen Menschen und unserem Planeten."

So weit, so schlecht. Aber wie sieht nun die Lösung aus? "Um diese Intelligenz anzuzapfen", sagt Goleman, "müssen wir uns klarmachen, wie sehr wir Teil der ökologischen Systeme sind."

Und das wird dann ganz schön komplex. Es braucht Information, Bilanzen, Software ... wenn's im Detail interessiert: Wir Neandertaler, Michaela Haas

Kommentare

# Raphael am 21.09.2009, 23:46

Habe den Artikel in der SZ auch mit Aufmerksamkeit gelesen. Und irgendwie fiel mir dann die Analogie zum Frosch im Wasserglas ein, der nicht merkt, dass sich das Wasser langsam erwärmt, bis es dann zu spät ist...so wie die Menschen. Meiner Meinung nach wird den Menschen wohl in manchen Regionen erst einmal ihr Saustall um die Ohren fliegen, bis sie dann aufwachen und nachhaltig mit ihrer Umwelt und Ressourcen umgehen, wenn es bis dahin nicht zu spät ist. Mir erscheint die Mehrzahl der Menschen (mich nicht ausgeschlossen) derart konstruiert zu sein, dass sie nicht gerade die Fähigkeit besitzen, nachhaltig und vorrausschauend zu handeln...leider...wie soll das denn dann gut gehen? Ich war 9 Montae im Süden der USA, da war Umweltschutz und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ein Fremdwort! Im Gegensatz dazu spielen wir in Deutschland in der Championsleague was Umweltbewusstsein betrifft. Trotzdem wohl viel zu wenig, was hier passiert! Aber was soll man erwarten von Politikern, die (und das kann man ihnen kaum Übel nehmen, ist halt irgendwie deren Job) nur von Wahl zu Wahl denken und ergo keine nachhaltigen Entscheidungen, deren Nutzen wohl erst irgendwann mal sichtbar werden, treffen können/wollen und von Menschen, die immernoch noch ernsthaft glauben, man kann so weiter machen, wie bisher, denn es wird schon gutgehen! Eine große Ökorevolution müsste her, aber es wird wohl wie so oft "nur" evolutionäre Veränderungen geben! Ob die Zeit reicht...?

# michaelDausH am 13.10.2009, 19:48

Alles gut und richtig.
Die Konsequenz aus dem beschriebenen mangelnden Umweltbewusstsein weltweit muss sein, auch angesichts des Zeitdrucks durch nahenden Ökokollaps behutsam mit Forderungen zu sein - so schwer uns \"Wissenden\" dies auch fallen mag. Wir müssen die Ignoranten (die Nicht-Wissenden, in durchaus freundlichem Sinne) und die Skeptiker überzeugen und begeistern, insbesondere von den vielfältigen, auch ökonomischen Potenzialen des Nachhaltigen Wirtschaftens.
Nicht vergessen: Nachhaltigkeit beinhaltet (neben Ökologie und Sozialem) auch die Ökonomie! Das können wir den Anderen immer anbieten.

# Lisa am 14.10.2009, 15:54

Nur stehen die 3 Säulen einer Nachhaltigen Entwicklung immer im Spannungsverhältnis zueinander.
Solange die Menschen Ökonomie als ihr persönliches Heil ansehen, wird der Konflikt immer zu Lasten von Ökologie und Sozialem ausgetragen werden.

# marsaheuv am 14.10.2009, 21:53

Warum müssen \"wir\" denn den \"anderen\" etwas anbieten? Ich soll denjenigen, die das Überleben der Menschheit durch ihr Verhalten in Frage stellen auch noch ein wirtschaftliches Modell präsentieren, dass sie zu einer Verhaltensänderung antreibt? Das ist doch absurd! Und übrigens: Der Nachhaltigkeitsdiskurs muss getrennt werden von dieser beengenden Sicht auf die drei Säulen!
Was sagt Nachhaltigkeit denn aus? Es geht um die dauerhafte Existenzsicherung der Menschen auf diesem Planeten, also nicht um alles und jedes (wie Kindergärten, mehr Naturschutz oder mehr Wirtschaftswachstum), sondern um Fragen mit Globalitäts- und Zeitbezug. Nachhaltigkeit handelt primär von Grundbedürfnissen. Und Grundbedürfnisse - heute global und in 200 Jahren noch global - sind Nahrung, Wasser, Holz, fruchtbare Böden etc.
Nicht zur Nachhaltigkeit gehören Ziele ohne Zeitbezug oder egoistische Ansinnen (z.B. die dauerhafte Durchsetzung eines Unternehmens am Markt etc.).

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