Alkoholiker
Erdölmulti BP bedroht künftig CerradoStichwörter: Agrosprit Entwicklung Raubbau
Brasilien hat viel Regenwald. Den gilt es zu erhalten. Das wenigstens würden die meisten LeserInnen so sehen.
Wenn man gegen die fortschreitende Ausdehnung der Sojafelder protestiert, dann kriegt man oft als Antwort: 'Ja was wollt ihr denn!? Wir sind doch garnicht im Regenwald tätig, also kein Problem ...'. Diese Sojafelder werden dann in dem Savannengebiet Cerrado angelegt, was ja tatsächlich kein Regenwald ist. Trotzdem sind Umweltschützer gegen diese Sojafelder. Denn das Savannengebiet ist ebenfalls erhaltenswert, es ist sehr artenreich und wichtig für den regionalen Wasserhaushalt.
Die Bäume in den Cerrados erreichen eine Höhe von 4 bis 9 m, sie bedecken zwischen 3 % und 30 % der Fläche. Während der Trockenzeit bleibt der Boden ab einer Tiefe von 2 m feucht. Die Wurzeln der Bäume erreichen daher immer Wasser, sie bleiben ganzjährig grün und müssen ihre Transpiration nicht einschränken. Gräser und flachwurzelnde Pflanzen vertrocknen während der Trockenzeit.
Die Biodiversität der Cerrados ist sehr groß: dort kommen etwa 10.000 verschiedene Arten von Gefäßpflanzen vor, die Hälfte davon sind Endemiten. Die Tierwelt umfasst etwa 200 Säugetierarten, 840 Vogelarten, 180 Arten von Reptilien und 110 Amphibienarten. Diese Artenvielfalt ist durch die Ausweitung der Landwirtschaft bedroht.
steht darüber in [Wikipedia](http://de.wikipedia.org/wiki/Cerrado_(Brasilien)
Jetzt gibt es eine neue Bedrohung für das Savannengebiet: die Äthanolproduktion u.a. für Agrosprit.
Der Erdölmulti BP will angeblich insgesamt sechs Milliarden US-Dollar in das brasilianische Agrospritgeschäft pumpen, wie Norbert Suchanek in BP wird Zuckerbaron schreibt.
Bei BP hat ein Strategiewechsel stattgefunden. Noch vor zwei Jahren hatte der britische Mineralölkonzern Millionensummen in den Aufbau der Biodieselproduktion auf Basis von Jatropha-Plantagen in Staaten Afrikas und Asiens investiert. Doch nun ist der Energiemulti aus dem entsprechenden Joint-Venture mit dem britischen Unternehmen D1 ausgestiegen. Statt dessen investiert das früher als British Petroleum firmierende Unternehmen in großem Maßstab in die Bioalkoholproduktion. Dazu erwirbt es vor allem in Brasilien Zuckerrohrplantagen und Äthanolfabriken. In den kommenden zehn Jahren will der in London ansässige Konzern insgesamt sechs Milliarden US-Dollar in das brasilianische Biospritgeschäft pumpen. Die erste Milliarde ist für den Ausbau von Plantagen und der Äthanolproduktion von Tropical Bioenergia im zentralbrasilianischen Bundesstaat Goiás vorgesehen. Dafür wird BP heftig von Umweltschützern kritisiert.
Es geht aber nicht nur um den Cerrado. Die boomende Agrospritindustrie wird die Nahrungsmittelproduktion verdrängen, wie die Umweltorganisation CPT kritisiert.
Auch die brasilianische Umweltorganisation CPT kritisiert in einer aktuellen Studie »Folgen der Zuckerrohrproduktion in Cerrado und Amazonien« die Tendenz zur Verdrängung der Nahrungsmittelproduktion: »Außer der Zerstörung von Urwald, vor allem in Cerrado, übernahm die Zuckerrohrindustrie Flächen zur Nahrungsmittelproduktion und Rinderweiden, was konsequenterweise zum Voranschreiten der Agrarfront nach Amazonien führt.«
Quelle: BP wird Zuckerbaron, Norbert Suchanek in jungeWelt