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Fundamentalkritik an REDD
Lizenz zum Verschmutzen
Stichwörter: REDD Protest Klimawandel Protest

Kein Mensch kennt die 'Durban Group for Climate Justice' - und nur wenige wissen, wo Durban liegt: in Südafrika! Die Vertreter diverser Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben sich 2004 erstmals in Durban getroffen, um sich über Klimaschutzmechanismen auszutauschen, daher stammt der Name.

Wegen ihrer Ansichten ist die 'Durban Group' selbst für manche in der Umweltszene ein harter Brocken. Das ist eine höfliche Umschreibung für fundamentale Kritik an Klimaschutzmechanismen, die, wenn sie denn erhört würde, vielen Umweltorganisationen die Planung mit Klimaschutz-Mitteln für Regenwaldprojekte versauen würde.

Wie schon im Jahr 2004, als eine ablehnende Position zum Kohlenstoffhandel erarbeitet und veröffentlicht wurde, so hat die Gruppe anläßlich der Kopenhagen-Konferenz im Dezember wieder ein Statement in die Diskussion geworfen: REDD ist als Instrument zum Klimaschutz nicht geeignet, da es nicht zum prioritären Inhalt hat, fossile Treibstoffe ungefördert im Boden zu lassen sondern im Gegenteil den industrialisierten Ländern eine Lizenz zum Weiterverschmutzen gibt.

Kein REDD! Kein REDD Plus!

Statement der 'Durban Group for Climate Justice' gegen die Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung und Walddegradation (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation REDD):

Als Teil der fortwährenden Kritik an den ineffektiven und ungerechten Lösungen zum Klimawandel - einschließlich dem Handel mit Kohlenstoffdioxid und Geo-Engineering - lehnt die Durban Group for Climate Justice die Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung und Walddegradation (REDD), die gegenwärtig im Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über den Klimawandel formuliert werden - und schon in Maßnahmen der Weltbank, wie der Forest Carbon Partnership Facility, und dem REDD-Programm der Vereinten Nationen erprobt werden - ab.

Der vorgeschlagene ‚Walddeal’ in Kopenhagen gefährdet die menschliche Zukunft, da er der weiteren festen Verankerung des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen dient - der Hauptursache der Klimakrise - und es zugleich versäumt, die Zukunft der Wälder und die Rechte der indigenen Völker und waldabhängigen Gemeinschaften über ihre Territorien und ihr Wissen über den Wald zu gewährleisten. Überdies missachten die nördlichen Industrieländer die Notwendigkeit, das hohe Verbrauchsniveau in ihren Ländern als Ursache der Entwaldung anzusprechen. Das geplante Wachstum der Emissionsmärkte in den USA, Australien und anderswo, wird eine große neue Nachfrage für importierte Verschmutzungsrechte auslösen, um es den nördlichen Industriestaaten zu erlauben, wie gewohnt weiterzumachen und Emissionsreduzierungen zuhause zu vermeiden. Norwegen hat beispielsweise schon berechnet, dass die Erhaltung des Amazonasregenwaldeswaldes das zehnfache seiner jährlichen Emissionen “wettmachen” oder kompensieren könnte.

Die REDD- oder “REDD-Readiness”-Programme in den Ländern des Südens, die gegenwärtig öffentliche Mittel erhalten, bieten keinen Nachweis, dass REDD unabhängig von Emissionsmärkten betrieben wird. Ganz im Gegenteil, solche Programme sind vom Steuerzahler finanzierte Mittel, um die technische, rechtliche und politische Infrastruktur für den erweiterten Markt an Wald-Emissionszertifikaten zu schaffen, der schließlich von Großverschmutzern in den USA und anderswo gefordert werden wird.

Die neuen Verschmutzungslizenzen, die durch REDD generiert werden sollen, sind in einer Art und Weise konzipiert, die die einzige funktionsfähige Lösung des Klimawandels blockieren: Öl, Kohle und Gas müssen in der Erde bleiben. Wie die Emissionszertifikate, die durch den Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls generiert werden, sind sie nicht dafür vorgesehen, irgendeinen Nettogewinn für das Klima zu erreichen, sondern lediglich dafür, den exzessiven fossilen Brennstoffverbrauch woanders zu kompensieren. In Wirklichkeit schaffen sie es nicht einmal, dieses Nullsummenspiel zu erfüllen. Wie die CDM-Zertifikate verschlimmern sie den Klimawandel, indem sie industrialisierten Ländern und deren Firmen Anreize schaffen, die Durchführung eines umfassenden strukturellen Wandels von fossiler Energie abhängigen Systemen der Produktion, des Verbrauchs und des Transports, den das Klimaproblem verlangt, zu verzögern. Sie verschwenden jahrelang wertvolle Zeit, die die Welt nicht mehr hat.

Noch schlimmer ist, dass die Erhaltung der Wälder klimatisch niemals das ausgleichen kann, was es bedeuten würde, fossile Brennstoffe im Boden zu lassen, da Kohlenstoff, der durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen emittiert wird, zur Gesamtbelastung des Kohlendioxids beiträgt, der immer in der Atmosphäre, in der Vegetation, im Boden und in den Ozeanen zirkuliert. Kohlenstoff aus Entwaldung hingegen tut dies eben nicht. Neben anderen Schwierigkeiten, ist es diese Ungleichwertigkeit des Kohlendioxids, die die CO2-Berechnung durch REDD unmöglich macht, da sie Zertifikathändlern erlaubt, den Wert von REDD-Zertifikaten ungestraft künstlich aufzublasen und den Verbrauch von fossilen Brennstoffen weiter zu erhöhen. In den letzten Monaten hat sogar Interpol vor der Anfälligkeit von REDD gegenüber internationalem Betrug und Korruption gewarnt.

REDDs Fokus auf die massenhafte Erzeugung von Verschmutzungslizenzen für Industrien in reichen Ländern würde unvermeidlich die Bedürfnisse und Rechte einfacher Menschen weltweit vernachlässigen. Im Süden würde REDD das in lebenden Bäumen gebundene Kohlendioxid in Privateigentum verwandeln, so dass es Kapitalgesellschaften im Norden zugeschrieben und übertragen werden kann. Im schlimmsten Fall könnte es eine massive Landnahme auslösen, die in den Worten der Organisation “Survival International”, indigene Völker mit nichts zurücklassen würde. Währenddessen würden REDD-Zertifikate im Norden dazu führen, dass es Firmen, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind, ermöglicht wird, wie gehabt weiterzumachen, zum Nachteil von Gemeinschaften, die von der Ausbeutung und Verschmutzung durch fossile Brennstoffe betroffen sind. In diesem Zusammenhang ist die Idee, das REDD dabei helfen könnte, die Landrechte zu sichern oder die Grundrechte und Existenzgrundlage von waldabhängigen Menschen zu stärken, aberwitzig. In freiwilligen Kohlenstoffmärkten haben REDD-ähnliche Projekte schon zu Landnahme, Tötungen, gewalttätigen Vertreibungen, Zwangsumsiedlungen, Verletzungen von Rechten indigener Völker, Militarisierung, Verlust des Zugangs zu Land und Lebensgrundlagen, Verlust der biologischen Vielfalt, Betrug, Nötigung und Korruption geführt. Die Aufnahme von Wäldern und Baumplantagen in die gigantische Übereinkunft des Emissionshandels könnte solche Missbräuche nur noch vervielfachen.

Da jedes REDD-Projekt außerdem nicht nur Waldgesellschaften betreffen würde, sondern auch Menschen, die unter den Tätigkeiten von Firmen, die REDD-Zertifikate kaufen, leiden und auch solche, die tatsächlich vom Klimaschaden, der durch das Projekt verursacht wird, betroffen sind, müsste man die Zustimmung einer Vielzahl an Menschen für jedes Projekt einholen - etwas, das die REDD-Durchführer nicht beabsichtigen auch nur zu versuchen.

REDD würde auch die Walderhaltung selbst gefährden, indem es kurzen Prozess mit vielen Charakteristiken des Waldes machen würde, die für das Überleben essentiell sind die vielfältigen und unterschiedlichen Art und Weisen, durch welche Wälder Heimat, Quelle des Lebensunterhaltes, Speicher der Medizin, Regulierer der Wassereinzugsgebiete und Zentren der Kultur und Spiritualität sind - anstatt die tieferliegenden Ursachen der Entwaldung anzusprechen. REDD-Initiativen würden industrielle Plantagen und sogar die Pflanzung genetisch veränderter Bäume miteinbeziehen. REDD könnte, mit den Worten der New York Times tatsächlich “ein Goldesel für Waldzerstörer” werden.

Wälder wurden und können nur durch deregulierte Forstwirtschaft, starke Rechte und Institutionen für waldabhängige Menschen - insbesondere indigene Völker - und lokal angeregte Investitionen, strikt durchgesetzte Verbote des Handels mit Holzprodukten, durch das Ansprechen des Konsumverhaltens in den nördlichen Industriestaaten usw. geschützt werden. Die Klimakrise wieder in Ordnung zu bringen, die hauptsächlich durch die großen Verbraucher fossiler Brennstoffe im Norden ausgelöst wurde, darf keine Bürde sein, die nur von entrechteten Indigenen und waldabhängigen Menschen im Süden getragen wird. Sich vorzustellen, dass die Klimaschuld, die der Norden dem Süden schuldet, durch Investitionen in REDD-Projekte abgezahlt werden können, die Kohlenstoffzertifikate für industrialisierte Länder hervorbringen, wäre der Höhepunkt der Ironie.
Übersetzung: Pro REGENWALD, Raphael Kurz

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