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Irrtum schon in der Überschrift
Es gibt kein 'Ökosiegel für Palmöl'
Stichwörter: Palmöl Greenwash Protest

Ist es wirklich so, dass durch oft genug wiederholten Blödsinn, selbiger sich wenigstens so weit einprägt, dass viele Mitmenschen gar nicht mehr daran denken, dass es Blödsinn war, was man da immer gelesen oder gar selbst gesagt hat.

So wohl auch Inga Rahmsdorf, die in der heutigen SZ 'Zweifel an Öko-Stempel' titelt und eigentlich über das RSPO-Zertifikat (siehe unten) schreibt, welches lediglich angeblich Nachhaltigkeit bei der Palmöl-Produktion bescheinigt - angeblich deshalb, weil allen halbwegs ehrlich zum Thema arbeitenden Verbäden klar ist: es ist nicht mal nachhaltig. Von Öko redet kein Mensch!

Ein erster Schritt, diese von den Produzenten und auch den jeweiligen Ländern (Indonesien und Brasilien wollen beispielsweise Palmplantagen als Wald klassifizieren) betriebene Täuschung (neudeutsch: Greenwash) abzustellen, wäre, wenn wenigstens die Medien das mit den Begriffen künftig klar kriegen könnten. Nochmals in Kurzform: ein umstrittenes Nachhaltigkeitskonzept hat überhaupt nichts mit Öko zu tun - wer das verwechselt, ist schon in die Falle gegangen.

Im nächsten Schritt sollte man sich überlegen, wie man Palmöl vermeidet ... sich informieren, ist dann jedenfalls schon mal ein wichtiger Schritt. Dazu Ölpalmen auf dem Vormarsch

Zweifel an Öko-Stempel
Eine neue Studie von Greenpeace stellt die Glaubwürdigkeit von Zertifikaten für Palmöl aus Indonesien in Frage
Von Inga Rahmsdorf

München - Palmöl wird zur Herstellung von Schokoladenriegeln, Margarine, Fertiggerichten und Kosmetika verwendet, ist Zusatz von Waschmitteln und dient zunehmend als Treibstoff für Autos und Heizkraftwerke. Die Nachfrage steigt weltweit. Mit etwa 21 Millionen Tonnen im Jahr ist Indonesien derzeit der größte Palmölproduzent - und trägt damit maßgeblich zur Zerstörung seines Regenwaldes und zur Klimaerwärmung bei. Unternehmen, die indonesisches Palmöl verwenden, berufen sich auf Zertifikate, die einen nachhaltigen Anbau in Indonesien garantieren sollen. Doch ein Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace, der am Mittwoch veröffentlicht wird, lässt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der indonesischen Öko-Zertifikate für Palmöl aufkommen. Auch Wissenschaftler bezweifeln, dass derzeit in Indonesien überhaupt nachhaltiges Palmöl angebaut wird.

Nach Angaben von Greenpeace geht in Indonesien pro Stunde eine Fläche Regenwald verloren, die so groß ist wie etwa 300 Fußballfelder. In den vergangenen 20 Jahren haben sich demnach in dem asiatischen Land die Palmölplantagen auf etwa sieben Millionen Hektar verzehnfacht. Bei der Zerstörung und Brandrodung des Waldes werden enorme Mengen klimaschädlicher Gase freigesetzt. Indonesien ist der weltweit drittgrößte Erzeuger von CO2-Emissionen, nur USA und China produzieren noch mehr. Allein vier Prozent der globalen Treibhausgase stammen Greenpeace zufolge aus der Vernichtung indonesischer Wälder.

Besonders heftig kritisiert Greenpeace den indonesischen Großkonzern Sinar Mas, der jährlich etwa zwei Millionen Tonnen Palmöl produziert. Durch die "aggressive Expansion der Palmölplantagen" schüre Sinar Mas Landkonflikte, zerstöre den Regenwald und bedrohe den Lebensraum des Orang-Utans, so die Kritik von Greenpeace. Sinar Mas plane derzeit, weitere 1,3 Millionen Hektar unberührte Regenwaldfläche in Anbauflächen umzuwandeln. Die Umweltschutzorganisation fordert daher weltweit Unternehmen auf, kein Palmöl mehr von Sinar Mas zu beziehen. Die Konzerne Unilever und Kraft seien dem Aufruf bereits vor einigen Monaten gefolgt, so Corinna Hölzel, die Waldexpertin von Greenpeace.

"Unser Ziel ist es, Druck auf die Großkonzerne und die Regierung in Indonesien auszuüben, damit ein Gesetz durchgesetzt wird, das die Rodung des Regenwaldes stoppt", sagt Hölzel. Solche Maßnahmen könnten in Indonesien nur in Zusammenarbeit mit den Großkonzernen wie Sinar Mas umgesetzt werden, da Landrechte, Auflagen und Konzessionen häufig missachtet werden.

Einer der großen Abnehmer des Palmöls von Sinar Mas sei der Lebensmittel- und Getränkekonzern Nestlé, kritisiert Greenpeace weiter. "Wir versuchen sicherzustellen, dass durch unsere Nachfrage keine weitere Rodung des Regenwaldes vorgenommen wird", sagt dagegen Achim Drewes, Sprecher von Nestlé Deutschland. Wenn ein Lieferant systematisch gegen die Kriterien der Nachhaltigkeit verstoße, "müssen wir die Zusammenarbeit mit dem Konzern überprüfen", sagt Drewes. Das gesamte Volumen des von Nestlé Deutschland verwendeten Palmöls sei aber mit dem Nachhaltigkeitszertifikat abgedeckt, betont er.

Palmölunternehmen, Konzerne und Banken gründeten 2004 den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Er soll sich für ökologische Verträglichkeit einsetzen und den Regenwald schützen. Auch Sinar Mas ist Mitglied beim RSPO. "Es gibt keinen nachhaltigen Palmölanbau in Indonesien", sagt jedoch der Wissenschaftler Uwe Ballhorn vom Geobio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Aufgrund der politischen Situation und dem Einfluss der Großkonzerne sei es in Indonesien schwierig, überhaupt einen nachhaltigen Anbau durchzusetzen, so Ballhorn. Die Palmölkonzerne nutzen zunehmend Torfwälder als Anbauflächen. Der Wissenschaftler verweist darauf, dass es in Torfgebieten jedoch grundsätzlich keinen nachhaltigen Anbau von Palmöl geben kann. In dem Boden ist ein hoher Anteil an Kohlenstoffen gespeichert, die bei Verbrennung und Rodung des Waldes freigesetzt werden. Die einzigartige Artenvielfalt in den Torfwäldern werde so durch jede Nutzung zerstört.

Dabei verfügt Indonesien sogar über große Brachflächen. Doch die Konzerne nutzen sie kaum. "Wegen zahlreicher Landkonflikte ist es für die Unternehmen einfacher, in den unbewohnten Torfwäldern Plantagen anzulegen", sagt Ballhorn. Außerdem sei es für die Konzerne lukrativer, da sie die abgeschlagenen Bäume verkaufen könnten. Indonesische Großkonzerne weiten ihr Interesse zunehmend auch auf andere Gebiete aus. Auch im südamerikanische Amazonasgebiet weicht immer mehr Regenwald den Ölpalmen. Ein Schritt, um den zunehmenden Bedarf zu drosseln, so Ballhorn, sei es, auf Palmöl im sogenannten Biodiesel zu verzichten.

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.63, Mittwoch, den 17. März 2010

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