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Cutting the Edge
Schwedens Forstwirtschaft bedroht Artenvielfalt
Stichwörter: Artenschwund Biodiversität Waldbewirtschaftung Protest

"Zukunft hat nur, was nachwächst" – unter diesem Motto informiert der Getränkekartonhersteller Tetra Pak in einer Umweltkampagne VerbraucherInnen und Meinungsbildner. Was heißt hier 'nachwächst' - nein, 'unendlich verfügbar' ist. O-Ton Tetra Pak: "Die Ressourcen auf der Erde werden immer knapper. Da ist es eine gute Sache, wenn Unternehmen auf unendlich verfügbare Rohstoffe setzen".

Dass das Mist ist, war den meisten Umweltschützern schon länger bekannt. Allein daß die durch das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) bisher als nachhaltig ausgezeichnete schwedische Forstwirtschaft Hauptquell eines Großteils des unendlich verfügbaren Rohstoffs ist, hat den Blick auf die wahre Situation etwas vernebelt.

Schwedens Forstwirtschaftsmodell bedroht die Artenvielfalt und entwickelt sich immer mehr zu monotonen Altersklassenplantagen, die im Kahlschlag geerntet werden, platzt es nach Jahren des gutgemeinten Hinhaltens aus den schwedischen Umweltorganisationen. Die SSNC (Swedish Society for Nature Conservation) hat die Verschlechterung über Jahre dokumentiert und informiert den Rest der Welt mit dem Report "Cutting the Edge – the Loss of Natural Forests in Sweden" über den Niedergang der Nachhaltigkeit in Schwedens Wäldern.



Report Cutting the Edge – the Loss of Natural Forests in Sweden
download - 3 MB, 30 Seiten, englisch

Bilder von Kahlschlägen

Bilder von schwedischen Wäldern, weitere, weitere, weitere, noch mehr




Pressemitteilung SSCN, Juni 2010
Schwedens Forstwirtschaft ist nicht nachhaltig

Das schwedische Forstbewirtschaftungskonzept wurde in ganz Europa als ein Beispiel für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung angesehen; vor allem durch das Zertifizierungssystem FSC. In Wahrheit jedoch hat die schwedische Forstbewirtschaftung seit den Fünfziger Jahren, als man mit dem Kahlschlag begann, verheerende Auswirkungen auf die Vielfalt der Wälder verursacht.

Vor allem durch die modernen Waldbewirtschaftungsmethoden sind heute über 2000 der im Wald lebenden Arten ungeschützt, gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Zwischen 2007 und 2009 hat die Swedish Society for Nature Conservation (SSNC) Felddokumentationen über annähernd 500 gefährdete und ungeschütze borealen Altwaldbestände mit hohem Schutzwert (HCVF=High conservation value forest) durchgeführt. Diese Bestände sind sowohl im Besitz von großen Holzfirmen, als auch von kleineren Anteilseignern.

„Die schwedischen Urwälder sind dabei, zu verschwinden. Es ist an der Zeit, dass Endverbraucher und das Beschaffungswesen sich darüber bewusst werden, dass die gegenwärtigen Bewirtschaftungsmethoden die Biodiversität in den einzigartigen Ökosystemen Schwedens bedrohen“, sagt Mikael Karlsson, Präsident der Swedish Society for Nature Conservation, der größten Umweltschutzorganisation Schwedens.

Schwedens größte Waldbewirtschaftungsunternehmen sind FSC-zertifiziert. Zahlreiche der während der letzten drei Jahre von der SSNC durgeführten Feldstudien zeigen, dass eine beträchtliche Zahl der eingeschlagenen Flächen den grundlegendsten Kriterien des FSC-Standards nicht gerecht werden. Diese Verstöße gegen die Richtlinien haben die Unternehmen jedoch nicht um den Vorzug gebracht, das FSC-Siegel auch weiterhin zu benutzen. In gut einem Drittel der Fälle verstößt der Holzeinschlag auch gegen die schwedischen Naturschutzgesetze, stellt die Schwedische Forstagentur fest.

Die SSNC hat jetzt den Bericht „Cutting the Edge – the Loss of Natural Forests in Sweden“ veröffentlicht, um Käufer, Händler und Verbraucher die Kehrseite des schwedischen Forstbewirtschaftungsmodells aufzuzeigen.

„Wir brauchen ein neues Forstbewirtschaftungsmodell, mit Regeln, welche die Artenvielfalt und das Waldökosystem Schwedens schützen. Wir brauchen jetzt möglichst schnell neue, strenge Sanktionen, um die Forstindustrie zur Einhaltung der schon bestehenden Gesetze zu zwingen. Außerdem benötigen wir ein neues Gesetz, welches das Ziel hat, den Naturwert schwedischer Wälder zu schützen.“, so Mikael Karlsson.

Während der Feldstudien der SSNC wurden hunderte von außergewöhnlich schützenswerten Urwäldern und wichtigen Lebensräumen im Wald entdeckt, die entweder schon abgeholzt oder für die Rodung vorbereitet wurden. Die Holzfirmen wurden kontaktiert, nachfolgende Überprüfungen ergaben jedoch, dass sich in der Vorgehensweise der Unternehmen kaum etwas geändert hat.

„Die Erkenntnisse aus unseren Ortsbegehungen sind niederschmetternd. Über 2000 der im Wald lebenden Arten stehen auf der roten Liste und hunderte sind gefährdet oder stark gefährdet. Trotz dieser Tatsache finden wir weiterhin Lebensräume eben dieser Arten, welche kahlgeschlagen oder zur Rodung freigegeben wurden.“, sagt Malin Sahlin, Waldaktivistin der Swedish Society for Nature Conservation.

Das schwedische Forstmodell hat den Wandel von artenreichen, wertvollen Naturwäldern hin zu einheitlichen Plantagen mit gleichen Bäumen und wenig Vielfalt befördert. Versuche, die Situation etwas zu verbessern, wie zum Beispiel durch Zertifizierung, hatten nur einen minimalen Effekt. Der Bericht zeigt, dass die Verarmung des Ökosystems Wald weiter anhält und er wurde zahlreichen Naturschutzorganisationen sowie europäischen Abnehmern schwedischer Forstprodukte zur Verfügung gestellt.

Kontaktpersonen für weitere Information und Interviews:

Mikael Karlsson, President +46 70316 27 22
mikael.karlsson@naturskyddsforeningen.se
Malin Sahlin, Forestry Expert +46 70311 84 51
malin.sahlin@naturskyddsforeningen.se
Anders Grönvall, Senior Press Officer +46 70655 46 19
anders.gronvall@naturskyddsforeningen.se


Übersetzung: Pro REGENWALD, Alina Fuchs

Kommentare

# Michael Kremmel am 29.06.2010, 08:59

Jeden Tag werden wir von den Großkonzernen und Politikern angelogen.
Bürger steht endlich auf und tut was dagegen und seid kritischer bei dem was ihr kauft.

# Rainer Theill am 29.06.2010, 19:35

Wir leben in einem Informationszeitalter, dies sollten wir
entsprechend nutzen, um den verantwortungslosen Konzernen
zu zeigen, dass die Käufer die Macht haben!
Mit jedem Einkauf entscheiden wir, wohin es geht.
Empfehlung: John Robbins "Food Revolution" ein Meilenstein
"Unser Täglich Brot", Mit Macht und Genen usw.


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