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Vorsicht: Internationaler Tag des WaldesStichwörter: Plantagen Protest Diskussion Reflexion


FAO: Internationaler Tag des Waldes
Am Montag war der 'Internationale Tag des Waldes'. Viele nutzten den Tag um entweder auf die Bedeutung des Waldes hinzuweisen oder ihr eigenes Engagement in Erinnerung zu rufen, oder beides gleichzeitig.

Den Tag ins Leben gerufen hat die Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Orginazation of the United Nations) Ende der siebziger Jahre. Der 21. März sollte auf die globale Degradierung und Zerstörung von Waldflächen hinzuweisen. Viel geholfen hat das nicht: jährlich werden Wälder im Umfang von etwa 20 Millionen Hektar vernichtet und in zahlreichen Ländern sind weitere Bestände durch das ungezügelte Wirtschaften des Menschen in ihrer Substanz bedroht.

Ganz böse Stimmen behaupten gar, die FAO selbst wäre einer der Akteure der Waldvernichtung - oder wenigsten der schleichenden Umwandlung von Wald in nicht mehr ganz so grüne Monokulturplantagen. Einer der Kritiker ist unser Freund und Kollege Wally Menne, der in Südafrika seit Jahrzehnten gegen Plantagen ankämpft, wie sie die FAO auch auf vollkommen unpassenden Standorten - wie traditionellem Grasland - promotet. Wallys Kommentar zum 'Internationalen Tag des Waldes' war es uns wert, ihn zu übersetzen und folgend zu dokumentieren. Eine etwas andere Sicht auf den 'Internationalen Tag des Waldes':

Lasst euch von der FAO am Tag des Waldes nicht täuschen

Aus Anlass des sogenannten "Internationalen Tag des Waldes", am heutigen 21. März 2016, hat sich die Propagandaabteilung der FAO einen neuen Ansatz zum Greenwashing industrieller Holzplantagen zurechtgelegt. Sie werden mit einem speziellen Baumfreunde-Logo und dem entweder ignoranten oder absichtlich irreführenden Leitsatz "Feiertag für Wälder und Wasser" als "Wälder" deklariert.

Jeder sollte wissen, dass es der Regen ist, der Wasser auf die Erde bringt. Und wo der Regen ausgiebig genug ist, können echte Graslandschaften oder Wälder wachsen und zu stabilen, natürlichen Ökosystemen gedeihen, die im Gegenzug Moore, Flüsse, Bäche, Seen, Flussmündungen etc., die schon seit Ewigkeiten Menschen, Flora und Fauna beherbergen, jahrein jahraus mit Wasser versorgen.

Wenn diese Ökosysteme aber zum Beispiel durch die Umwandlung in dicht bepflanzte Monokulturen schnell wachsender Bäume (Eukalyptus, Fichte etc.) oder Gräser (Zuckerrohr oder Ölpalmen etc.) modifiziert werden, dann wird die natürliche hydrologische Balance gestört, indem die aus dem Ökosystem entnommene Wassermenge infolge erhöhter Evapotranspiration (Summe der Verdunstung von allen belebten und unbelebten Oberflächen) und erhöhten Abflusses ansteigt. Menschengemachte Dürren sind oft die Folge. Natürlich kann sich die Situation noch schlimmer darstellen, wenn Torfland und Feuchtgebiete entwässert werden, um die Errichtung von Plantagen zu ermöglichen.

Da die FAO nicht einsieht, dass Wälder und Graslandschaften mehr sind als Standorte für die Ernte von Holz oder anderer industrieller Rohstoffe, vermischt sie absichtlich natürliche Vegetationsformen mit menschengemachten Plantagen, um so der Realität aus dem Weg zu gehen, dass sie eben nicht das Gleiche sind.


Plantagen-Protest in Südafrika

Dem 21. März wurde 1971 ursprünglich der wohl passendere Name "Weltforstwirtschaftstag" verliehen, bei dem den meisten Menschen der Bezug zu industrieller Forstwirtschaft klar wird. Um präziser zu sein, was es eigentlich bedeutete: der Kahlschlag echter Wälder, die durch industrielle 'monokulturelle Baumplantagen' oder 'Pseudowälder' ersetzt wurden, die hauptsächlich zum Wohle der weltweiten Holz-, Zellstoff-, Papier- und Verpackungsindustrie gepflanzt werden, ohne Rücksicht auf die ökologischen und sozialen Schäden, die sie verursachen. In Folge dessen begann der FAO-Begriff "Plantagenwirtschaft" eine negative Konnotation anzunehmen. Daher unternahm die FAO drastische Schritte, um einen alternativen Begriff zu finden, damit Baumplantagen weiterhin 'grün und sauber' erscheinen.

Im September 2015 veröffentlichte die FAO ihre Studie "Bewertung der Waldressourcen" (FRA 2015), in der sie das erstaunliche Kunststück fertig brachte, den Gebrauch des Wortes 'Baumplantage' komplett zu verbannen und durch die Wortneuschöpfung "gepflanzter Wald" im ganzen Dokument raffiniert zu ersetzen. So eine große Leistung bei der Weiterentwicklung der englischen Sprache erbrachte letztmals das Apartheidsregime Südafrikas, als die Terminologie der 'getrennten Entwicklung' ausgeheckt wurde, um die Realität geschickt zu verschleiern, indem zum Beispiel 'ethnisch segregierte Wohnheime' als "selbstverwaltete Nachbarschaften" bezeichnet wurden.

Im Interesse einer realistischeren Perspektive dessen, was die netten Menschen der FAO tatsächlich meinen, wenn sie von "gepflanzten Wäldern" sprechen, folgt hier ein alternatives Bild, das auf ehrlichere Weise wiedergibt, was die Menschen dieser Welt heute feiern sollten:

Den Internationalen Trauertag zerstörter Graslandschaften, der Bodenerosion, verunreinigter Wasserläufe, verschlammter Feuchtgebiete, unterbezahlter Arbeitskräfte und von "gepflanzten Wäldern" vertriebener Gemeinschaften.

Es wäre natürlich auch möglich, einen natürlichen Mix lokal vorkommender, einheimischer Baumarten zu pflanzen, um Wälder wiederherzustellen, wo sie vormals wuchsen, aber das ist ein unwichtiges Detail für die FAO. Für sie bedeutet "gepflanzter Wald" Hauptsache irgendeine Baumart irgendwo auf der Welt, solange ihre alberne Definition der Kriterien Fläche, Höhe und prozentuale Baumkronendecke erfüllt ist!

Text: Wally Menne, Timberwatch Coalition, South Africa
Übersetzung: Pro REGENWALD, Robert Ebersberger

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