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FSC garantiert: Ein bisschen illegal geht gutStichwörter: Protest Zertifizierung Korruption Raubbau illegal

Der FSC oder Forest Stewardship Council will für nachhaltig produziertes Holz stehen und dem Verbraucher garantieren, dass mit dem FSC-Label ausgezeichnetes Holz ein guter Kauf sei. Letzte Woche hat der FSC ein Kapitel geschrieben, das seine eigene Glaubwürdigkeit wieder einmal erschüttert: Eine selbst durchgeführte Untersuchung über die Geschäftsgebahren des östereichischen Unternehmens Schweighofer in Rumänien kommt zu dem Ergebnis: "Der FSC sollte sich von Holzindustrie Schweighofer und allen von Gerald Schweighofer kontrollierten Firmen trennen" ... und es passiert nichts!

Kurze Rückblende: vor gut einem Jahr konnte die Umweltorganisation EIA (Environmental Investigation Agency) aufgedecken, dass der österreichische Holzhändler Schweighofer in Rumänien illegal geschlagenes Holz aus Nationalparks bezieht, weiterverarbeitet und in den Handel bringt. Es handelte sich dabei nicht nur um ein Versehen, sondern Schweighofer hat "gezielt und bewusst große Mengen illegalen Holzes gekauft," wie der EIA aufzeigen konnte

Schweighofer wehrte sich gegen diese Vorwürfe, sprach von einer "Verleumdungskampagne" und machte Korruption und Missstände der Branche dafür verantwortlich. Lediglich kleinere Verfehlungen räumte man ein, ansonsten suchte man die Fehler aber bei "profilierungssüchtigen Umweltschützern, sensationsheischenden Medien, unternehmensfeindlichen Politikern, die es auf Schweighofer abgesehen hätten" und die mit der Holz-Mafia unter einer Decke stecken würden (siehe Presse).

Trotz der Vorwürfe gegen Schweighofer und obwohl bereits illegales Holz in Schweighofers Sägewerken entdeckt war, bekam das Unternehmen im Frühjahr 2016 vom Zertifizierer Quality Austria das FSC-Zertifikat erneut ausgestellt. Nach einer gerade einmal viertägiger Überprüfung. Gegen diese erneute Zertifizierung legte der WWF Beschwerde ein und da nun der Zertifizierer Quality Austria aufgrund von Mängeln im Schweighofer-Audit von FSC-Prüfungen suspendiert wurde, verlor auch Schweighofer sein FSC-Zertifikat. Allerdings nur vorläufig, da eine ausführliche Untersuchung der schweighoferschen Holzbeschaffung durch den FSC angesetzt wurde (siehe Spiegel).

Diese Untersuchung ist inzwischen abgeschlossen und sie kommt zum im ersten Absatz oben schon erwähnten Schluss: "Der FSC sollte sich von Holzindustrie Schweighofer und allen von Gerald Schweighofer kontrollierten Firmen trennen."

Was den FSC-Vorstand bewogen hat, Schweighofer trotzdem ein Zertifikat auf Bewährung zu lassen, das konnten und wollten einzelne Vorstandsmitglieder bisher nicht erläutern. Für die Glaubwürdigkeit des Siegels, das sich auch schon in der Vergangenheit damit schwergetan hat, Verstöße klar und deutlich zu ahnden, ist der Vorgang ein schwerer Schlag.

Ein pikantes Detail macht es noch absurder: während die Untersuchung Schweighofers durch den FSC lief, konnten die KollegInnen von der EIA neue Dokumente und Videos nachschieben, die zeigten, dass Schweighofer aus den Vorwürfen nichts gelernt hat und weiterhin illegal geschlagenes Holz aus rumänischen Nationalparks bezieht (siehe Pressemitteilung EIA (englisch)).

Alexander von Bismarck von der EIA fasst die Konsequenz klar zusammen: “Now that the FSC has come to the same conclusion as EIA that Schweighofer’s products are filled with illegal wood, customers in Europe, Japan, and elsewhere must immediately stop buying from this company if they want to avoid breaking various laws around the world prohibiting the trade in stolen wood.” (siehe Pressemitteilung EIA (englisch))



Waldschützer bekommen ein Glaubwürdigkeitsproblem
Das FSC-Logo ist eines der bekanntesten Siegel für nachhaltig erzeugtes Holz. Doch die österreichische Schweighofer-Gruppe darf ihr Zertifikat behalten - trotz wohl erdrückender Beweise.
von Nils Klawitter, 07.12.2016

Viel klarer als dieser Satz geht es kaum: "Der FSC sollte sich von Holzindustrie Schweighofer und allen von Gerald Schweighofer kontrollierten Firmen trennen."

Der Satz steht am Anfang eines 110 Seiten langen Berichts dreier Prüfer des Forest Stewardship Council (FSC). Er sollte das Ende der Zusammenarbeit mit einem der größten Holzverarbeiter Europas bedeuten, der Schweighofer-Gruppe (HS) aus Wien. Sollte - denn das letzte Wort in dieser Sache hat das Board des FSC und das gab heute bekannt, dass Schweighofer in der FSC-Familie bleiben darf. Trotz Bedenken. Auf Bewährung.

"Die Entscheidung ist absurd", sagt Johannes Zahnen, der für den WWF Deutschland die Beschwerde eingereicht hatte. "Der FSC wirft mit Wattebäuschchen nach illegalen Holzhändlern."

Verwundert zeigte sich auch Alexander von Bismarck von der Environmental Investigation Agency (EIA) in Washington. Die EIA hatte maßgeblichen Anteil daran, dass in Rumänien Ermittlungen gegen den österreichischen Konzern ins Rollen kamen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Bismarck HS als getarnter Holzlieferant aufgesucht - und in Erklärungsnot gebracht: Manager des Unternehmens versicherten ihm vor versteckter Kamera, es sei "kein Problem", wenn mehr Holz geliefert werde, als Genehmigungen vorliegen. "Der Umgang mit Schweighofer wird FSC auf die Füße fallen, als Skandal", sagt Bismarck.

Die Milde mit dem zwielichtigen Mitglied wirkt auch deshalb grotesk, weil das Board den Bericht der Ermittler ausdrücklich stützt. Und der lässt eigentlich keinen Raum für eine Entscheidung zugunsten des Angeklagten.

Der Bericht, für den die Ermittler monatelang recherchierten, sich durch Hunderte Dokumente gruben und immer wieder Interviews vor Ort führten, listet akribisch auf, was Umweltschützer wiederholt anmahnten und Schweighofer stets bestritt: Die offenbare Verstrickung des Konzerns in den illegalen Kahlschlag von Rumäniens Wäldern.

Rund 400.000 Hektar Waldfläche ohne Genehmigung gefällt

Das Unternehmen mit rund einer Milliarde Euro Umsatz betreibt dort drei riesige Sägewerke. Seit Jahren besteht der Verdacht, dass diese der Holzmafia als Schleusen dienen - nun hält auch der FSC die Vorwürfe für belegt: Die Ermittler, so der Bericht, hätten "klare und überzeugende Beweise dafür gefunden, dass HS in den illegalen Holzhandel involviert war". Das Unternehmen habe nicht nur illegales Holz für seine Sägewerke "akzeptiert", sondern Lieferanten auch zu "Überrodung" ermuntert. Fragwürdigen Zulieferern habe man Rodungsaktivitäten "vorfinanziert".

Das Ergebnis derartiger Praktiken: Seit der Wende wurden laut rumänischem Rechnungshof rund sechs Prozent der Waldfläche - 400.000 Hektar - ohne Genehmigung gefällt.

Das Tochterunternehmen Cascade Empire, über das HS selbst zu einem der größten Waldbesitzer in Rumänien wurde, habe zudem von betrügerischen Restitutionsprozessen profitiert, so die FSC-Ermittler. Holz, das aus Cascade-Wäldern stammt, die nach der Wende eigentlich gar nicht hätten verkauft werden können, gelangte dennoch in die HS-Werke. Dieses Holz, so der Bericht, sei illegal.

Bei der Entscheidung für Schweighofer, sagt FSC-Direktor Kim Carstensen, habe man jüngste Bemühungen berücksichtigt, mit einem neuen Due-Dilligence-System die Legalität von Holz zu überprüfen.

Die Schweighofer-Gruppe muss zu Kreuze kriechen

Dieses System allerdings hat die Prüfer nicht überzeugt. Es zeige "signifikante Schwächen", heißt es - und zwar immer dann, wenn HS nicht "stehendes Holz" mit bestimmten Lizenzen kaufe, sondern - wie häufig - den Rohstoff von Zwischenhändlern beziehe.

Die Schweighofer-Gruppe, die immer betont hatte, alles Menschenmögliche zu tun, um illegales Holz auszuschließen, muss nun zu Kreuze kriechen. Das FSC-Board fordert von den Österreichern bis Februar, "öffentlich Verantwortung" für deren Unregelmäßigkeiten zu übernehmen und einen klaren Plan für Verbesserungen vorzulegen.

Außerdem solle das Unternehmen in einen konstruktiven Dialog mit Nichtregierungsorganisationen eintreten.

Das kann die Schweighofer-Truppe nun schneller tun, als ihnen lieb sein wird. Vor zwei Wochen präsentierte die EIA ein neues Enthüllungsvideo: Es zeigt sogenannte Geistertrucks, die in die Schweighofer-Sägewerke einfahren. Anhand von Lieferdokumenten und GPS-Koordinaten konnte die EIA den angeblichen Rodungsort zurückverfolgen: Mal landeten die Umweltschützer an einem Friedhof, mal in einem Kornfeld.

Schweighofer hat dafür eine Erklärung: Die Lkw-Fahrer hätten die GPS-Koordinaten des Rodungsortes mitunter wohl etwas zu spät eingegeben. Quelle: spiegel.de

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