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Rumänien: Zweiter Förster innerhalb eines Monats umgebrachtStichwörter: AktivistInnen unter Druck Raubbau

Vor knapp einer Woche wurde der Förster Liviu Pop in einem Wald im Norden Rumäniens tot aufgefunden. Er war einem Hinweis über illegale Abholzung nachgegangen und ist nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen von Unbekannten mit einem Jagdgewehr erschossen worden.

Liviu Pop ist der zweite rumänische Förster, der im letzten Monat getötet wurde. Nur wenige Wochen zuvor war ein 50-jähriger Förster nicht weit von einer illegal abgeholzten Fläche vermutlich mit einer Axt erschlagen aufgefunden worden. Die Wälder des Landes werden, wie Umweltschützer schon seit Jahren beklagen, von mafiös organisierten Banden geplündert und zerstört. Dies ist besonders tragisch, da es sich um die letzten großen noch erhaltenswerten Urwaldgebiete Europas handelt.

Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen in Rumänien begünstigen die Plünderungen und die Gewalt. Obwohl Rumäniens staatliche Waldbehörde Romsilva, die 48 Prozent der Wälder Rumäniens managt, die jüngsten Morde scharf verurteilt und alarmierende Zahlen von Angriffen auf Forstleute nennt, die versuchen, den Wald vor "Holzdieben" zu schützen, wird sie von Umweltschützern kritisiert, die Holzeinschläge in schützenswerten Gebieten zu dulden und die Ausweitung weiterer Schutzzonen zu verhindern.

Das Holz kann überall in Europa auf den Markt kommen, es wird in Form von Baumaterialien über Möbel bis hin zu Papier gehandelt. Recherchen von Greenpeace Rumänien schätzen, dass Rumänien pro Stunde rund drei Hektar Wald verliert, verursacht durch legale und illegale Abholzung - davon betroffen seien auch weite Teile der schützenswerten Wälder.

Letzten Monat haben drei NGOS eine Beschwerde gegen die rumänische Regierung bei der EU-Kommission eingereicht und belegt, dass die Methoden der Abholzung in Rumänien oftmals gegen EU-Recht zum Schutz der Natur verstoßen.

Wir haben einen Bericht mit weiteren Details aus dem Englischen übersetzt:

MORD IM RUMÄNISCHEN WALD - DER KAMPF UM ABHOLZUNG WIRD GEWALTTÄTIG
Der Förster Liviu Pop ging diese Woche einem Hinweis über illegale Abholzung nach, als er mit einem Jagdgewehr erschossen wird
von Stephen McGrath, BBC, 21. Oktober 2019

Er ist der zweite rumänische Förster, der im letzten Monat getötet wurde. Die zwei Todesfälle erhöhen die Furcht um die Sicherheit derer, die im osteuropäischen EU-Mitgliedsstaat den Wald schützen sollen.

Rumänien beheimatet mehr als die Hälfte der noch verbliebenen ursprünglichen Wälder Europas - wertvolle Ökosysteme, die zugleich Heimat für Bären, Wölfe, Luchse und Wildkatzen sind.

Die Gewalt, die illegale Holzfäller einsetzen, um Holz zu stehlen, ist erheblich. Und das Holz kann überall in Europa enden, von Baumaterialien über Möbel bis hin zu Papier.

Liviu Pop war in der Bergregion von Maramures im Norden Rumäniens unterwegs, um einen möglichen Fall illegaler Abholzung zu untersuchen, als seine Kollegen sich um ihn Sorgen machten.

Sie versuchten, ihn anzurufen, bekamen aber keine Antwort, wie lokale Medien berichten.

Der Leichnam des verheirateten Vater dreier Kinder wurde von der Polizei am Mittwoch in einer Schlucht im Wald aufgefunden. Eine Untersuchung wurde eingeleitet, aber bislang gibt es keine Verdächtigen, so der ermittelnde Staatsanwalt Bogdan Gabor gegenüber der BBC.

Möglicherweise wurde er mit seiner eigenen Waffe erschossen, ergänzte der Staatswanwalt.

Raducu Gorcioaia, 50, wurde vor einem Monat tot in seinem Auto aufgefunden, nicht weit von einer Stelle im Bezirk Pascani im Nordosten des Landes, an der illegal abgeholzt wurde.

Der Förster erlitt ernste Kopfverletzungen, die Berichten zufolge von einer Axt stamen. In diesem Fall gibt es drei Verdächtige, darunter zwei Teenager.

"Verbrecher haben versucht mich zu töten"

Gabriel Paun weiß alles über die Gewalt rund um die illegale Abholzung.

"Die Holzmafia hat mehrmals versucht, mich umzubringen", erzählte der Leiter der Umweltorganisation Agent Green der BBC. Er hat Jahrzehnte damit verbracht, Rumäniens Wildnis zu schützen.

"Wir sind absolut besorgt, dass Förster und Umweltschützer wie wir getötet werden, während wir die illegale Abholzung hier in Rumänien untersuchen."

"Vor vier Jahren untersuchte ich einen Fall nahe des Nationalparks Retezat, als eine Bande Schläger mich angriff und versuchte, mich umzubringen. Sie brachen mir die Rippen, fügten mir einen Schädelbruch zu und brachen mir die Hand, bevor ich davonrennen konnte", erzählt er.

Obwohl es in dem Fall Verdächtige gibt, läuft die Strafverfolgung nur langsam und bislang wurde niemand verurteilt. Diesen Monat werden die Verdächtigen allerdings doch noch angeklagt.

"Die ganze Zeit über waren sie frei und ich musste um mein Leben fürchten", sagt er.

Rumäniens staatliche Waldbehörde Romsilva, die 48 Prozent der Wälder Rumäniens managt, verurteilte die jüngsten Morde scharf und nannte alarmierende Zahlen von Angriffen auf Forstleute, die versuchen den Wald vor "Holzdieben" zu schützen.

Alleine in diesem Jahr wurden bislang 16 Angriffe auf Forstmitarbeiter gezählt.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Forstleute, Silviu Geana, beklagt, dass die Förster sich nicht selbst verteidigen können und in den letzten Jahren mittlerweile sechs Förster ihr Leben ließen.

"Spanplatten für Möbel"

Rumäniens Wälder werden in alarmierender Geschwindigkeit abgeholzt und der Mord an Forstleuten, die versuchen ihn zu schützen, tragen nur wenig zur Verlangsamung bei.

Recherchen von Greenpeace Rumänien schätzen, dass Rumänien pro Stunde rund drei Hektar Wald verliert, verursacht durch legale und illegale Abholzung - und betroffen sind auch weite Teile der ursprünglichen Wälder.

Letzten Monat haben drei NGOS - Agent Green, ClientEarth und EuroNatur - eine Beschwerde gegen die rumänische Regierung bei der EU-Kommission eingereicht, die behauptet, dass die Methoden der Abholzung in Rumänien oftmals gegen EU-Recht zum Schutz der Natur verstoßen.

"Es steht eine ganze Menge auf dem Spiel, weil Rumänien die Heimat der letzten ursprünglichen Wälder ist, aber sie werden einfach zu Spanplatten für Möbel verarbeitet", sagt Gabriel Paun.

Die Regierung in Bukarest sagt, dass sie die Anstrengungen im Kampf gegen illegale Abholzung verstärkt hat, mit besseren Inspektionen und besserem monitoring, aber die EU sagt, dass noch mehr zu tun ist.

Am Tag nach dem Liviu Pop in einem Wald in Maramures erschossen wurde, untersuchte Gabriel Paun in den Ostkarpaten eine Waldkonzession eines der größten Holzunternehmen, das in Rumänien abholzt.

"Sie haben mehr Holz eingeschlagen als legal ist, aber die Frage ist ja vielmehr, warum die Regierung es erlaubt, dass ein Wald, der nach der letzten Eiszeit entstanden ist, komplett abgeholzt wird?"

Er wurde später von den Holzfällern vertrieben. Er konnte ohne Schaden entkommen, aber die Risiken für die Waldschützer Rumäniens sind deutlich." https://www.bbc.com/news/world-europe-50094830

Übersetzung: Pro REGENWALD, Martin Glöckle

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