Der Mensch ist in vielerlei Hinsicht einfallsreich, unglaublich kreativ und er findet auf viele Angelegenheiten des Lebens eine Antwort. Leider ist er das auch, wenn es darum geht, Ökosysteme zu zerstören und/oder täglich ganze Arten einfach auszurotten.
Zwar erfreut es den Menschen, wenn irgendwo eine ihm bis dahin unbekannte Art entdeckt wird (New langur species beautiful but endangered) oder sich jemand FÜR den Artenschutz einsetzt (New conservation project in Costa Rica). Die Realität ist aber doch eine ganz andere: immer mehr und immer schneller 'gehen Arten verloren' - und dies vor allem, weil der Mensch ihren Lebensraum zerstört, ihre Lebensbedingungen verschlechtert oder die jeweilige Art gleich direkt ausrottet.
Menschen dringen in die letzten bis dahin noch weitgehend unberührten Wälder vor um Holz zu gewinnen. Oder machen sie platt, um Plantagen oder Viehweiden anzulegen und Siedlungen zu errichten und wundern sich dann, wenn sie in dieser Natur Dinge vorfinden, die sie bis dahin nicht kannten und beispielsweise neue Krankheiten von Wildtieren auf den Menschen überspringen (More avoidable pandemics await).
Der Mensch hat das System Erde inzwischen so geschädigt, dass Forscher sogar schon in noch intakten Wäldern die Auswirkungen des Menschen Handelns auf diese fernen Ökosysteme und speziell die dortigen Arten feststellen können (Alarm im Amazonas).
Doch was macht dieser Mensch eigentlich? Je nach Blickwinkel entweder viel zu viel falsch oder viel zu wenig richtig. Vor einem Monat haben die Vereinten Nationen verkündet, dass die Weltgemeinschaft kein einziges der 2010 groß verkündeten Ziele zum Schutz der Biodiversität - die so genannten Aichi-Ziele - erreicht hat!
Und der Mensch rennt dann lieber weiter in die falsche Richtung! Im Jahr 2019 haben die 50 größten Banken der Welt 2,6 Billionen Dollar an Darlehen und Krediten vergeben, die direkt mit der Zerstörung von Ökosystemen und der Tierwelt in Verbindung stehen. Vorne weg sind dabei die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft (Banks must stop paying for destruction).
Dabei finden viele Menschen die Vielfalt der Arten wunderschön. Allerdings auch hier zumeist nicht um ihrer selbst Willen, sondern als Schmuck um sich selbst ein wenig rauszuputzen. Der internationale Handel mit Wildtierarten boomt, weil der Mensch sie sich in Käfige, Terrarien oder Aquarien setzen mag - und er trägt damit so sinnigerweise noch zu ihrem weiteren Verschwinden bei (Reptile trafficking flourishes).
Und selbst wenn der Mensch sich der Schutzbedürftigkeit einer Art mal sicher zu sein scheint, reicht die Gier nur weniger Akteure, alles Bewusstsein und alle Erkenntnis vom Tisch zu wischen: während die Diskussion um Verbote oder Einschränkungen des Elfenbeinhandels als Schritt, die Wilderei an Elefanten zu stoppen, noch läuft, sind die Wilderer und Schmuggler immer wieder einen Schritt voraus - die Elefanten werden stetig weniger.
Schön dass du bis hierher gelesen hast. Mensch!
Weitere Information: Artikel: Endspiel ums Überleben der Elefanten
ENDSPIEL UMS ÜBERLEBEN DER ELEFANTEN
Durchschnittlich töten Wilderer alle 30 Minuten einen Elefanten. Ihre Stoßzähne bringen ihnen Tausende Dollar auf dem Schwarzmarkt. Handelsverbote greifen nicht – der Schmuggel geht verdeckt weiter.
von Philip Plickert und Hendrik Ankenbrand, 05.11.2020
Es ist ein ungewöhnliches Bild im Landgericht Cottbus: Drei Dutzend Elefanten-Stoßzähne liegen kreuz und quer auf Tischen. Fast 1,2 Tonnen wiegt das Elfenbein. Vor vier Jahren hatte der Zoll auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld einen Teil der Stoßzähne entdeckt. Es ist der größte Fund von illegal gehandeltem Elfenbein, den es in Deutschland je gab. Das in Kisten verpackte Elfenbein war als Lieferung „Kamin-Uhren aus Marmor“ deklariert. Vor Gericht steht nun ein Fünfzigjähriger. Vor einer Woche legte der Angeklagte ein Geständnis ab: Er wollte die Stoßzähne nach Vietnam verkaufen. Der Mann behauptet, er habe sie auf Flohmärkten zusammengesammelt. Ob ihm das Gericht das glaubt? In einer Woche ergeht das Urteil.
6000 Kilometer weiter südlich spielt sich ein Blutbad ab. In den Wildparks und Savannen in Ost-, Süd- und Zentralafrika töten Wilderer die grauen Riesen in Serie. Etwa 10.000 bis 15.000 Elefanten fallen jedes Jahr den Wilderern zum Opfer. Die Banden haben Schnellfeuergewehre und Nachtsichtgeräte. Manche brausen mit Jeeps durch die Savanne, einige haben Hubschrauber. Die Park-Ranger finden Tierkadaver, die Stoßzähne abgesägt oder herausgebrochen. Durchschnittlich töten Wilderer alle 30 Minuten einen Elefanten.
Ein Milliardengeschäft für Schmuggler
Etwa 50 Dollar je Kilogramm bringen die Stoßzähne den Wilderern in Tansania, Kenia oder Zimbabwe. Auf asiatischen Schwarzmärkten werden Preise bis 1000 Dollar gezahlt. Ein großer Stoßzahn kann Zehntausende wert sein. Mit dem illegalen Handel von Elfenbein, Rhinozeroshorn sowie anderen Wildtier-Produkten haben Schmuggler über die Jahre ein Milliardengeschäft gemacht, schätzt die internationale Polizeibehörde Interpol.
Vor 40 Jahren lebten noch mehr als eine Million Elefanten in Afrika. Inzwischen ist die Population wohl auf etwa 350.000 Tiere geschrumpft. Ihre Lebensräume werden kleiner, weil sich Siedlungen, Felder und Straßen ausbreiten. Der wichtigste Grund für das Schwinden der Bestände ist aber die gezielte Jagd durch Wilderer. Tierschützer fürchten, dass Elefanten in Afrika in vielen einstigen Lebensräumen bald komplett aussterben.
Elfenbeinhandel brachte etwa 400 Millionen Dollar Umsatz im Jahr, so die jüngste Schätzung des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) für 2016 bis 2018. Allerdings sinken die Preise, seit die Vereinigten Staaten 2016 und China 2017 ein Verbot für den Elfenbeinhandel erlassen haben. Asien und speziell China bleiben aber der wichtigste Markt für Produkte aus Stoßzähnen – fast 90 Prozent landen dort. In Europa sind es nur kleine Mengen. Laut der UNODC-Statistik waren 88 der mehr als 100 Tonnen Elfenbein, die 2016 bis 2018 beschlagnahmt wurden, für Asien bestimmt. Nur 3,6 Tonnen hatten das Ziel Europa, knapp vier Prozent.
Verschärfte Handelsverbote
Dennoch will die EU nun die Handelsverbote nochmals verschärfen und auch den Handel mit älteren Stücken aus Elfenbein einschränken. Innerhalb der EU können Rohelfenbein und bearbeitete Stücke, die von 1947 bis 1990 eingeführt wurden, mit Zertifikaten verkauft werden. „Antikes Elfenbein“ aus der Zeit vor 1947 kann frei und ohne Genehmigung gehandelt werden. Die EU-Kommission möchte den Handel aus der Zeit nach 1975 (nach dem Cites-Abkommen zum Artenschutz) verbieten. Einigen Umweltpolitikern wie der belgischen Liberalen Frédérique Ries geht das nicht weit genug. Sie fürchten, dass neue Elfenbeinstücke als Antiquitäten umetikettiert würden. Ries fordert ein Verbot auch für Antiquitäten aus Elfenbein.
Ein solches Verbot hat Großbritannien 2018 beschlossen, der Oberste Gerichtshof hat es für rechtens erklärt. Das Gesetz ist aber noch nicht in Kraft getreten, weil das Umweltministerium noch Details klären muss. Stücke von „herausragend hohem künstlerischem, kulturellem oder historischem Wert“ sind von dem Bann ausgenommen. In London findet man auf Antiquitätenmärkten und bei Händlern noch immer Elfenbeinstücke, seien es Figuren, Kästchen oder Spazierstockgriffe.
„Es ist unmöglich, diese alten Stücke heute nachzumachen“
Ein Händler ist Nicholas Wells, sein Geschäft an der Piccadilly Road nahe dem Ritz-Hotel kann man nur auf Anfrage besuchen. Unter einer großen Auswahl von antiken Möbeln, Lampen, Waffen und Kunstgegenständen bietet er auch Elfenbeinobjekte an: eine Christusfigur am Kreuz aus dem 19.Jahrhundert (für 950 Pfund, etwa 1050 Euro), einen chinesischen Pokal mit Henkeln in Drachenform aus der Zeit der Qing-Dynastie (9000 Pfund) und eine japanische Geisha-Figur (16.000 Pfund).
Wenn das Verbot in Kraft trete, „dann werde der hiesige Markt komplett ausgeschaltet“, sagt Wells. London war bislang das Zentrum für Elfenbein-Antiquitäten. Er ist empört über das Handelsverbot. „Es ist unmöglich, diese alten Stücke heute in dieser Qualität nachzumachen.“ Daher sei es unsinnig zu glauben, ein Verbot des Antiquitätenhandels verhindere Wilderei. Heike Henderson-Altenstein von der deutschen Organisation Future for Elephants widerspricht: „Eine komplette Schließung des EU-Elfenbeinmarkts – mit enggefassten kleinen Ausnahmen – würde wichtige Signale nicht nur an potentielle Käufer zum Beispiel in China, Vietnam oder Japan, sondern auch nach Afrika senden.“
Die Strafen wirken nicht immer abschreckend
Mit Abstand größter Käufer von Elfenbein war in den vergangenen Jahrzehnten China. Geschäfte in Schanghai wie der „Freundschaftsladen“ hatten noch Ende 2017 geschnitzte Skulpturen im Angebot: dickbäuchige Mönche, Armreife, filigran durchbrochene Kugeln. Die Preise waren hoch: Ein Schachspiel kostete 200.000 Yuan, rund 25.000 Euro. Seit 2018 ist der Handel verboten. 170 offiziellen Verkaufsstellen und Verarbeitungsstätten im Land hat die Regierung das Geschäft mit Elfenbein untersagt. Taobao, die E-Commerce-Plattform von Alibaba, früher einer der wichtigsten Umschlagplätze, hat die Produkte weitestgehend verbannt, und in der Suchmaschine Baidu taucht ein Warnhinweis auf, sobald das Wort Elfenbein eingegeben wird.
Das heißt allerdings nicht, dass Chinesen kein Elfenbein mehr kaufen. Zwar konfiszieren Polizei und Zoll Elfenbein, sobald sie Schmuggelware entdecken. Überschreitet der Wert der Ware die Marke von 200.000 Yuan (25.000 Euro), drohen fünf Jahre Gefängnis, eine für Schmuggeldelikte ungewöhnlich harte Strafe in China. Abschreckend wirkt das trotzdem nicht immer. Mitte Oktober fiel Zollbeamten auf dem Flughafen einer südchinesischen Stadt ein Mann mit ungelenkem Gang auf, der aus Nairobi kam. In seiner Unterhose entdeckten die Beamten Elfenbein. Mehr davon fand sich im Koffer des Passagiers. In der ersten Oktoberhälfte zogen Zöllner allein am Flughafen Guangzhou 30 Armbänder, Perlenketten und Essstäbchen aus Elfenbein aus dem Verkehr, mit einem Gesamtgewicht von rund 1,2 Kilogramm.
Ausnahmebestimmungen für kleine Gegenstände und Schmuck
Viele Chinesen kaufen in Thailand Elfenbein. In einer Umfrage der Artenschutzorganisation WWF unter 200 chinesischen Touristen in Thailand sagten 20 Prozent der Befragten, dass sie vielleicht oder sicher Elfenbein-Gegenstände kaufen würden. Thailand rangiert bei Chinesen mit großem Vorsprung an erster Stelle als bevorzugter Einkaufsort, gefolgt von Burma, Kambodscha, Hongkong und Laos.
Ein Hauptumschlagplatz in Asien ist Vietnam. Laut der Statistik des UN-Büros für Verbrechensbekämpfung waren 34 Prozent des beschlagnahmten Elfenbeins für Vietnam bestimmt. Auch dort ist der Handel verboten, doch gibt es Ausnahmebestimmungen für kleine Gegenstände und Schmuck. Die sind bei Touristen beliebt. Auch Japan erlaubt weiter den Handel mit Elfenbein-Objekten, überwiegend kaufen die Japaner „Hanko“-Siegelstempel.
Andere Regierungen greifen rigoros durch gegen die Schmuggler. Singapur hat im August rund neun Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein vernichten lassen, sie wurden mit einer Felsenbrecher-Maschine pulverisiert. Die Stoßzähne hatten einen Schwarzmarktwert von 18 Millionen Singapur-Dollar (elf Millionen Euro). Das öffentliche Spektakel sollte ein Signal für die Bekämpfung des Schwarzmarkts senden. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta hatte schon vor vier Jahren im Nairobi National Park mehr als 100 Tonnen beschlagnahmte Stoßzähne und 1,5 Tonnen Rhinozeroshorn verbrennen lassen.
Wilderer haben die Nase vorn
Am stärksten sind die Elefantenpopulationen in Tansania dezimiert worden. Zwischen 2006 und 2015 sank die Zahl von 135.000 auf 50.000 Tiere. Ein erheblicher Teil fiel Wilderern zum Opfer. Seitdem hat das Land den Kampf gegen die illegalen Banden verstärkt. Auch in Moçambique, in Angola und in Zimbabwe sind die Bestände stark geschrumpft. Anderswo, etwa in Reservaten in Kenia, haben sich die Bestände wieder erholt. In Botswana mit inzwischen 130.000 Elefanten und im südafrikanischen Kruger-Nationalpark gibt es sogar Überpopulationen. Elefanten und Siedler kommen sich gefährlich nahe. Solange die Ranger aber in Reservaten schlecht ausgerüstet bleiben, haben Wilderer die Nase vorn.
Gelegentlich gelingt ein Schlag gegen Köpfe von Wilderer- und Schmuggelbanden. In diesem Sommer hat die kenianische Polizei am Flughafen Mombasa den Kenianer Abubakar Mansur Mohammed Surur festgenommen, der laut amerikanischem Haftbefehl mit einem ugandischen Netzwerk mehr als zehn Tonnen Elfenbein und 181 Kilogramm Rhinozeroshorn aus Kenia, Tansania, Moçambique, Kongo und Senegal verkauft haben soll. Allein auf das Konto dieses Mannes und seiner Komplizen gehen also mehrere hundert, wenn nicht sogar tausend tote Großtiere.
Quelle:
Endspiel ums Überleben der Elefanten
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Gesellschaftlicher Druck von unten, Bewusstseinswandeel, Handeln als Konsumenten, das Überwinden angeblicher Hilflosigkeit,aber auch wissenschaftlich fundierte, gleichzeitig verständliche Sachinformationen über die Bedeutung der Ökosphäre, ein neues Verstädnis über "Wie Leben funktioniert"(Ökologie)und das Wissen und Erleben der Ästhetik der Arten (Biophilie) sind wertvolle Bausteine, um die gravierenden Grenzüberschreitungen im Artenschutz zu stoppen. - All diese Module sind gebündelt im aufwendigen Web-Projekt www.naturgartenbuch.de