Deutscher Wald am Ende: Vier von fünf Bäumen geschädigt Stichwörter: Waldkrise bei uns Subventionen Klimawandel Waldbewirtschaftung Politik
Die Situation ist sehr ernst, in dem Punkt sind die Experten sich einig: dem deutschen Wald geht es so schlecht wie noch nie seit 1984 Waldschadensberichte - die man neudeutsch inzwischen Waldzustandberichte nennt - erhoben und veröffentlicht werden. Erschreckenderweise zeigen alle relevanteren Baumarten, ob Fichten, Kiefern, Buchen oder Eichen massive Ausfallerscheinungen oder Streßsymptome. Fast 80 Prozent aller Bäume sind geschädigt.
Überhaupt nicht einig sind die Experten sich allerdings in ihrer jeweiligen Diagnose der Ursache. Welche Einflüsse und Umstände lassen unseren Wald absterben? Während Bundesagrarministerin Klöckner in aufeinanderfolgenden trockenen Jahren, im Klimawandel und Käferbefall die amtlich offiziellen Ursachen sieht, haben Umweltverbände und Teile der von politischen Interessen unabhängigeren Wissenschaft eine gesamtheitlichere Sicht der Dinge und sie sehen ganz andere ursächliche Faktoren - vor denen jahrzehntelang lang auch schon gewarnt wurde. Dazu zählen Pestizideinsatz, der hohe Stickstoffeintrag aus Verkehr und Landwirtschaft, die Wahl falscher Baumarten, die Verdichtung der Böden und der Umgang mit dem Wald ganz allgemein.
Und genau darüber wird in den nächsten Monaten weiter gestritten werden: sollen die angekündigten Staatszuschüsse für die Waldwirtschaft in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro eher dem Wald helfen oder den Waldbesitzern?
Wir haben unsere Zweifel, dass die zuständigen Herrschaften sich doch noch aufmachen, endlich die Ursachen des Waldsterbens zu bekämpfen, oder sie wenigstens einmal beim Namen zu nennen.
Wer ein wenig Eintauchen will in die Welt der Klientelpolitik und des sich gegenseitig Bälle zuspielens, dem legen wir das Studium folgender Pressemitteilungen ans Herz:
Klöckner: Der Waldzustand besorgt mich!, BMEL Pressemitteilung Nr. 26/2021
Waldeigentümer haben eine Herkulesaufgabe vor sich, Pressemitteilung AGDW
DFWR zieht Zwischenbilanz zu Waldschäden, Pressemitteilung DFWR
Liebe Waldaktive,
gestern hatte ich ja aus der Hüfte heraus gemutmaßt, dass bei Durchsicht der Verlautbarungen v.a. beim Forstwirtschaftsrat und bei den Waldeigentümern ebenfalls keine Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Waldschäden gefordert werden.
Leider lag ich da goldrichtig, wie sich beim heutigen Nachschauen zeigte.
Ich fasse die Kernaussagen zusammen, Forderungen habe ich mit Ausrufezeichen! versehen. Urteilt selbst:
DFWR:
- Volkswirtschaftliche Schäden 13 Mrd. Euro
- Bäume leiden unter dem Klimawandel
- Sturm, Dürre, Borkenkäfer
- Förderung der Forstbetriebe!
- „Wiederbewaldung“!
- Ökonomische Basis der Forstbetriebe sichern!
- Restriktionen bei Waldbewirtschaftung und Holznutzung gefährden Klimaschutz
- Deutsche Forstwirtschaft international in Spitzengruppe
AGDW:
- Waldeigentümer stehen vor Herkulesaufgabe
- Dürrejahre, Schädlinge, Krankheiten
- Klimaschutzleistung der Wälder honorieren!
- Schadflächen/Wälder mit „klimaresilienten“ Baumarten stabilisieren
- Wald ist Klimaschützer Nummer 1
- Einnahmen aus CO2-Steuer in „klimastabilen“ müssen Wald fließen!
Keine einzige Ursache der Schäden wird angeprangert, allenfalls wird der sanfte Begriff “Klimawandel“ verwendet, allerdings wird auch dieser noch als “Extremwetter“ verhunzt.
Maßnahmen zur Milderung oder Vermeidung weiterer Waldschäden werden nicht gefordert oder auch bloß erwähnt. Eine halbwegs brauchbare Maßnahme (CO2-Bepreisung) wird zum Zwecke erwähnt, dass man etwas von diesem Geld haben möchte.
Ich habe kein Problem damit, dass auf Sorgen und Nöte der vertretenen Mitglieder hingewiesen wird und dass auch finanzielle Unterstützung gefordert wird. Aber dieses Sich-Anbiedern bei der Regierung, um den Fluss an Steuergeldern nicht zu mindern, ist verantwortungslos und feige. Mehr schreibe ich dazu jetzt lieber nicht.