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Kein Vertrauen in die Kräfte des Marktes
Brasilianische Organisationen lehnen das marktorientierte REDD-Modell ab
Stichwörter: REDD Klimaschutz Protest

Anfang Oktober diskutierten die Vertreter vieler brasilianischer Basisorganisationen in Belém während eines Seminars 'REDD und marktorientierte Mechanismen zur Rettung für den Amazonaswald' ihre Einschätzung der auf höchster UN-Ebene geplanten Klima- und Regenwaldschutz-Maßnahme.

Resümee: 'Bleibt uns mit dem Zeug wo ihr wollt, aber wenn ihr Regenwald retten wollt, dann ändert das, was ihn kaputtmacht und macht mit euren falschen Anreizen nicht den Bock zum Gärtner!'

Belém Brief, 3. Oktober 2009

Wir sind sozi-ökologische Organisationen und Bewegungen, männliche und weibliche Arbeiter in Familien- und kleinbäuerlichen Landwirtschaftsbetrieben, Sammler, Mitglieder der Quilombola-Gemeinschaft (Nachkommen entflohener Sklaven), Frauenorganisationen, städtische Basisorganisationen, männliche und weibliche Fischer, Studenten, lokale Gemeinschaften und indigene Völker, die am Kampf gegen die Abholzung und für ökologische Gerechtigkeit im Amazonas und in Brasilien insgesamt teilnehmen.

Wir haben uns bei der Konferenz "Klima und Wald - REDD und marktbasierende Mechanismen als Lösung für den Amazonas?" in Belém im Bundesstaat Pará, Brasilien, vom 2.-3. Oktober 2009, versammelt, um Vorschläge zu REDD für die Region im Lichte unserer Erfahrungen mit der Politik und Programmen, die in der Region in den letzten Jahrzehnten umgesetzt wurden, zu analysieren. In diesem Brief rufen wir die Regierung Brasiliens öffentlich dazu auf, die Idee REDD als kohlenstoffmarktbasierten Mechanismus und als Instrument zur Kompensation der Emissionen der nördlichen Länder zurückzuweisen.

Wir lehnen marktorientierte Mechanismen als Werkzeug zur Reduktion von Kohlenstoffemissionen aus der festen Überzeugung heraus ab, dass vom Markt nicht erwartet werden kann, die Verantwortung für das Leben auf dem Planeten zu übernehmen.

Die Klimakonferenz (COP) und die darauffolgenden Ergebnisse haben gezeigt, dass Regierungen nicht willens sind, konsequent öffentliche Verpflichtungen zu übernehmen und, dass sie dazu neigen, die praktische Verantwortung um Ziele (offenkundig unzureichende) zu erreichen, auf private Initiativen abschieben. Als Folge davon verzögern sich staatliche Investitionen und die Kontrolle der Zielerreichung wird erschwert, während die Ausbreitung des globalen CO2-Marktes - als neue Form der Kapitalinvestitionen - legitimiert wird und als Mittel gilt, das Überleben eines fehlgeschlagenen Produktions- und Konsummodels sicherzustellen.

Die REDD-Vorschläge, die im Gespräch sind, unterscheiden nicht zwischen ursprünglichen Wäldern und großangelegten, industriellen Baummonokulturen. Und sie erlauben es Wirtschaftsakteuren - die in der Vergangenheit schon Ökosysteme zerstört haben und Einwohner aus diesen vertrieben haben - auf Wertzuwachsmechanismen für Waldbestände zurückzugreifen, um ihre eigene ökonomische und politische Macht zum Nachteil der dortigen Einwohner zu stärken.

Zudem laufen wir Gefahr, es industrialisierten Ländern zu erlauben, ihre Emissionen aus fossilen Brennstoffen nicht drastisch zu reduzieren und ein nicht-nachhaltiges Produktions- und Konsummodel beizubehalten. Wir benötigen Vereinbarungen, die die Länder im Norden dazu zwingen, ihre Klimaschuld anzuerkennen und die Verpflichtungen anzunehmen diese abzuzahlen.

Für Brasilien sollten sich internationale Klimaverhandlungen nicht nur auf die Diskussion um REDD und andere marktorientierte Mechanismen konzentrieren. Die Verhandlungen sollten eher den Wandel zu einem neuen Produktions-, Verteilungs- und Konsummodel vorantreiben, welches aufbaut auf einer ökologischen Landwirtschaft, einem solidarischen Wirtschaftsansatz und einer diversifizierten und dezentralisierten Energiematrix, das in der Lage ist, die Lebensmittelsicherheit und -souveränität sicherzustellen.

Die größte Herausforderung bei der Bekämpfung der Abholzung im Amazonas und in anderen Biomen in Brasilien liegt in der Lösung der ernsten Landrechtsprobleme, denen das Land gegenübersteht und die die Wurzeln seiner sozio-ökologischen Konflikte sind.

Abholzung - die durch den Vormarsch der Monokulturen und durch eine Politik, die die Agroindustrie und ein Entwicklungsmodel bevorzugt, das auf räuberischer Ausbeutung und Export natürlicher Ressourcen basiert - kann nur vermieden werden, wenn das Thema der Landrechte angemessen durch eine Landreform und nachhaltige Maßnahmen zur territorialen Neuordnung gelöst wird, und wenn Territorien, die von traditionellen Gemeinschaften und indigenen Völkern bewohnt sind, rechtlich anerkannt werden.

Wir haben eine andere Vorstellung, um was es sich bei Territorien, Entwicklung und Ökonomie handelt, die wir mit der Zeit entwickeln und die auf einer nachhaltigen Nutzung von Wäldern und der freien Nutzung der Biodiversität basiert. Eine Reihe politischer Maßnahmen ist notwendig um die Anerkennung und Wertschätzung traditioneller Praktiken auf der Basis eines ausbalancierten Verhältnisses zwischen Produktion und Umweltbewahrung sicherzustellen.

Wir haben uns der Fortführung des Kampfes für das verschrieben, was wir im Lichte dieser Vision glauben. Und wir wollen sicherstellen, dass jeder Mechanismus zur Reduzierung der Abholzung auf einem umfassenden Ansatz der Politik und öffentlichen und freiwilligen finanziellen Mitteln basiert, die unsere Rechte und unser Leben im Amazonas und auf dem Planeten gewährleisten.

Unterzeichnet von:

ANA – National Agroecology Articulation

APACC – Association in Support of Poor Communities of the State of Pará

APA-TO – Alternatives for Small-Scale Agriculture in the State of Tocantins

BR 163 Forum

Carajás Forum

CEAPAC - Center in Support of Community Action Projects

CEDENPA – Center for Studies and Defense of Black People of the State of Pará

Cerrado Network

COFRUTA – Fruit Growers’ Cooperative of Abaetetuba

Coletivo Jovem Pará

CONTAG – National Confederation of Agricultural Workers

CUT – Single Workers’ Union

DEMA FUND

FASE – Solidarity and Education

FAOC – West Amazon Forum

FAOR – East Amazon Forum

FEAB – Federation of Agronomy Students of Brazil

FETAGRI – Federation of Agricultural Workers of the State of Pará

FETRAF – National Federation of Family Agriculture Workers of Brazil

FMAP – Forum of Women of the Amazon in the State of Pará

FORMAD – Forum for Development and Environment of the State of Mato Grosso

Friends of the Earth – Brazil

GIAS – Sustainable Agriculture Exchange Group of the State of Mato Grosso

GMB – Group of Brazilian women

IAMAS – Instituto Amazônia Solidária e Sustentável (Solidarity-Based and Sustainable Amazon Institute)

MAB – Movement of People Affected by Dams

Malungu – Coordination of Associations of Communities of Descendants of Runaway Slaves (Quilombos) of the State of Pará

MAMEP – Women’s Movement of the State of Pará

MMM – World Women’s March

MMNEPA – Women’s Movement of the Northeast Region of the State of Pará

MMTA-CC – Movement of Working Women of Altamira, state of Pará

MST - Landless Movement

Network Against Green Deserts

RBJA – Brazilian Environmental Justice Network

Brazil Network on Multilateral Financial Institutions

REBRIP – Brazilian Network for the Integration of the Peoples

RECID – Rede de Educação Cidadã (Citizenship Education Network)

Sapê do Norte – State of Espírito Santo – Quilombola Committee

SDDH – Society for the Defense of Human Rights of the State of Pará

STTR - Rural Workers’ Union - Abaetetuba

STTR – Rural Workers’ Union - Cametá

STTR – Rural Workers’ Union - Lucas do Rio Verde – State of Mato Grosso

STTR - Rural Workers’ Union – Santarém

Tijupá Agroecological Association

Terrazul Alternative Civil Association NGO Terra de Direitos (Land of Rights)

Via Campesina Brazil

UNIPOP – Popular University Institute

Xingu Vivo para Sempre Movement



Übersetzung Pro REGENWALD, Raphael Kurz

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