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Tropenholz für Nürnberger Parkbänke schadet dem Klima und hat negative Beschäftigungseffekte für die RegionStichwörter: Pressemitteilung Raubbau Tropenholz Klimaschutz

Pressemitteilung, 23.02.2010

Tropenholz für Nürnberger Parkbänke schadet dem Klima und hat negative Beschäftigungseffekte für die Region

Die Münchner Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Pro REGENWALD weist in einem offenen Brief an die Entscheidungsträger der Stadt Nürnberg auf die negativen Beschäftigungseffekte im Großraum Nürnberg und die Klimafolgen der Verwendung von Tropenholz für Parkbänke hin. Nachdem die Abstimmung im zuständigen Umweltausschuss der Stadt Nürnberg immer wieder verschoben wurde, soll diese Woche entschieden werden, welches Holz für die 3.500 neu zu beschaffende Parkbänke der Stadt verwendet wird.

Aus Kostengründen wird von den Stadtvätern den dürftig nach außen kommunizierten Informationen nach Mahagoni aus den Wäldern Kameruns und der Republik favorisiert, obwohl Experten argumentieren, dass langfristig heimische Eiche genauso kostengünstig wäre.

Während die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg argumentieren, dass Tropenholz kostensparend sei und zusätzlich einen bedeutsamen entwicklungspolitischen Beitrag leiste, wurde nach Ansicht der Umweltorganisation Pro REGENWALD bisher ein wichtiger Teilaspekt vollkommen ausgeklammert, die Klimabilanz bei der Holzernte: "Sobald ein natürlicher Wald industriell genutzt wird, also Holzeinschlag stattfindet, verliert er, neuesten Erkenntnissen zufolge, 40 bis 60 Prozent seiner Kohlendioxidspeicherfähigkeit", sagt Martin Glöckle von Pro REGENWALD.

Allem Anschein nach sollen gerade die Regenwälder der Region, aus der Nürnberg das strittige Holz beziehen will, künftig aus Klimaschutzgründen vom industriellen Holzeinschlag ausgenommen werden. "Während sich die Welt in internationalen Verhandlungen bemüht, Wälder als wichtige CO2-Speicher fürs Klima zu erhalten, schickt sich die Stadt Nürnberg an, diese Bemühungen zu unterlaufen. Es wurden in der Diskussion bereits viele Gründe angesprochen, warum Tropenholz die falsche Wahl ist - der Klimaaspekt ist ein weiterer", so Martin Glöckle.

Desweiteren hinterfragt Pro REGENWALD die genauen Positionen der angeblichen Kosteneinsparung. Es sei nicht auszuschließen, dass die Einsparungen der Tropenholzvariante gegenüber einem etwas höheren Wartungsaufwand einheimischer Hölzer direkt mit Leistungen aufgerechnet werden muss für Arbeiter, die aufgrund des Geschäftes künftig im Raum Nürnberg ihre Arbeit verlieren.

Weitere Information:

zum Zusammenhang industrielle Holzwirtschaft und Kohlendioxidspeicherfähigkeit: Vested Interests' report warns of dangers of industrial scale logging, Global Witness

www.raubbau.info und Pro REGENWALD, Martin Glöckle, tel: 089-359 8650



An
Oberbürgermeister Dr. Maly
Bürgermeister Förther
Umweltreferent Dr. Pluschke
Mitglieder des Nürnberger Stadtrats

Rathausplatz 2
90403 Nürnberg

München, 22.02.2010

Zweiter Offener Brief:
Kein Tropenholz für Parkbänke

Sehr geehrte Damen und Herren,

am Donnerstag, den 25. Februar, soll allem Anschein nach der Umweltausschuss der Stadt Nürnberg endgültig darüber befinden, aus welchem Holz 3.500 Parkbänke in Nürnberg gefertigt werden und ob dafür Tropenholz aus Kamerun und der Republik Kongo oder heimisches Holz aus der Region verwendet werden soll.

Da auch Sie persönlich mit dieser Entscheidung betraut und/oder verantwortlich sind, bitten wir Sie, uns die folgenden Fragen zu beantworten sowie die Fragestellung/Antwort bei der anstehenden Entscheidung zu berücksichtigen – es geht darum, inwiefern der Einsatz von Tropenholz einen entwicklungspolitischen Beitrag leistet, die Abholzung von Wäldern der Umwelt förderlich ist und wo tatsächlich Kosten eingespart werden:

Sowohl Umweltreferent Pluschke wie auch einige Ratsmitglieder argumentieren, dass FSC-zertifiziertes Tropenholz grundsätzlich sinnvoll sei, weil es den Menschen vor Ort helfe. Wenn durch den Einsatz von Tropenholz ein entwicklungspolitisches Zeichen gesetzt werden soll, dann müssen Zahlen darüber bekannt sein, wo bei dem Produkt die Wertschöpfung erfolgt. Theoretisch könnte sein, dass aufgrund besonders günstiger Einkaufsbedingungen lediglich der Zwischenhändler eine größere Gewinnspanne hat und, dass bei den Menschen in Afrika nur ein paar Cent ankommen. Welche Wertschöpfung geschieht auf welchen Stationen der Hölzer aus Afrika?

Wir fordern die Offenlegung der Wertschöpfung auf allen Stationen
des Holzes als Grundlage für die Entscheidung.

Ein weiteres Argument einiger Ratsmitglieder sowie des Umweltreferenten ist, dass FSC-zertifiziertes Holz eine Gewähr für den schonendsten Eingriff in den Tropenwald darstellt. In Zeiten des Klimawandels und internationaler Bemühungen, Wald zugunsten des Klimas zu erhalten, bedeuten Eingriffe jeglicher Art in den Wald einen massiven Eingriff in die CO2-Speicherfähigkeit der Wälder. Einer Studie aus dem Juni 2009 (Vested Interests. Industrial logging and carbon in tropical forests; hrsg. von Global Witness) zufolge, büßt Wald in der fraglichen afrikanischen Region 40 bis 60 Prozent seiner Kohlendioxidspeicherfähigkeit ein, sobald er industriell genutzt wird.

Inwiefern haben Sie diese Klimafolgen in der bisherigen Argumentation des Stadtrates und des FSC bezüglich der vermeintlich besseren CO2-Bilanz von Tropenholz gegenüber Holz aus Europa, das angeblich längere Strecken per LKW zurücklegt, mit berücksichtigt und könnten Sie uns bitte diese Kalkulationen zugänglich machen?

Als drittes Argument werden natürlich die Kosten angeführt. Der größte Einspareffekt entsteht nicht bei der Holzbeschaffung, sondern anscheinend erst bei der Instandhaltung in den veranschlagten Nutzungsjahren. Kurz: der Haupteinspareffekt entsteht durch vermiedenen Arbeitsaufwand in Nürnberg - oder anders herum: vielleicht verlieren fünf/sechs Menschen in Nürnberg ihre Arbeit, die sonst für die Pflege der Parkbänke zuständig wären. Was passiert mit diesen Menschen, die einen großen Anteil der dann vermiedenen Kosten von knapp 500.000 EUR pro Jahr nicht mehr als Einkommen verbuchen können?

Kosten diese Menschen zuerst als Arbeitslose die Arbeitsagentur und dann als Hartz IV-Empfänger die Stadt an anderer Stelle genau wieder das Geld, welches man bei den Parkbänken eingespart hat?

Wir fordern die Einbeziehung der Ersparnisfolgekosten in eine Gesamtbilanz sowie die Offenlegung und öffentliche Diskussion dieser Zahlen.

Mit den uns vorliegenden Informationen, die wir gerne mit neuen Fakten, die Sie uns hoffentlich übermitteln werden, abstimmen können, kommen wir bisher zum folgenden Ergebnis: Wenn Sie tatsächlich für eine nachhaltige Entwicklung sind, für den Erhalt von Arbeitsplätzen und für Wald- und Klimaschutz, dann bleibt Ihnen in diesem Fall keine andere Wahl als für die Verwendung von Holz aus unseren Breiten (idealerweise aus der Region) zu stimmen. Denn die Stadt Nürnberg als Verbraucher von afrikanischem Tropenholz aus der Naturwaldernte (mit FSC oder ohne), ist verantwortlich für die unnötige Freisetzung von Kohlenstoff, für die drastische Verarmung der Biodiversität, der Menschen und der Länder Zentralafrikas!

Eine abschließende Bemerkung zur Nutzung der Wälder: viel mehr als bei uns, sind von der direkten Nutzung der Wälder in Afrika ein höherer Prozentsatz der Bevölkerung abhängig als bei uns. Die angeblich längst überfällige ‚Inwertsetzung‘ dieser Wälder durch die Holzindustrie diffamiert die vielfältigen schon existierenden Nutzungen und reduziert ein diversifiziertes Wirtschaftssystem auf die auch bei uns praktizierte Holzernte.

Nachdem die Entscheidung in Kürze ansteht und die in unseren Fragen angesprochenen Punkte als Grundlage für die Entscheidung schon aufbereitet sein sollten, erwarten wir die Übermittlung der Antwort zeitnah und danken Ihnen schon in voraus für eine zügige Bearbeitung. Wir stehen Ihnen gerne unter 089-359 8650 zur Verfügung, falls Sie weitere Argumente zur Entscheidungsfindung benötigen.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Glöckle
Pro REGENWALD

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