Pro REGENWALD

Neues Hintergrund Projekte Mitmachen Über uns Mithelfen/Spenden
Please leave these fields blank (spam trap):

Teilsieg: Gericht stoppt Staudammprojekt Belo MonteStichwörter: Erfolg Großprojekte Landrecht Brasilien

Letzte Woche noch hat der Aktienkurs des österreichischen Anlagenbauers Andritz einen kleinen Sprung nach oben gemacht. Die Spekulanten belohnten die Zusage zu neuen Aufträgen in Lateinamerika. Eines der anstehenden Geschäfte wäre die Ausstattung des Staudamm-Projektes Belo Monte in Brasilien gewesen, gegen das seit Jahren vom Bau betroffene Indianer, Umweltschützer und Promis (siehe Sting oder Sigourney Weaver) protestieren.

Jetzt hängt die Umsetzung des Bauvorhabens, der Aktienkurs von Andritz wird wohl wieder abfallen: ein Gericht hat am Freitag mit sofortiger Wirkung die Teilgenehmigung der Umweltschutzbehörde IBAMA für den Bau des weltweit drittgrößten Wasserkraftwerkes außer Kraft gesetzt. Die Umweltauflagen sind nicht erfüllt worden. Der zuständige Richter Ronaldo Desterro hat zusätzlich auch die Finanzierung des umgerechnet etwa 8,5 Milliarden Euro teuren Projektes durch Brasiliens staatliche Entwicklungsbank BNDES auf Eis gelegt.

Die Entscheidung gilt solange, bis Einsprüche gegen das Projekt gerichtlich entschieden oder die Umweltauflagen erfüllt sind. Mit dem Beschluss kam das Gericht einem Antrag der Staatsanwaltschaft nach, die bemängelt hatte, dass vor der IBAMA-Genehmigung 29 erteilte Auflagen nicht erfüllt worden seien.

Der Baustopp ist eine Schlappe für die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff, die sich wie ihr Vorgänger Lula massiv für den Bau des Kraftwerkes am Xingu-Fluss, einem Amazonas-Seitenarm, im Bundesstaat Pará einsetzt.



Kommentare

# Dagmar Bajinski am 28.02.2011, 21:57

Ich hoffe, dieser Monsterstaudamm wird nie gebaut! Das Land gehört seinen Bewohnern und den Tieren, die dort leben, und so sollte es auch bleiben!

# Michael am 28.02.2011, 23:37

Offener Brief an die Vorsitzenden der Andritz AG:

Sehr geehrter Dr. Leitner, Dr. Buchbauer,
Ich lebe im brasilianischen Amazonas, wo ich als Präsident der Nichtregierungsorganisation Amazonlink indigene und lokale Gemeinschaften im Kampf um die Wahrung ihrer Rechte und um den Schutz ihres Lebensraumes unterstütze.
Mit großer Besorgnis beobachten wir die Ereignisse im Zusammenhang mit dem von der brasilianischen Regierung geplanten Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte und die Beteiligung der Firma Andritz AG an dem Projekt. Die Tatsache, dass die Durchführung dieses Projekts verheerende Auswirkungen auf den Regenwald und die indigenen und lokalen Gemeinschaften in der Region des Xingu hätte, ist Ihnen sicher bekannt und ich werde deshalb jetzt nicht näher auf die Einzelheiten dieser Aspekte eingehen.
Ich möchte Sie jedoch einladen, für einen Moment die Angelegenheit aus einer größeren Perspektive zu betrachten: Von den ursprünglich 14% der die Landfläche der Erde bedeckenden Regenwäldern sind heute nur noch etwa 6% erhalten. Die Zahl der ursprünglich schätzungsweise zehn Millionen indigenen Ureinwohner des Amazonas wurde auf heute weniger als zweihunderttausend reduziert. Ein Großteil dieser Zerstörung fand in den letzten fünfzig Jahren in Konsequenz einer auf globales Wirtschaftswachstum ausgerichteten Entwicklungspolitik durch Megaprojekte wie Straßenbau, großflächige Agrobusinessprogramme und Staudämme statt. Das Festhalten der brasilianischen Regierung an dem anachronistischen Entwicklungsmodell lässt eine weitere Beschleunigung der Entwaldung erwarten. Die heute zu beobachtenden Wechselwirkungen zwischen klimatischen Veränderungen und Entwaldung tragen ebenfalls zur Beschleunigung einesTeufelskreises bei.
Wie wird die Situation in zwanzig oder in fünfzig Jahren aussehen? Ich gehe davon aus, dass die kommenden Generationen – unsere Kinder und Enkelkinder – Fragen stellen werden: Wie konnte es dazu kommen, dass die Megaprojekte im Amazonas weiterbetrieben wurden, wobei doch bereits das Wissen um deren zerstörerische Auswirkungen vorhanden war? Wer waren die entscheidungstragenden Personen, die ausführenden Firmen, die involvierten Regierungen, die sich – wider besseren Wissens – an diesem historischen Verbrechen beteiligten?
2008 begleitete ich eine Delegation von Indigenen aus dem Amazonasgebiet zu einer internationalen Umweltkonferenz in Deutschland. Die Teilnahme der Indigenen wurde von der österreichischen Regierung unterstützt. Wir hatten im Zuge der Konferenz ein ausführliches Gespräch mit dem damaligen Umweltminister, Dipl.Ing. Josef Pröll. Er versicherte uns, dass Österreich die Anliegen der indigenen des Amazonas teile und sie weiter im Kampf um die Wahrung ihrer Rechte unterstützen werde.
Initiativen wie diese, allen voran der couragierte Einsatz unseres Bischofs Kräutler in direkter Zusammenarbeit mit den beroffenen Gemeinschaften im Xingu-Gebiet haben dazu geführt, dass Österreich vermehrt als Verbündeter der Indigenen in ihrem physischen und kulturellen Überlebenskampf wahrgenommen wurde. Die Aussicht, dass nun eine österreichische Firma an eben jenem Projekt beteiligt sein soll, das in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der polemischen Auseinandersetzungen um Regenwaldschutz und indigene Rechte geraten ist, stellt einen schweren Rückschlag für unsere Bemühungen um den Aufbau einer Solidaritätsbeziehung zwischen Österreich und den Amazonasgemeinschaften dar.
In diesem Sinn sende ich Ihnen diesen Appell mit einer c-Kopie an Minister Pröll, sowie das österreichische Lebensministerium und die an der Kampagne gegen Belo Monte beteiligten österreichischen Organisationen. Ich bitte Sie: Eine österreichische Firma darf sich nicht an dem Verbrechen Belo Monte beteiligen!
Hochachtungsvoll,
Mag. Michael Schmidlehner
Amazonlink.org

# Michael am 28.02.2011, 23:53

Bitte nehmt an der online-Protestaktion der österreichischen Dreikönigsaktion gegen den Andritz - Belo Monte Deal teil:
http://dka.at/index.php?id=belomonte&L=0

Please leave these fields blank (spam trap):

Kein HTML erlaubt.
Bitte verschont uns hier vor Werbeeinträgen, inhaltsfernem, beleidigendem oder anderweitig nicht tragbarem Geschreibe. Wir löschen solche Einträge, wollen aber nicht jeden Tag kontrollieren müssen.


Kommentar kann bis zu 30 Minuten nach dem Abschicken geändert werden.

Please leave these fields blank (spam trap):