Brasilien: Hält Dilma ihr Wort oder ebnet sie den Weg zur Regenwaldzerstörung?Stichwörter: Brasilien Raubbau Waldzerstörung Politik
Präsidentin Dilma RousseffDie nächsten Wochen werden es zeigen, aus welchem Holz Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff geschnitzt ist: Steht sie zum Regenwaldschutz, wie im Wahlkampf 2010 angekündigt? Oder wird sie eingeknicken vor der Agrarlobby, die gestern mit einem regenwaldbedrohenden Gesetzesentwurf die Senatshürde genommen hat.
Die Änderungen des 'Código Florestal' sehen unter anderem Straffreiheit für illegale Abholzungen vor, Schutzzonen an Flussufern sollen verringert und gesetzlich vorgegeben Mindestquoten an geschützten Waldflächen können reduziert werden. Nur ein Veto der Präsidentin kann die gesetzlich verordnete Zerstörung großer Regenwaldflächen noch verhindern.
Während auf der laufenden UN-Klimakonferenz in Durban auch brasilianische Diplomaten über Maßnahmen zum Klimaschutz verhandeln, zeigen die brasilianischen Agrarlobbyisten der Welt, worauf es in Brasilien ankommt. Klimaschutz ist so unwichtig, wie es früher der Regenwaldschutz war. Hauptsache es gibt genug Fläche für Rinderzucht und Sojaanbau.
Dabei trägt die Regenwaldzerstörungung in Brasilien massiv zum Treibhauseffekt bei: nahezu zwei Drittel der CO2-Emissionen des Landes rühren angeblich da her. Bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 hatte sich das fünftgrößte Land der Welt verpflichtet, die CO2-Emissionen bis 2020 um 39 Prozent und die Waldabholzung um 80 Prozent zu verringern. Präsidentin Rousseff bekräftigte diese Ziele mit Blick auf die Durban-Konferenz und trat Anfang der Woche noch für eine Neuauflage des Kyoto-Protokolls zum Klimaschutz ein.
Mit dem neuen Waldgesetz würden diese Ziele in Rauch aufgehen. Präsidentin Dilma weiss das, nicht zuletzt weil es ihr mittlerweile millionenfach von Cyberaktivisten weltweit zugetragen worden ist.
Einer Umfrage zufolge sollen 79 Prozent der Brasilianer Dilmas Veto gegen eine Änderung des Waldschutz-Gesetzes unterstützen, diese Menschen wollen den Regenwald erhalten sehen. Experten fürchten, dass in Brasilien Demokratie nach dem Gewicht des Geldbeutels gespielt werden könnte.
Zum Weiterlesen:
Die Welt verhandelt, Brasilien holzt, Süddeutsche/jetzt, 5.12.2011
Feuer frei in Brasilien: auf Umweltschützer und den Regenwald, Pro REGENWALD, 26.05.2011