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Belo Monte: wegsehen, weghören ... und dabei ständig neue Fakten schaffenStichwörter: Großprojekte Protest Indigene Staudamm

Auf der Belo Monte-Baustelle am Xingu in Brasilien scheint es wieder zu brummen. Nach Ostern hat es kurzzeitig nach Arbeitsniederlegung im Kampf um bessere Bezahlung ausgesehen - 7.000 Arbeiter können gut Druck ausüben, mehr noch, wenn sie gewerkschaftlich organisiert sind. Künftig sollen die Lohnauszahlung schneller und besser geregelt werden sowie die Mobiltelefone auch auf den Baustellen Empfang haben. Es geht weiter.

Weniger gute Karten sollen laut der plattform belo monte die Siedler und Kleinbauern haben, die für den Bau umgesiedelt werden mussten. Sie haben bisher die Entschädigungszahlungen nicht erhalten. Ob es ihnen hilft, dass ähnlicher Beschiss auch bei anderen Staudamm-Projekten vorgekommen ist? Wohl kaum.

Während nun die Baufirmen ihre 7.000 Arbeiter Wald roden und die Infrastruktur aus dem Boden stampfen lassen, sind die Bedingungen noch nicht abschließend geklärt. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) verlangte von der brasilianischen Regierung letzte Woche wiederholt Auskünfte über die Situation der indigenen Völker im Xingu-Becken, da durch das Wasserkraftwerk Belo Monte massive Auswirkungen erwartet werden.

Der brasilianischen Regierung bleiben 20 Tage zur Beantwortung der Fragen. Höchstwahrscheinlich wird es nicht gelingen, alle Auswirkungen grün zu reden und dem Projekt den Ruf der Nachhaltigkeit zu retten. Ein Baustopp könnte drohen.

Selbst dann werden die am Vorhaben beteiligten Unternehmen die Nachhaltigkeit des Projektes loben und die paar Wochen Baustopp geduldig abwarten, die die brasilianische Regierung brauchen dürfte, um 'ihr Ureinwohnerproblem' im Namen des Fortschritts gelöst zu bekommen. Das ist ganz in der Tradition von 500 Jahren Eroberung Lateinamerikas, die offensichtlich noch nicht ganz abschlossen ist und auch in unserem europäischen Interesse ist.

So schreibt Gerhard Dilger in Belo Monte: Das Unheil nimmt seinen Lauf vor wenigen Tagen:

Präsidentin Dilma Rousseff zufolge ist das Megaprojekt für die “Entwicklung” Brasiliens und speziell Amazoniens erforderlich. Dennoch dürfte ein Großteil des hoch subventionierten Stroms privaten Stahl- und Aluminiumwerken zugutekommen, womit die Rolle Amazoniens als Rohstofflieferant für Europa, Nordamerika und Asien fortgeschrieben wird. Gerade diese internationale Dimension, die in der öffentlichen Debatte meist ausgeklammert wird, ist ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis des Megaprojekts.

In den letzten Jahrzehnten haben die Länder des Nordens energieintensive Branchen wie die Aluminium-, Stahl-, oder Zelluloseproduktion immer mehr in den globalen Süden ausgelagert. Auch Brasilien sei eine „Geisel“ dieses Prozesses, die Produktion werde auf internationaler Ebene beschlossen und dem Land blieben die sozioökologischen Kosten, sagt der Energieexperte Célio Bermann und fordert die Mitverantwortung des Nordens ein.

In Deutschland und anderen Industrieländern, wo auch Regierungen immer wieder Sorge um die „grüne Lunge“ Amazonien äußern, bleibt es den AktivistInnen aus der Umwelt-, Nord-Süd- oder basiskirchlichen Szene vorbehalten, auf jene Mitverantwortung hinzuweisen. Zusammen mit den Sympathisanten aus den brasilianischen Metropolen unterstützen sie die Widerstandsbewegung vor Ort. So gab es letzte Woche Proteste anlässlich der Daimler-Aktionärsversammlung in Stuttgart.

Die europäischen Regierungen hingegen sehen vor allem Geschäftsinteressen: Natürlich hätten sie überhaupt nichts gegen Belo Monte einzuwenden, so sagte mir einmal ein Botschafter eines EU-Staats, „unsere Unternehmen verdienen ja daran mit“.

Quelle: blogs.taz.de




Weiterführende Information: plattform belo monte

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