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Costa Rica: Schon wieder indigener Landrechts-Aktivist erschossenStichwörter: Indigene Landrecht AktivistInnen unter Druck


Jehry Rivera, Landrechtsaktivist, erschossen am 24.02.2020.
Am Dienstag ist der indigene Landrechtsaktivist Jerhy Rivera im costaricanischen San Antonio de Térraba erschossen worden. Jerhy unterstützte eine Gruppe von Brörán- und Bribri-Indigene bei der Besetzung einer Finca, die per Gesetz als indigenes Territorium ausgewiesen war. Während der Besetzung seien sie von einer bewaffneten Gruppe Nichtindigener attackiert worden. Im Verlauf der Auseinandersetzung soll ein Angreifer mehrmals auf Jehry geschossen und ihn so schwer verwundet haben, dass er nach kurzer Zeit vor Ort verstarb. Er ist der dritte indigene Aktivist, der innerhalb eines Jahres in Costa Rica angegriffen wurde.


Jehry auf einer Veranstaltung mit dem vor einem Jahr ermordeten Sergio
Und es war nicht der erste Angriff auf Jehry: Im September 2013 überlebte er nur knapp einen Angriff, nachdem er illegale Holzfäller auf indigenem Territorium entdeckt hatte und die Behörden rufen wollte.

Wie die Nationale Front der Indigenen Völker Costa Ricas (FRENAPI) berichtet, wurde den Behörden schon am 23. Februar gemeldet, dass Indigene von nichtindigenen Grundbesitzern in der Region Térraba bedroht wurden. Schon seit Jahren stehen die indigenen Gemeinden der Brörán und Bribri in der Provinz Puntarenas, südöstlich der costa-ricanischen Hauptstadt San José, mit lokalen Großgrundbesitzern und Landwirten in Konflikt. Dort befinden sich die ausgewiesenen angestammten Gebiete beider Gruppen. Immer noch sollen rund 80 Prozent des Territoriums der Brörán und die Hälfte des Gebiets der Bribri von nicht-indigenen Familien und Farmern besetzt sein.

Von den fünf Millionen Costaricanern gehören nur etwas mehr als 100.000 den acht indigenen Gruppen des Landes an. Mit Verabschiedung des Indigenen Gesetz von 1977 sind 24 Gebiete des Landes als indigene Territorien anerkannt und eigentlich geschützt. Problem ist, dass die Behörden das Gesetz nicht durchsetzen. Im Gegenteil: es kam seither zu neuen/illegalen Landnahme, um Raum für beispielsweise die Landwirtschaft, Energiegewinnung oder touristische Gebiete zu schaffen.

Indigene Aktivisten und soziale Bewegungen kritisieren schon seit langem einen strukturellen Rassismus gegen die indigenen Gemeinschaften des Landes. Der Mord an Jehry ereignet sich nur zwei Wochen, nachdem Mainor Ortiz Delgado, ein Führer der Bribri-Indigenen angegriffen (Indigenous leader shot), und ein Jahr nachdem der indigene Aktivist Sergio Rojas erschossen wurde (Sergio Rojas erschossen). Beide Fälle sind noch nicht aufgeklärt.

Präsident Carlos Alvarado hatte die Gewalttaten am Dienstag in einem Statement verurteilt, das über social media verbreitet wurde.Er bedauere zutiefst die Gewalttaten, die in dieser Gemeinde stattgefunden haben, erklärte er in einem Videostatement. Anstatt jedoch die illegalen Siedler und ihre Verbündeten aufzufordern, sich zurückzuziehen und das Land der Indigenen zu verlassen, rief der Präsident die indigenen Gemeinden auf, von den Bemühungen um die Rückgewinnung ihres rechtmäßig erworbenen, angestammten Landes Abstand zu nehmen. Indigene Aktivisten und Unterstützerorganisationen werfen der Regierung deshalb vor, nach wie vor nichts gegen Rassismus und Gewalt gegen ihre Völker zu unternehmen.

Alice Shackelford, die UN-Beauftrage für die Indigenen Völker Costa Ricas, verurteilte die Geschehnisse scharf: "Wir können nicht zulassen, dass weitere Menschen ihr Leben verlieren." Sie forderte die Regierung zu schnellstmöglichem Handeln auf: "Es ist die Aufgabe des Staates, die Rechte der indigenen Völker zu garantieren und dabei die gesamte costaricanische Gesellschaft einzubeziehen und zu sensibilisieren.“ Bereits in der Vergangenheit hatten die UNO Costa Rica aufgefordert, die Rechte der indigenen Bevölkerung sicherzustellen.

Nach dem Mordversuch von 2013 ermunterte Jerhy noch die indigenen Gemeinden in Costa Rica: "Meine Leute bitte ich darum, mehr Geduld zu haben. Meine Leute bitte ich um Hoffnung. Darum, keine Angst zu haben. Es werden große und schwerwiegende Dinge auf uns zukommen, vor denen man Angst haben kann. Aber wir, die wir wissen, was wir wollen, haben keinen Grund Angst zu haben." Von seinem Land erwartete er Unterstützung, die auch dem internationalen Bild Costa Ricas gerecht wird: "Costa Rica kann sich nicht weiter das grüne Land, das neutrale Land oder das glücklichste Land der Welt nennen, wenn es in den indigenen Gebieten keine Freude gibt."

Bitte Mitmachen bei: Eilaktion 'Morddrohungen gegen Ditso-Mitglieder'

Weiterlesen, Hintergrund:

Costa Rican indigenous land activist killed by armed mob, Guardian

Asesinan a líder indígena Brörán en Térraba, delfino.cr

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