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1.700 Milliarden Euro Schaden jährlich
UN mag ökologischen Raubbau durch Wirtschaft nicht länger hinnehmen
Stichwörter: Raubbau Wirtschaft Protest Agrosprit

Anschiss von höchster Ebene. Die UN wirft der Wirtschaft Raubbau an der Natur vor und beziffert den Schaden, den allein die 3.000 größten Unternehmen anrichten, mit knapp zwei Billionen Euro jährlich. Ohne in die kürzlich veröffentlichte Studie geblickt zu haben: da sollten auch ein paar Unternehmen aus der Holz-, Papier- und Palmölbranche dabei sein.

Gegen diesen Raubbau kämpfen wir seit 20 Jahren. Die Zustände werden mittlerweile auf höchster politischer Ebene als dramatisch bewertet, dass nun selbst die UN die Täter beim Namen nennt (wobei wir die Liste mit den Namen der 3.000 großen Unternehmen noch nicht gesehen haben). Die Folgen des Raubbaus beschränken sich ja nicht nur auf die Natur und die natürlichen Ressourcen, man darf auch die betroffenen Menschen nicht vergessen, denen oft genug der Zugang zu den Ressourcen gestohlen oder zerstört wird.

Die Kritik der UN (die zugrundeliegende Studie wird von einem von der Deutschen Bank freigestellten Banker geleitet) fällt zahm aus und hört da auf, wo sie das System wirklich kritisch hinterfragen sollte. Es geht nicht darum, wieviele der betrachteten Unternehmen sich den Erhalt der Umweltsysteme 'als strategisches Ziel auf die Fahnen geschrieben' haben oder wieviele CEOs fürchten, Artensterben könnte irgendwann ihre Geschäfte stören (ob das Artensterben die Geschäfte von Google ...? Also ...) - es geht viel mehr doch darum, dass die am Raubbau beteiligten Unternehmen vom Raubbau leben und die Wirtschaft auf Pump von zukünftigen Generationen lebt,sprich: das uns bekannte Wirtschaftssystem den Raubbau braucht, um über die Runden zu kommen!

Anstelle eines schlechten Gewissens bei bisher über Umweltschutz wenig reflektierenden Unternehmern fordern wir die Einführung des von uns eben erfundenen NZK (NaturZerstörungsKoeffizient), den jedes Unternehmen in seiner Bilanz ausweisen muss und der dokumentiert, wieviel Umwelt zur Erwirtschaftung des Betriebsergebnisses geopfert wurde.

Ob man darauf dann eine Steuer erhebt, das möge Frau Merkel entscheiden.

Bedrohte Ökosysteme

UN fordern grüne Revolution in Chefetagen
Studie der Vereinten Nationen wirft den 3000 größten Konzernen Raubbau an der Natur vor. Schäden von zwei Billionen Euro

von Markus Balser

München - Die Vereinten Nationen werfen den größten Konzernen der Welt beim Umweltschutz schwere Versäumnisse vor. 'Das natürliche Kapital der Welt wird im großen Stil vernichtet', warnte UN-Umweltchef Achim Steiner im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Allein die 3000 bedeutendsten Unternehmen verursachen einer neuen UN-Studie zufolge jährliche Umweltschäden von zwei Billionen Euro.

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko steht laut Vereinten Nationen für weit mehr als die Probleme eines einzelnen Konzerns: Einer neuen Studie des UN-Umweltprogramms UNEP in Nairobi zufolge schenken die meisten Unternehmen dem Natur- und Artenschutz kaum Beachtung. 'Der Raubbau an der Natur durch die Wirtschaft setzt sich seit Jahren ungebremst fort', kritisiert Steiner. Wildnis, Arten, Lebensräume und Ökosysteme verschwänden in nie dagewesenem Tempo. Eine aktuelle UNEP-Schätzung kommt zum Ergebnis, dass die Arten heute 100-mal schneller aussterben, als es die Evolution vorgibt. 'Ein sechstes globales Massensterben hat begonnen', schlagen die Experten des UN-Umweltprogramms Alarm.

In internationalen Großkonzernen löst das allerdings offenbar kaum Sorgen aus. Nur zwei der hundert größten Konzerne der Welt haben sich den Erhalt der Ökosysteme als strategisches Ziel auf die Fahnen geschrieben, so das Ergebnis der UN-Studie, die an diesem Dienstag in London auf der ersten globalen Konferenz für Artenvielfalt und Biodiversität veröffentlicht wird. Von 1100 internationalen Top-Managern fürchtet nur jeder Vierte, Artensterben und der Verlust ganzer Ökosysteme könnten das eigene Geschäft beeinträchtigen. 'In vielen Konzernen gilt noch immer die Devise: Natürliche Ressourcen sind unerschöpflich. Dabei müssen wir längst schmerzhaft spüren, dass das nicht mehr stimmt', sagt UNEP-Chef Steiner.

Die Vereinten Nationen beziffern die Umweltschäden, die allein die 3000 größten Unternehmen der Welt durch den Missbrauch natürlicher Ressourcen, durch Verschmutzung von Luft oder Gewässern sowie das Aussterben von Arten verantworten, auf 1,7 Billionen Euro. 'Viele Volkswirtschaften sind noch immer blind für den enormen Einfluss der Artenvielfalt von Tieren, Pflanzen und anderen Lebensformen und ihre Rolle für die Funktion des Ökosystems', kritisierte Steiner. Das betreffe Wälder und Trinkwasservorräte ebenso wie den Boden, die Ozeane und die Atmosphäre. So gingen jedes Jahr zwölf Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche verloren.

Damit räumen die Vereinten Nationen auch das Scheitern ihrer eigenen Ziele zum Schutz von Artenvielfalt und Biodiversität ein. Denn 2002 hatten sich 192 Länder auf dem Umweltgipfel von Johannesburg darauf verpflichtet, bis 2010 den Verlust der Artenvielfalt 'global, regional und national' zu bremsen. Tatsächlich aber nehme die Zahl der Tier- und Pflanzenarten weiter dramatisch ab, sagt Steiner. Noch immer sterben täglich bis zu 130 Arten aus, fallen der Holzindustrie Urwälder von der anderthalbfachen Fläche der Schweiz zum Opfer. Moore verschwinden, Flüsse werden in Beton gezwängt, Berghänge erodieren zur Ödnis.

Den Grund für die weit verbreitete Ignoranz der Konzerne sehen die Vereinten Nationen in mangelnden Folgen für die Bilanz der Unternehmen: Die Nutzung des Ökosystems habe in vielen Bereichen keinen Marktpreis, sagt Steiner. 'Kosten für Umweltschäden tragen Versicherer, die Bevölkerung und Steuerzahler.' Die Vereinten Nationen fordern Regierungen weltweit deshalb zum Umdenken auf. Die Politik müsse den Schutz der Ökosysteme neben dem Klimaschutz als zweites Umwelt-Politikfeld etablieren. Durch Abgaben und Steuern müsse die Nutzung nach dem Vorbild der CO2-Verschmutzungsrechte einen Preis bekommen, forderte Steiner weiter. Mangelnde Vorgaben förderten verantwortungsloses Handeln in Unternehmen, warnte auch Studienleiter Pavan Sukhdev.

Der UN-Studie zufolge wächst vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Folgen von Artensterben und Umweltverschmutzung. Während dies 50 Prozent der Konzernchefs in Lateinamerika und 45 Prozent der CEOs in Afrika als Gefahr für ihr Geschäft betrachten, sind es in Europa weniger als 20 Prozent.

Dagegen legen Konsumenten den Vereinten Nationen zufolge weltweit mehr Wert auf ökologische Produktion. 80 Prozent wollen bei Verstößen gegen ethische Regeln mit einem Boykott reagieren.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Dienstag, den 13. Juli 2010

Link zu gekürzter Online-Version, 2010-07-12

Kommentare

# Klaus am 26.07.2010, 16:10

>Anstelle eines schlechten Gewissens bei bisher über Umweltschutz wenig reflektierenden Unternehmern fordern wir die Einführung des von uns eben erfundenen NZK (NaturZerstörungsKoeffizient), den jedes Unternehmen in seiner Bilanz ausweisen muss und der dokumentiert, wieviel Umwelt zur Erwirtschaftung des Betriebsergebnisses geopfert wurde.

Tolle Idee! Ich möchte den Vorschlag gerne noch erweitern: Der NZK müsste dann verpflichtend als einprägsames Negativ-Siegel an den Produkten angebracht werden - in gleicher Größe und an gleich pominenter Stelle, wie die Postiv-Siegel (Bio-Sechseck, blauer Engel, etc.). Beispielsweise als Resourcenvernichtungsampel.

Was die UNO angeht: möglicherweise kommt die Kritik dann von höchster, aber eben auch von ohnmächtigster Stelle. Wenn die UNO ihre Stimme erhebt, scheint mir die Durchschlagskraft in der Regel extrem gering zu sein. Siehe die zig Resolutionen alleine gegenüber dem Israel/Palästina-Konflikt.

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