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Pura Vida war gestern: Morddrohungen und Brandstiftungen kratzen am Image Costa RicasStichwörter: Indigene Protest AktivistInnen unter Druck Landrecht


Chrun Shurin: 300 Hektar bisher abgefackelt
Brandanschläge, Totschlag und wiederholte Morddrohungen, es ist plötzlich ungemütlich geworden im Urlaubsparadies Costa Rica. Auch wenn Touristen bisher nicht betroffen sind von den Konflikten, so schlagen das eine oder andere Gespräch und die Berichterstattungen in den jeweiligen Medien auf die Stimmung. Auf einen hässlichen Mord an dem Landrechtsaktivisten Jerhy Rivera am 24. Februar hin (siehe Costa Rica: Schon wieder indigener Landrechts-Aktivist erschossen, nach dem üble Sequenzen mit rassistischer Beschimpfung in diversen Social Medien zirkulierten, folgte diese Woche eine Reihe an Morddrohungen gegen weitere Aktivisten und deren Unterstützer, sowie Brände und Vandalismus in mehreren Territorien.

Wie kommt es dazu, dass bedrohte Personen von der Regierung nicht geschützt werden und Täter ungestraft bleiben? Dass in den Social Medien Morddrohungen verbreitet werden und gezielt Hass geschürt werden kann? Dass nach über 20 Jahren gesetzlicher Vorgaben immer noch nicht-Indigene in indigenen Territorien ansässig sind, wo sie längst nicht mehr sein sollten? Die Antwort ist immer die selbe: weil der Staat sich nicht kümmert und nicht gekümmert hat in all den Jahren ... vielleicht ein wenig zuviel des Pura Vida, des 'wird-schon werden'-Denkens.

Am Freitag, den 6. März, wurde gegen halb elf ein Brand auf der zurückeroberten Finca Kono Jú entdeckt. Die Ursachen des Feuers gelten offiziell als nicht bekannt. Niemand hat die Brandstifter gesehen. Die Rückeroberer von Cabecar bezeichnen diesen Akt als „nuevo mecanismo de agrésion e intimidación“, als „neuen Mechanismus der Aggression und Einschüchterung“. Darüber hinaus ist am Vortag in der Nähe der Finca Greivin Fernández Zúniga von einem Nicht-Indigenen mit der Machete bedroht worden. Einer Tonaufnahme auf seinem Handy ist der exakte Verlauf der Auseinandersetzung zu entnehmen. Die Mitglieder der Cabecar beklagen eine Zunahme von unbefugten Personen in ihrem Gebiet.

Auch die Ursache der Brände auf der Finca Crun Shurin am vergangenen Mittwoch und Donnerstag bleibt bis auf Weiteres ungeklärt. Durch die starken Winde an diesem Tag breitete sich das Feuer schnell aus und vernichtete sowohl Häuser als auch einen Teil der ökonomisch wichtigen Bananenplantage. Insgesamt sind mehr als 300 Hektar Land verbrannt. Durch die Flammen bedrohte Tiere konnten gerettet worden.

Die Finca Crun Shurin ist Anfang 2019 erfolgreich zurückgewonnen worden. Unter den aktuellen Besitzern befinden sich Robert Morales Villafuerte und der landesweit bekannte Indigenenführer Pablo Sibas des Bröran-Volkes (siehe Interview unten). Letzterer überlebte bereits zwei Anschläge auf seine Person. Sein Name steht angeblich auf einer Liste mit bedrohten Landrechtsaktivisten, auf der schon Sergio Rojas und Jerhy Rivera gestanden waren, ganz oben. Sergio und Jerhy sind inzwischen tot. Beide waren landesweit bekannte Personen im Kampf um den Schutz der Rechte der indigenen Minderheit in Costa Rica und sind im Abstand von weniger als einem Jahr ermordet worden.

Angesichts dieser Vorfälle und der anhaltenden Passivität der Regierung verfasste Ditsö, eine costaricanische Unterstützerorganisation einen Brief an Präsident Carlos Alvarado. Der Brief wird über die sozialen Netzwerke verbreitet, damit sich mehr Menschen der Forderung nach Frieden und Gerechtigkeit für die Ureinwohner Costa Ricas auf der Grundlage der Anerkennung, der Achtung ihrer Rechte, ihrer Kultur und ihrer Weltanschauung anschließen können.

Quelle: informa-tico.com ( Mithilfe Freiwillige Johanna, derzeit Costa Rica)

Weiterlesen:
Térraba lleva dos días bajo ataque, nuevas amenazas de muerte, incendios y vandalismo , informa-tico.com, 4.03.2020

Territorio indígena China Kichá bajo fuego , informa-tico.com, 4.03.2020




PABLO SIBAR SIBAR, INDIGENER ANFÜHRER DER BRÖRÁN: ‚ICH FÜRCHTE UM MEIN LEBEN (…) SIE BITTEN DARUM, MEIN TERRITORIUM ZU VERLASSEN‘
In Térraba angesiedelter Anführer stellt den Regierungs-Plan, ihnen ihr Land zurückzugeben, in Frage und versichert dass ein ‚Waffenstillstand‘ bestehe, sie jedoch mit den eigenhändigen Zurückgewinnungen fortfahren würden

Von Carlos Arguedas C.


Pablo im Interview
Pablo Sibar Sibar sagte, dass er sich am Donnerstag an die Staatsanwaltschaft gewendet hat, um die Brandstiftung auf seinem Grundstücks und die Todesdrohungen gegen ihn anzuzeigen (Foto archivo de Abelardo Fonseca)

Pablo Sibar Sibar, der im Indigenen Reservat von Térraba in Buenos Aires von Puntarenas ansässige indigener Brörán-Anführer, sagt er fürchte um sein Leben und dass das Gericht ihm Schutz angeboten, ihn jedoch darum gebeten habe, das Territorium zu verlassen. Dieser Mann von 64 Jahren beklagt andauernde Bedrohungen und klagt darüber, dass ihm am Dienstag und Mittwoch sein Grundstück angezündet wurde und dabei beinahe sein Haus verbrannt sei.

Es folgt ein Telefoninterview, das er der Nación gewährte:

Wie analysieren Sie den Plan-RTI?
Entschuldigen Sie, was ich sagen werde, aber in meinen Augen ist der Plan-RTI eine Schweinerei. Er ist nur eine weitere Studie für die Regierung und das ist ja der Streit, den wir haben. In diesem Moment, im Fall von Salitre, Cabagra und Térraba hat der Staat die Verpflichtung, unsere Völker zu schützen. Von dieser Verpflichtung wollte die Regierung mit dem Plan-RTI ablenken, doch der Plan geht überhaupt nicht auf die Realitäten dieses Territoriums ein.

Sie haben im November in einem Schreiben an den ehemaligen Vizeminister Juan Alfaro Einspruch gegen dieses Projekt eingelegt. Welche Antwort haben Sie erhalten?
Wir haben keinerlei Antwort erhalten. Auf unseren Brief haben wir nur eine Eingangsbestätigung erhalten und die Nachricht, dass sie Zeit bräuchten darauf zu antworten da die Angelegenheit sehr heikel sei, dass die Antwort schriftlich sein würde – und dann ging Juan Alfaro und antwortete uns einfach nicht.

Rándal Otárola, neuer Vizeminister des Dialoges hat sich mit Ihnen getroffen, welche Vereinbarung haben Sie bezüglich der Zurückgewinnungen der Ländereien getroffen?
Was er tatsächlich getan hat, war, um Zeit zu bitten, da er gerade erst neu ins Amt gekommen war. Sie wissen, es ist der vierte Vizeminister der sich dieser verpflichtenden Maßnahme annimmt. Alle sagen sie uns das Gleiche. Er hat uns um Zeit gebeten, das haben wir so angenommen. Ein momentaner Waffenstillstand um das Thema genauer zu definieren .. aber er hat auch eine Mitteilung veröffentlicht, dernach eine Unterbrechung der eigenhändigen Zurückgewinnungen vereinbart worden sei - aber das war es nicht, was vereinbart wurde.

Hat der Waffenstillstand eine Frist?
Der momentane Waffenstillstand kann zwei Wochen, einen Monat dauern. Es muss geschaut werden, wie der Vizeminister antworten wird, wie er das Thema der Ländereien lösen wird, denn wir haben ihm eine Reihe von Grundstücken genannt, damit er es unmittelbar löst. Der Waffenstillstand wird davon abhängen, wie sich die Dinge bewegen werden.

Im Falle Térraba, hat der Regierungsplan es geschafft irgendein Grundstück zurückzugewinnen?
Nein. Unter der Regierung von Abel Pacheco wurde ein Grundstück von 1.100 ha gekauft, bevor er gegangen ist. Pacheco hatte sich gegenüber der indigenen Bevölkerung verpflichtet, ein Grundstück pro (indigenem) Territorium pro Jahr zu kaufen, es waren 24 Grundstücke. Bevor er ging, kaufte er eines in Térraba. Aber es ist der Prozess, der so verkommen ist. Diese Ländereien werden an die ADIs (Asociación de Desarrollo (Entwicklungs-Gesellschaften)) ausgehändigt und die ADIs vergeben sie ihrer Laune nach. Dieses Land von 1.100 ha ist heute wieder in den Händen von nicht-Indigenen.

Also wurde in Térraba ein Grundstück zurückgewonnen?
Nicht durch den Staat, eigenhändig (durch indigene Organisationen) inzwischen sogar neun in Térraba.

Wie ist die Beziehung zwischen dem Ältesten-Rat Brörán (Consejo de Mayores) und der ADI?
Null Kontakt. In der Asociación de Desarrollo und dem Ältesten-Rat sind wir wie Wasser und Öl. Die ADI hat einen Ältesten-Rat Térraba. Wir haben den Ältesten-Rat Brorán mit dem wir darum kämpfen, die Rechte des Volkes zu verteidigen, die der Kultur, der Erde, des Lebens unseres Volkes, denn wir sind kurz davor zu verschwinden.

Am Dienstag wurde über einen Brand auf einem Grundstück berichtet, was ist passiert?
Der Brand begann am Dienstag. Sie haben einen Teil meines Grundstücks abgebrannt, sie haben beinahe das Haus meines Sohnes und das meine verbrannt. Es fehlte wenig, zum Glück kam die Feuerwehr und sie schafften es sie zu retten. Am Mittwoch haben sie dann weitergemacht und die anderen Teile in Brand gesteckt.

War das Feuer gelegt?
Natürlich, das Feuer war beabsichtigt und gelegt.

Sie waren an diesem Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft von Buenos Aires, was haben Sie angezeigt?
Ich habe verschiedene Dinge angezeigt, die Drohungen gegen mich, die Brände, all das, was uns gerade passiert.

Haben sie Angst um Ihr Leben?
Natürlich, das Problem ist, dass sie vom Gericht sagen, man müsse mich, um mich mit dem Opferschutz- Programm zu schützen, aus dem Territorium herausholen. Aaber wenn dieses Territorium meines ist, wie soll ich da gehen. Sie sollten die Räuber herausholen, welche die Schäden anrichten, die uns misshandeln oder uns Gewalt antun und die uns töten. Sie sind es, die sie herausholen sollten.

Quelle: nacion.com
Übersetzung: Pro REGENWALD, Carla Rutsch

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